Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
warten, bis Tommy mich liebt, und ihn dann einfach sitzen lassen?
Das ist ein weiterer Faktor, den du in deine Überlegungen einbeziehen musst , antworte ich mir selbst. Noch mehr Entscheidungen.
Nur, dass es nicht so einfach ist. Ich könnte Tommy verletzen mit meiner Entscheidung. Einen neuen Anfang machen? So einfach ist mein Leben nicht. Ich weiß, dass Alan und Callie und Elaina mir beistehen und mich unterstützen würden, sollte ich beschließen, den Job in Quantico anzunehmen. Alle wären traurig, doch die Bindungen sind zu alt und zu stark. Wir würden uns nicht verlieren.
Mit Freunden und Familie kann man eine Beziehung über große Entfernung führen. Mit einem Mann, der einen liebt, geht das nicht.
Vergiss nicht deine stumme Pflegetochter, deine Pillen einwerfende Freundin und 1forUtwo4me ! Vergiss nicht, dass du das Haus noch nicht leergeräumt hast und eine Freundin, die eben erst den Krebs besiegt hat. Vergiss nicht, dass die Grabsteine von Matt und Alexa hier in L.A. stehen und nicht in Virginia. Wer soll ihnen Blumen bringen?
»Weißt du, was ich möchte?«, frage ich leise, indem ich meine Geister für den Augenblick verdränge.
Er schüttelt den Kopf.
»Ich möchte, dass du mich nach oben bringst und mir beim Einschlafen hilfst.«
Er hebt mich ohne ein weiteres Wort auf die Arme und trägt mich die Treppe hinauf. Wir kommen an Alexas Zimmer vorbei, doch ich denke nicht darüber nach, und dann sind wir in meinem Bett, und er hält mich, er ist da, und ich kann endlich einschlafen, während er mich sicher hält, mein Wächter gegen die Toten.
KAPITEL 14
»Ich habe heute Morgen im Krankenhaus angerufen«, berichtet Barry, als wir gemeinsam über den Parkplatz gehen. »Das Mädchen sei wegen des Schocks behandelt worden, außerdem wegen Prellungen und Abschürfungen an Handgelenken und Knöcheln. Ansonsten ist sie unverletzt.«
»Das ist wenigstens etwas.«
Ich berichte ihm, was ich mir bisher zu diesen beiden Fällen überlegt habe. Einschließlich meiner Idee von Rache als verbindendem Motiv.
»Interessant. Allerdings passt Sarah nicht ins Spiel. Wenn wir sie und die Kingsleys außen vor lassen, würde es Sinn ergeben. Vargas hatte es mit Minderjährigen, schon seit langer Zeit. Vielleicht steht er darauf, ihnen die Fußsohlen zu peitschen und sie zu foltern. Eines der Kinder wird erwachsen und nimmt Rache. Es würde sogar erklären, warum er das ermordete Mädchen nicht verunstaltet hat. Er hat ihm die Augen geschlossen, hat es aber nicht ausgeweidet.«
»Ja.«
»Aber Sarah und die Kingsleys? Ich sehe nicht, wo die indieses Bild passen.« Er zuckt die Schultern. »Trotzdem, das Rache-Motiv ist nicht schlecht.«
»Vielleicht kann Sarah ein bisschen Licht in die Sache bringen.«
»Warten Sie einen Moment«, sagt Barry nervös, als wir uns dem Eingang nähern. »Ich brauche eine Zigarette, bevor wir reingehen.«
Ich lache leise. »Sie mögen auch keine Krankenhäuser, hm?«
Er zuckt die Schultern, als er seine Zigarette anzündet. »Als ich das letzte Mal in einem Krankenhaus war, habe ich meinem Dad beim Sterben zugesehen. Was soll man daran mögen?«
Barry sieht bleich und übernächtigt aus. Mir fällt auf, dass er die gleichen Sachen trägt wie am Abend zuvor.
»Waren Sie überhaupt zu Hause?«, frage ich ihn.
Er macht ein paar Züge; dann schüttelt er den Kopf. »Nein. Simmons hat bis um sieben Uhr heute Morgen am Tatort gearbeitet. Ich musste ein paar Software-Experten hinzuziehen. Sie sind immer noch dort.«
»Wieso?«
»Der Junge … Michael hieß er, nicht wahr? Sein Computer ist mit einem verdammt guten Verschlüsselungsprogramm gesichert. Die Softwarespezialisten haben mir erklärt, wie es technisch funktioniert, aber das war mir zu hoch. Jedenfalls wird die Festplatte leergeputzt, wenn man das falsche Passwort eingibt. So viel habe ich begriffen.«
Hey, versuch’s mit 1forUtwo4me. Man kann nie wissen.
Ich unterdrücke ein Blinzeln. »Interessant.«
»Es kommt noch besser, Smoky. Die Experten sagen, es wäre ein maßgeschneidertes Programm, hoch entwickelt, und sie glauben nicht, dass der Junge selbst das Programm auf seinem Computer installiert hat.«
»Warum nicht?«
»Zu komplex. Hat irgendwas mit demVerschlüsselungsalgorithmus zu tun, sagen sie. Eine bessere Verschlüsselung als das Militär.«
»Dann könnte der Killer die Software installiert haben.«
»Mein Gedanke.«
»Es würde Sinn ergeben. Er hat uns etwas zu sagen. Deshalb die Schrift an den
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