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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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äußerlichen Eigenschaften liebte sie seineAugen am meisten. Sie waren grau, intensiv, umgeben von langen Wimpern, um die jede Frau ihn beneidet hätte. Sie waren zu einer unglaublichen Tiefe imstande, zu unglaublichen Emotionen.
    Sie erinnerte sich, wie er sie aus diesen Augen an einem Hochzeitstag über den Tisch hinweg angesehen hatte. Er hatte gelächelt.
    »Weißt du, was ich mit am meisten an dir liebe?«, hatte er sie gefragt.
    »Was?«
    »Deinen wunderbaren Irrsinn. Wie du das Chaos zu einer Skulptur oder einem Gemälde arrangieren kannst, obwohl du nicht mal Ordnung in einer Wäscheschublade halten kannst, und wenn dein Leben davon abhängt. Ich liebe es, dass du niemals einen blauen Lidschatten vergisst, aber niemals pünktlich die Telefonrechnung bezahlst. Du bringst eine Wildnis in mein Leben, ohne die ich längst verloren wäre.«
    Sam zeigte ihr in diesem Moment seine Liebe, das konnte sie sehen. Diese Augen, diese intensiven grauen Augen, leuchteten vor Liebe, Trauer, Wut, Schmerz, Freude. Sie fiel in diese Augen, und sie hoffte, dass er all das verstand, was sie selbst in diesem Moment fühlte.
    Er zwinkerte ihr zu, und sie musste lachen – ein ersticktes Lachen, doch ein Lachen –, und dann schloss er die Augen wieder, und sie wusste, dass er bereit war, und dass sie niemals bereit sein würde, dass aber die Zeit gekommen war.
    Sie drückte zu.
    »Wenn Sie nicht fester zudrücken, wird es ziemlich lange dauern, bis er tot ist«, sagt der Fremde.
    Linda drückte fester. Sie spürte Sams Herzschlag unter ihren Fingern, spürte sein Leben , und sie fing an zu weinen. Tiefe, raue Schluchzer entrangen sich aus ihrer Kehle, stiegen aus jenem Teil von ihr auf, der am stärksten schmerzte.
    Sam hörte seine Frau weinen. Er spürte, wie ihre Händesich um seinen Hals schlossen. Sie drückte an den richtigen Stellen zu; der Blutfluss zu seinem Gehirn wurde unterbrochen. In seinem Kopf entstand ein gewaltiger Druck, zusammen mit Schwindelgefühl und einem undeutlichen Schmerz in der Brust. Seine Lungen fingen an zu brennen.
    Er hielt die Augen geschlossen, starrte ins Schwarze. Er betete, dass er imstande sein würde, sie geschlossen zu lassen, während er starb. Er wollte nicht, dass Linda ihn sehen musste, dass sie zusehen musste, wie das Leben aus ihm wich.
    Das Brennen wurde schlimmer, die Panik setzte ein.
    Kämpf dagegen an, Sam , befahl er sich. Halt durch. Es dauert nicht mehr lange, du verlierst das Bewusstsein.
    Es war so weit, er spürte es kommen. Schwarze Bereiche rings um sein Bewusstsein. Funken. Sobald er in diese Schwärze stürzte, war es vorbei. Diese Funken waren der letzte Rest von ihm. Zuerst würde er von Schwärze umfangen werden, und dann war er selbst die Schwärze.
    Ooops.
    Er hatte bereits einen Moment verloren. Statt Funken hatte es einen Blitz gegeben, nicht aus Licht, sondern aus Dunkelheit. Ihm wurde bewusst, dass er nicht merken würde, wenn es so weit war. Es würde ihn plötzlich überfallen. Ein Blitz aus Dunkelheit, und dann würde die Dunkelheit bleiben. Für immer.
    Wieder ein Blitz. Dieser war strahlend hell, blendend, unerträglich in seiner Lieblichkeit. Sam und Linda, nackt im Gewitter, die Regentropfen prasselten herab, so kalt . Sie erschauerten und sie liebten sich und sie saß über ihm, und Blitze zuckten über den Himmel rings um ihren Kopf, als er kam, so unglaublich stark …
    … Sarah weinte im Kreißsaal, und es raubte ihm den Atem, seine Knie waren weich, er war erfüllt von solchem Triumph …
    … Sarah rannte auf ihn zu, die Haare flatterten im Wind, sie hatte die Arme ausgebreitet, lachte die Welt an, Linda rannteauf ihn zu, die Haare im Wind, sie lachte, lachte, lachte die Welt an …
    Ich liebe dich ich liebe dich ich liebe dich ich liebe …
    Das letzte dunkle Aufblitzen, und Sam Langstrom war tot.
    Er lächelte.

KAPITEL 22
    Lindas Verstand war völlig leer.
    Sam saß zusammengesunken in seinem Sessel. Sie hatte gespürt, wie sein Puls sich unter ihren Fingern beschleunigt hatte und dann schwach geworden war, bis er schließlich ganz verschwand.
    Sie spürte Sams Blut an ihren Fingern. Es war nicht wirklich dort, doch sie spürte es. Ein Wort ging ihr durch den Kopf, wieder und wieder, wie eine riesige schwarze Fledermaus, die die Sterne verdeckte. Horror. Horror. Horror …
    »Das war sehr gut, Linda.«
    Warum ändert sein Tonfall sich nie? , fragte sie sich. Er klingt immer gleich. Gelassen und zufrieden, während er unaussprechliche Dinge tut

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