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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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    Sie erschauerte und kämpfte gegen ein Schluchzen an.
    Vielleicht ist er innerlich gar nicht da. Vielleicht ist er wie ein Golem, erschaffen aus Lehm, ohne Seele, die ihn durch das Leben führt.
    Lindas Blick ging zu ihrer Tochter. Sie spürte, wie ihr Herz sackte. Sarah hatte die Augen weit aufgerissen, doch sie sah nichts. Sie starrte, doch es war ein entrücktes Starren, weit weg. Sie schaukelte vor und zurück, vor und zurück. Ihre Lippen waren so fest zusammengepresst, dass sie weiß erschienen.
    Ich weiß, wie du dich fühlst, Baby , dachte Linda verzweifelt.
    »Ich weiß, dass Sie voller Schmerzen sind«, sagte der Fremde in diesem Augenblick. Sein Tonfall wurde plötzlich beruhigend.»Wir werden das alles jetzt bald beenden, all diesen grauenvollen, unerträglichen Schmerz, für immer beenden.«
    Er blickte Sarah an, sah, wie sie vor und zurück schaukelte. In einem Mundwinkel hatte sich ein Speichelfaden gebildet, der bis zu ihrem Kinn hinabreichte.
    »Ich werde mein Wort halten, wissen Sie? Solange Sie tun, was ich sage, solange Sie nicht abweichen, werde ich ihr nichts tun.«
    Du hast ihr schon genug getan, für den Rest ihres Lebens , dachte Linda. Vielleicht hatte Sarah eine Chance, falls sie nicht starb. Man konnte sich von einem emotionalen Trauma erholen, nicht jedoch vom Tod.
    Der Fremde ging zu Sam. Er nahm Schlüssel aus der Jackentasche, kniete nieder und entfernte die Handschellen, mit denen er Sam an den Füßen gefesselt hatte. Dann trat er hinter Sam und löste auch die Handschellen hinter seinem Rücken. Sam kippte nach vorn und schlug schlaff zu Boden wie ein Sandsack.
    »So werden wir es machen«, sagt der Fremde zu Linda. »Hören Sie genau zu. Ich werde Ihnen diese Schlüssel geben. Bitte lösen Sie die Handschellen um Ihre Knöchel.« Linda tat wie geheißen. Der Fremde griff mit der linken Hand hinter sich und zog eine Pistole aus dem Hosenbund. »Ich werde diese Waffe hier auf den Fußboden legen.« Er tat es. Er trat hinter Sarah und hielt ihr die Waffe an den Kopf.
    »Gleich werde ich zu zählen anfangen. Sobald ich bei fünf angekommen bin, werde ich Sarah in den Kopf schießen – falls Sie die Pistole bis dahin nicht dazu benutzt haben, sich selbst zu erschießen. Anschließend werde ich Sie stundenlang vergewaltigen und tagelang foltern. Haben Sie das verstanden?«
    Linda nickte teilnahmslos.
    »Gut. Noch etwas. Eine Pistole ist eine mächtige Waffe. Sie könnten sie berühren und auf dumme Gedanken kommen. Sie könnten beschließen, etwas Tapferes und Wahnwitziges zuversuchen. Tun Sie es nicht. In dem Moment, in dem sich der Lauf in meine Richtung bewegt, werde ich Sarah erschießen. Sobald der Lauf in irgendeine andere Richtung als Ihren Kopf zeigt, werde ich Sarah erschießen. Haben Sie das verstanden?«
    Linda starrte ihn wortlos an.
    »Linda«, fragte der Fremde geduldig. »Haben Sie verstanden, was ich gesagt habe?«
    Sie brachte ein Nicken zustande. Es kostete sie alle Kraft. Sie war so unendlich müde.
    Sam, mein Sam ist tot , dachte sie. Ich fühle mich auch schon tot.
    Sie blickte hinunter auf die Waffe auf dem Teppich. Die Waffe, die sie gleich in die Hand nehmen würde. Die Waffe, die allem ein Ende machen, die sie zu Sam bringen würde, die Sarah retten würde (hoffentlich) .
    »Ich werde Ihnen das gleiche Geschenk gewähren wie Ihrem Mann vorhin. Ein Satz. Ein einziger Satz, mehr nicht. Dies ist Ihre letzte Chance, etwas zu Sarah zu sagen.«
    Linda blickte zu ihrer zitternden, wunderschönen, weißlippigen Tochter.
    Wird sie sich überhaupt daran erinnern, was ich ihr sage?
    Linda hoffte es inbrünstig. Sie hoffte, dass ihre Worte sich irgendwie in Sarahs Gedächtnis einbrennen würden, dass sie sich später daran erinnern würde, und dass sie ihr ein Trost sein würden.
    Vielleicht hört sie die Worte in ihren Träumen.
    »Ich bin in den Wolken und wache über dich, Sarah. Immer.«
    Sarah schaukelte weiter vor und zurück, vor und zurück. Aus ihrem Mundwinkel floss Speichel.
    »Das war sehr hübsch«, sagte der Fremde. »Danke, dass Sie sich an meine Vorgabe gehalten haben.«
    Da war sie erneut, diese Wut. Dieser brennende, weiß glühende Hass, wie rollende Lava, wie explodierende Sonnen.
    »Eines Tages werden Sie sterben«, flüsterte sie mit bebender Stimme. »Und es wird ein schlimmer Tod sein. Wegen dem hier. Wegen all der Dinge, die Sie getan haben.«
    Der Fremde starrte Linda an, dann lächelte er.
    »Karma«, sagte er schließlich. »Ein

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