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Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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konnte. »Wer bist du?« brachte er heiser hervor.
    »Weißt du es wirklich nicht, Elrammed? Dann allerdings ist dein Verstand noch geringer, als ich dachte.«
    »Jeroba«, stieß er hervor.
    »Wer sonst?« Die Frau lachte spöttisch. »Wo hast du es?«
    »Was?« Der Hüne rang nach Luft. Auf Stirn und Schläfen schwollen Adern an, bis sie zu zerspringen drohten.
    »Ist es dir wieder eingefallen?« Jeroba beging nicht den Fehler, ihm zuviel Freiheit zu lassen oder ihm zu nahe zu kommen. Sie konnte nicht wissen, ob er ihr etwas vorspielte. Denn zweifellos würde er sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit töten. Andernfalls mußte er sich darüber klar sein, daß sie einen Verfolger wie ihn ebenfalls nicht dulden konnte.
    »An Bord«, keuchte er. »Auf Carlumen. «
    »O nein, Elrammed. Etwas so Kostbares wie die Salbe aus den Wurzeln der Irrwurz läßt man nicht zurück. Du trägst sie bei dir.«
    Seine Rechte zuckte nach hinten, bekam Jerobas Handgelenk zu fassen und zerrte sie an seine Seite. Die Schlinge um seinen Hals löste sich. Aber die Frau war gewandt, und das jahrelange Dasein in der Wildnis der Auen hatte sie gestählt. Ihre Stiefelspitze traf ihn an der Schläfe, und jeder andere hätte wohl die Besinnung verloren, Elrammed aber stürzte nur schwer ins Boot. Im nächsten Moment kam er schon wieder hoch, seine Fäuste wischten Jeroba zur Seite. Er wollte sein Schwert, doch bevor er es erreichte, hing sie wie eine Klette in seinem Nacken, und ein Dolch bohrte sich in seinen Oberarm.
    Knurrend fuhr er herum, versuchte, sie zwischen sich und der Bordwand einzuklemmen, als ein heftiger werdendes Schwanken des Bootes sein Vorhaben zunichte machte. Er war gezwungen, selbst nach einem sicheren Halt zu suchen, um nicht kopfüber in den Goldenen Strom zu stürzen, den schlagartig eine nahezu vollkommene Finsternis verdunkelte. Eine gigantische Flutwelle spülte über Carlumen hinweg und riß die fliegende Stadt mit sich.
    Elrammed sah etwas Riesiges, Bedrohliches auf sich zukommen.
    »Der Todesstern!« vernahm er Jerobas Aufschrei, dann wurde er emporgewirbelt und schlug hart irgendwo auf.
*
    Aus Caerylls Erinnerung wußte Fronja, daß sie sich mit Carlumen dem Todesstern nähern konnte und die Fliegende Stadt dabei gute Aussicht hatte, die Begegnung unbeschadet zu überstehen.
    Die Tochter des Kometen fühlte sich nicht wohl. Ein eigenartiges Schwindelgefühl überkam sie von Zeit zu Zeit, meist dann, wenn sie an den Kristallscheiben des Widderkopfs stand und hinausblickte. Dann war es, als senke sich ein dünner Schleier vor ihre Augen, der alles unförmig und verschwommen erscheinen ließ. Sie fror und schwitzte zugleich, und ihre Haut wirkte spröde wie Pergament.
    Manchmal glaubte sie, eine ferne, unheimliche Ausstrahlung wahrzunehmen, die ihr Angst einflößte und ihren Geist verwirrte. Es fiel ihr schwer, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen, während in ihr der Wunsch wuchs, das Böse des Todessterns mit Stumpf und Stiel auszurotten. Mit Carlumen und den über hundert Kriegern an Bord besaß sie vielleicht sogar die Macht dazu.
    Die Begegnung stand unmittelbar bevor. Fronja spürte es. Sie reagierte sogar ihren Freunden gegenüber gereizt.
    Dann verdunkelte sich die Circulur-Ader. Caeryll verlangte, die Fliegende Stadt so schnell wie möglich in Ufernähe zu bringen, aber Fronja hörte nicht auf ihn. Gebannt starrte sie hinaus in die wallende Finsternis, die auch die Auen überschwemmte.
    Endlich nahm die Bedrohung, die jeder beinahe wie einen körperlichen Schmerz empfand, Gestalt an.
    Der Todesstern war wahrlich riesig, schwarz in schwarz und mindestens fünfhundert Schritt durchmessend, aber keineswegs rund, sondern ausgezackt, mit unzähligen Klüften und Auswüchsen, die ihm am ehesten das Aussehen eines ins Gigantische aufgeblähten Igels gaben. Keineswegs alle dieser Erhebungen waren natürlich gewachsen. Bei vielen handelte es sich um befestigte Forts und Wehrtürme, um Palisaden und Barrikaden. Riesige Rammböcke ragten Spießen gleich nach allen Seiten daraus hervor, und wehe dem Gefährt, das davon betroffen wurde.
    Tertish benötigte nur wenige Augenblicke, um sich von dem Schock, den dieser Anblick in ihr ausgelöst hatte, zu befreien. Während Fronja anscheinend noch nicht die Kraft besaß, sich abzuwenden, brüllte sie bereits die ersten Befehle.
    Carlumen wurde jäh aus dem Kurs genommen, legte sich schräg vor die auflaufende Flutwelle goldener Partikel und drohte, zu

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