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Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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kentern. Schleppsegel zerrissen in diesen Gewalten wie dünne Tücher, Taue peitschten über Deck, und Beiboote wurden zu tückischen Geschossen, die selbst die Barrikaden durchbrachen . Überall herrschten Chaos und Verwirrung.
    Keine zwei Steinwürfe weit trieb die Fliegende Stadt am Todesstern vorbei, als ein Hagel von Schlamm, Felsen und brennenden Pechballen herniederging. Zwischen den Rammböcken des Todessterns stehende Wurfmaschinen wurden von dämonischen Kreaturen gegen Carlumen gerichtet.
    Ein heftiger Ruck ließ glauben, die Fliegende Stadt sei aufgespießt worden. Aber nur einige Segel hatten sich in den Auswüchsen der gigantischen düsteren Festung verfangen.
    Schon stürmten die ersten Helden hinüber. Ihre Kampfrufe übertönten für eine Weile jedes andere Geräusch, ehe sie sich in der Weite des Goldenen Stroms verloren. Jeder an Bord, war bereit, sein Leben im Kampf gegen das Böse zu opfern.
    Fronja wirkte verstört, als sie sich endlich zu Tertish und den anderen Getreuen umwandte, die sich auf der Brücke eingefunden hatten.
    »Kommt«, sagte sie. »Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen.«
    Ihre Schritte wirkten steif wie die einer hölzernen Gliederpuppe. Doch niemand bemerkte es. Alle fühlten nur den Haß auf das Böse, das es zu bekämpfen galt.
    Weit unterhalb der Schleuse des Grootan, dort, wo auf der anderen Seite des Goldenen Stroms einer seiner vielen Nebenarme mündete, ragte eine Landzunge in den Strom hinein. Sie war nicht so trügerisch wie das andere Uferland, und viele Krieger hatten sich bis zu ihrer äußersten Spitze hinausgewagt, um dort des Kommenden zu harren.
    Der Todesstern konnte nicht mehr weit sein. Immer deutlicher nahm Mythor eine unheimliche Ausstrahlung wahr. Aus der Ferne war es längst nicht so schlimm gewesen wie jetzt, da er seine Empfindungen allmählich zu artikulieren vermochte. Als würde das Fremde ihn gleichermaßen zu sich rufen und abstoßen. Diese Aura erschien ihm irgendwie vertraut – und unglaublich fremd zugleich.
    »Das sind die ganzen Entbehrungen, die sich über kurz oder lang bemerkbar machen«, behauptete Gerrek. »Vergiß einfach deine Gefühle, und du wirst sehen, es ist alles anders.«
    Vergeblich hielten sie nach Carlumen Ausschau. Entweder war die Fliegende Stadt längst an ihnen vorbei, oder sie wartete weiter stromabwärts. Auf jeden Fall war Mythor überzeugt davon, daß er Fronja in der Nähe des Todessterns treffen würde.
    Sie begaben sich weit auf die Landbrücke hinaus. Keiner der wartenden Helden schenkte ihnen sonderlich Beachtung. Einige flüchtige Blicke galten dem Beuteldrachen, mehr aber nicht. Unter den Kriegern waren ebenfalls etliche, deren Aussehen darauf schließen ließ, daß sie aus unsagbar weit entfernten Ländern in die Schattenzone verschlagen worden waren.
    Boozam suchte sich einen freien, etwas erhöhten Platz, wo er sich mit überkreuzten Beinen niederließ. Die Arme stützte er auf sein Hakenschwert, dessen Spitze mehrere Handbreit tief in den steinigen Boden eindrang. Die Augen halb geschlossen, erinnerte er mehr an eine Statue, denn an ein lebendes Wesen. Schnurrend schmiegten sich die Kaezinnen an seine Seite.
    »So schön möchte ich es auch haben«, schimpfte Gerrek. »Aber mir weint bestimmt niemand eine Träne nach, wenn ich im Kampf fallen sollte.«
    »Ich denke, dir sind die Mädchen zu kratzbürstig«, erwiderte Sadagar.
    Eine erwartungsvolle Stille lag über diesem Abschnitt des Goldenen Stroms. In der Ferne, mit der Schattenzone verschmelzend, zog Schwärze auf. Ein eisiger Wind ließ selbst die mit Pelzen bekleideten Krieger frösteln. Düsternis brach sich am Fuß der Landzunge, schwappte über die Steine herauf und trieb darin mit der Strömung davon.
    Auch am jenseitigen Ufer hatten sich Helden versammelt. Vereinzelt legten noch Boote an, deren Insassen sich beeilten, an Land zu gehen. Jeder spürte inzwischen, daß der Todesstern nahe war. Die Flutwelle kam mit verheerender Wucht. Sie trug Geröll und entwurzelte Pflanzen mit sich. Die Landbrücke erzitterte unter dem Ansturm, hielt aber stand.
    »Dort!« Gerrek mußte schreien, um sich überhaupt noch verständlich zu machen. Er deutete auf etwas, was längst jeder gesehen hatte.
    Der Todesstern rotierte heran, eine riesige, bewehrte Festung, gegen die anzukämpfen unmöglich erschien. Manchen mochte bei diesem Anblick der Mut verlassen. Daß Dämonen ihre Gegner sein würden, stand außer Zweifel.
    Boozam war aufgesprungen und hatte die

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