Der Todesstern

Titel: Der Todesstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel

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zerstören. Du darfst sein Werk nicht vernichten.«
    Boozam lachte. »Glaubst du diesem Verräter? Wie kann ich ruhig zusehen, wenn er das Gute in den Abgrund führt?«
    »Du… verkennst ihn.«
    »Natürlich. Nachdem er mir schon zweimal nach dem Leben trachtete und wer weiß wie viele Häscher noch ausgeschickt hat.«
    Baran wollte den Kopf schütteln, brachte aber nicht mehr die Kraft dazu auf. »Bitte«, kam es tonlos über seine zitternden Lippen. »Niemand darf den Todesstern aufhalten. Das wäre…« Ein Zucken durchlief seinen Körper, dann starrten seine Augen gebrochen ins Leere. Zugleich vollendete sich die erschreckende Verwandlung; er welkte dahin wie eine geknickte Blume, der man das Wasser entzogen hat, wurde innerhalb weniger Augenblicke zur Mumie und zerfiel zu Staub, den der auffrischende Wind davonwirbelte.
    Boozam straffte sich.
    »Er war eine Kreatur des Bösen.
    Nun bin ich überzeugt davon, daß es Mittel und Wege gibt, den Todesstern aufzuhalten.«
    Mythor nickte schwer. Er fühlte sich elend, was vermutlich auf die Anstrengungen der letzten Tage zurückzuführen war. Trotzdem gab er sich Mühe, seine zunehmende Schwäche vor den anderen zu verbergen.
    »Gehen wir«, sagte er. »Sonst wird Carlumen vor uns am Ziel sein. Ich möchte Fronja nicht warten lassen.«
    Als sie aufbrachen, bückte Gerrek sich nach dem gekrümmten Eisen. Aber nicht, um es, wie so vieles andere, was ihm brauchbar erschien, in seinem Hautbeutel verschwinden zu lassen. Prüfend wog er die Waffe in der Hand, bevor er sie, wie er es gesehen hatte, mit halb angewinkeltem Arm schwungvoll warf.
    Das Eisen flog tatsächlich einige Schritt weit, fiel dann aber wie ein Stein zu Boden. Gerrek versuchte es noch einmal – mit demselben unverständlichen Ergebnis.
    »Magie«, murmelte er und warf dem Eisen einen verächtlichen Blick zu. Dann beeilte er sich, die anderen einzuholen.

5.
    Es wurde zunehmend schwieriger, den Goldenen Strom zu befahren, aber Carlumen lag im Vergleich zu den vielen kleinen Booten und Flößen noch vergleichsweise ruhig. Nur hin und wieder stampfte und schlingerte die fliegende Stadt wie ein Segelschiff bei rauher und stürmischer See. Die Carlumer hatten sich, soweit dies irgend möglich war, in ihre Unterkünfte zurückgezogen, nachdem es mehrfach zu Auseinandersetzungen zwischen Rohninnen und den an Bord genommenen Kriegern gekommen war. Nur den Amazonen gegenüber verhielten sie sich abwartend, denn einige von ihnen hatten mit den wehrhaften Weibern schon recht schmerzliche Erfahrungen machen müssen, und die Kunde davon hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen. In kleinen Gruppen lagerten die »Helden« in der Stadt. Humpen voll schäumendem Bier und Streifen gepökelten Fleisches machten die Runde, nachdem ein Lagerraum aufgebrochen worden war. Tertish und Fronja ließen die Männer gewähren, da es bis zum Erreichen des Zieles ohnehin nicht mehr lange hin sein konnte. So herrschte leidliche Ruhe an Bord.
    Dort, wo das rauhe Gelächter aus Dutzenden Kehlen sich mit dem Säuseln des Windes vermischte, stand ein einsamer Krieger an der Wehr. Seine roten, zu Zöpfen geflochtenen Haare flatterten in der auffrischenden Brise. Gedankenverloren blickte er hinauf zu dem sich im Lebensrhythmus der Schwammscholle bewegenden Schwungrad. Sein Interesse indes galt anderen Dingen, wie schnell offenbar wurde. Als er sicher sein konnte, unbeobachtet zu sein, durchschlug er mit dem Schwert zwei Haltetaue, die einen der »Fische« mit den Barrikaden verbanden.
    Er war ein Hüne, gut sieben Fuß groß. Mit einem einzigen Satz schwang er sich auf den nächsten Pfosten und von da aus in das kleine Beiboot, das sanft in der herrschenden Strömung zu schaukeln begann. Mit dem Ruder stakte er sich dann langsam an der Wandung der Fliegenden Stadt nach unten, um so ungesehen das Weite zu suchen.
    Als er auch das letzte Seil lösen wollte, vernahm er ein leises Knarren hinter sich, wie es manchmal von ledernen Sohlen auf Holz hervorgerufen wird. Aber er reagierte zu spät.
    Eine dünne Schlinge legte sich um seinen Hals und wurde so eng zusammengezogen, daß er kaum noch Luft bekam. Bevor er nach dem Schwert greifen konnte, beförderte ein hastiger Fußtritt es aus seiner Reichweite.
    »Ich sollte dich gleich töten, du Feigling. Habe ich nicht gewußt, daß du die erstbeste Gelegenheit nutzen würdest, um heimlich zu verschwinden.«
    Die Schlinge lockerte sich ein klein wenig, gerade so weit, daß er mühsam krächzen