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Der Todeswirbel

Der Todeswirbel

Titel: Der Todeswirbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Rechnungen.
    »Schau dir das an«, klagte sie. »Was soll ich nur machen? Wie um Himmels willen soll ich diese Rechnungen jemals bezahlen? Von der Bank habe ich heute Morgen einen Brief bekommen, mein Konto sei überzogen. Ich verst e he das gar nicht. Ich bin doch so sparsam. Wahrschei n lich bringen meine Anlagen kaum mehr etwas. Und dann sind da natürlich diese schrecklichen Steuern und auße r ordentlichen Abgaben – Kriegsschädensteuer und so weiter. Man muss zahlen, ob man will oder nicht.«
    Lynn überflog die Rechnungen. Es befand sich wirklich keine unnötige Ausgabe darunter. Dachziegel, Installation des längst benötigten neuen Küchenboilers, eine Repar a tur der Wasserleitung – alles zusammen ergab einen b e trächtlichen Betrag.
    »Wir müssten natürlich hier ausziehen«, erklärte Mrs Marchmont mit wehleidiger Stimme. »Aber wo sollen wir hin? Es gibt einfach kein kleines Haus, das in Frage käme. Ach, es ist mir wirklich schrecklich, dass ich dich mit di e sen Dingen behelligen muss, Lynn, wo du kaum heimg e kommen bist, aber ich weiß mir keinen Rat. Ich weiß mir beim besten Willen keinen Rat.«
    Lynn musterte ihre Mutter. Mrs Marchmont war nun über sechzig und ihr Leben lang nicht besonders wide r standsfähig gewesen. Während des Krieges hatte sie Ev a kuierte aus London bei sich aufgenommen, hatte für sie gekocht und sich um sie gekümmert, überdies bei der Schulfürsorge mit angepackt, Marmelade für die Woh l fahrtsempfänger gekocht und. an die vierzehn Stunden am Tag gearbeitet, sehr im Gegensatz zu ihrem sorglosen, bequemen Leben vor dem Krieg. Lynn sah ihr an, dass sie nun am Ende ihrer Kraft und einem völligen Zusa m menbruch nahe war.
    Der Anblick der überarbeiteten, müden Frau ließ ein Gefühl der Erbitterung in ihr aufsteigen. Sie sagte lan g sam:
    »Könnte diese Rosaleen uns denn nicht helfen?«
    »Wir haben kein Recht, etwas zu beanspruchen«, erw i derte Mrs Marchmont errötend.
    »Doch«, entgegnete Lynn hart. »Ein moralisches Recht. Onkel Gordon hat uns immer geholfen.«
    »Von jemandem Hilfe zu erbitten, den man nicht b e sonders mag, ist nicht sehr anständig«, entgegnete Mrs Marchmont. »Und dieser Bruder – Rosaleens Bruder, meine ich – würde ihr niemals gestatten, auch nur einen Penny zu verschenken.«
    Und dann siegte echt weiblicher Argwohn über alles andere, und sie fügte anzüglich hinzu:
    »Wenn er überhaupt ihr Bruder ist.«

3
     
    F rances Cloade musterte über den Tisch hinweg nach denklich ihren Gatten.
    Sie war achtundvierzig Jahre alt und eine jener Frauen, die am besten in sportlicher Kleidung aussehen. Ihr Gesicht war noch immer schön, wenn auch von einer arroganten und ein wenig verwelkter Schönheit, wozu noch beitrug, dass sie auf jedes Make-up verzichtete und nur einen – nachlässig aufgetragenen – Lippenstift b e nutzte. Jeremy Cloade war bereits dreiundsechzig, ein grauhaariger Mann mit einem stumpfen, au s druckslosen Gesicht.
    Heute sah er noch unbeteiligter drein als sonst. Seine Frau stellte dies mit einem verstohlenen Blick fest.
    Ein fünfzehnjähriges Mädchen bediente bei Tisch. Es hantierte ungeschickt mit Schüsseln und Tellern, die A u gen stets ängstlich auf Mrs Cloade gerichtet. Runzelte ihre Herrin die Stirn, ließ Edna beinahe die Schüssel fallen, nickte Frances ihr jedoch anerkennend zu, strahlte das junge Ding übers ganze Gesicht.
    Die Bewohner von Warmsley Vale waren sich bewusst, dass, wenn es überhaupt jemandem in diesen Zeiten g e lang, Dienstboten zu bekommen, dies Frances Cloade war. Sie hatte eine besondere Art, mit dem Personal u m zugehen. Ihr Missfallen wie ihre Anerkennung waren gleich persönlich und interessiert, und sie schätzte eine gute Köchin mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der sie einer guten Pianistin Anerkennung zollte.
    Frances Cloade war die einzige Tochter Lord Edward Trentons, der seine Rennpferde in der Nähe von Warm s ley Vale trainiert hatte. In eingeweihten Kreisen wurde Lord Edwards schließlicher Bankrott als ein glücklicher Ausgang von Ereignissen beurteilt, die leicht anders hä t ten enden können. Man hatte von Pferden getuschelt, die nicht so ins Rennen geschickt worden waren, wie dies die Vorschriften erheischten, und auch von Einvernahmen der Kellner des Jockey Clubs war eine Zeit lang die Rede gewesen, doch gelang es Lord Edward, aus der etwas undurchsichtigen Affäre mit nur leicht lädiertem Ruf he r vorzugehen und mit seinen Gläubigern eine Vereinb

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