Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Todeswirbel

Der Todeswirbel

Titel: Der Todeswirbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
unterdrücken.
    »Nichts liegt mir ferner, als Gordon einen Vorwurf da r aus machen zu wollen, dass er sich in eine hübsche junge Frau verliebt hat. Das ist schließlich nur menschlich. Und warum hätte er nicht noch mal heiraten sollen? Aber dass er bei dem Luftangriff umkam, bevor er noch ein Test a ment machen oder überhaupt nach dem Rechten sehen konnte, das ist ein schlimmer Schlag. Abgesehen von dem Verlust, den Gordons Tod für mich bedeutet«, fuhr J e remy fort, »ist die Katastrophe ausgerechnet in einem Augenblick über mich hereingebrochen – « Er sprach nicht weiter.
    »Sind wir bankrott?«, erkundigte sich Frances une r schüttert.
    Jeremy betrachtete seine Frau mit einem an Verzwei f lung grenzenden Blick. So unbegreiflich Frances dies auch gewesen wäre, hätte Jeremy Cloade es doch viel besser verstanden, einer in Tränen aufgelösten Frau Rede und Antwort zu stehen als der sachlichen Frances.
    »Bankrott? Es ist schlimmer als das«, erklärte er heiser.
    Er beobachtete sie, wie sie stumm diese Erklärung au f nahm. Es nützte nichts. Gleich würde er es ihr sagen müssen. Gleich würde sie erkennen, was für ein Mensch er war. Wer weiß, vielleicht glaubte sie es ihm nicht ei n mal.
    Frances Cloade richtete sich in ihrem Lehnstuhl auf.
    »Ach so. Ich verstehe. Eine Veruntreuung, ja? Eine U n terschlagung? So etwas Ähnliches, wie es damals der ju n ge Williams angestellt hat?«
    »Ja, aber diesmal bin ich der Verantwortliche. Ich habe Gelder, die uns anvertraut waren, für eigene Zwecke b e nutzt. Bis jetzt ist es mir gelungen, alles zu vertuschen, aber – «
    »Aber jetzt kommt es heraus?«, forschte Frances int e ressiert. »Wenn ich nicht schnell Geld auftreiben kann, ja.«
    Schlimmer als alles war die Scham. Wie würde sie dieses Geständnis aufnehmen?
    Frances saß, die Wange auf die Hand gestützt, da und dachte mit gerunzelter Stirn nach.
    »Zu dumm, dass ich kein eigenes Geld besitze«, sagte sie endlich.
    »Du hast natürlich deine Mitgift«, bemerkte Jeremy steif, doch Frances unterbrach ihn geistesabwesend:
    »Aber die wird auch weg sein, nehme ich an.«
    Es fiel Jeremy schwer weiterzusprechen.
    »Es tut mir Leid, Frances. Es tut mir sehr Leid, mehr als ich dir sagen kann. Du hast ein schlechtes Geschäft g e macht.«
    Sie blickte auf.
    »Was meinst du damit? Das hast du vorhin schon b e hauptet.«
    »Als du dich einverstanden erklärtest, mich zu heiraten«, erwiderte Jeremy würdevoll, »konntest du mit Recht a n nehmen, dass ich dir ein Leben ohne Peinlichkeiten, ein Leben ohne Sorgen und Demütigungen bereiten würde.«
    Frances betrachtete ihren Mann mit äußerstem Ersta u nen.
    »Ja, aber Jeremy, was um Himmels willen glaubst du, hat mich veranlasst, dich zu heiraten?«
    Er lächelte überlegen.
    »Du warst stets eine gute Frau, Frances, und du hast stets zu mir gehalten. Aber ich kann mir kaum schme i cheln, dass du mich auch unter – hm – anders gearteten Umständen zum Mann gewählt hättest.«
    Frances starrte ihren Mann verdutzt an und brach dann in Lachen aus.
    »Ach, du dummer Kerl, du! Was für romantische G e danken du hinter deiner trockenen Juristenstirn verbirgst! Hast du wirklich geglaubt, ich hätte dich quasi zum Dank dafür, dass du Vater vor den Wölfen gerettet hast, gehe i ratet?«
    »Du hast sehr an deinem Vater gehangen, Frances.«
    »Ich vergötterte ihn. Er war der lustigste Kamerad, den man sich wünschen kann, und er sah fabelhaft aus. Aber deswegen habe ich mich doch nie Illusionen über ihn hingegeben. Und wenn du glaubst, ich hätte dich als V a ters Anwalt nur geheiratet, um ihn vor dem zu bewahren, was ihm unweigerlich früher oder später widerfahren musste, dann kennst du mich nicht. Dann hast du mich überhaupt nie gekannt.«
    Sie sah ihren Mann verblüfft an. Wirklich sonderbar, dass man über zwanzig Jahre mit einem Mann verheiratet sein konnte, ohne die leiseste Ahnung zu haben, was e i gentlich in ihm vorging.
    »Ich habe dich geheiratet, weil ich dich liebte«, stellte sie sachlich fest.
    »Du liebtest mich? Aber was kann dir an mir gefallen haben?«
    »Ach, was für eine Frage, Jeremy! Ich weiß es selbst nicht. Vielleicht weil du so anders warst als die Leute um meinen Vater herum. Und vielleicht auch, weil du nie über Pferde gesprochen hast. Du kannst dir nicht vorste l len, wie satt ich es hatte, nur über Pferde und Rennen reden zu hören. Ich erinnere mich, wie du eines Abends zum Essen kamst und ich dich fragte, ob du mir

Weitere Kostenlose Bücher