Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Todeswirbel

Der Todeswirbel

Titel: Der Todeswirbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
a rung zu treffen, die es ihm nun gestattete, im schönen Südfrankreich ein beschauliches Leben zu führen. Und dass er so glimpflich davongekommen war, hatte er nicht zuletzt der Schlauheit und dem entschlossenen Vorgehen seines Anwalts Jeremy Cloade zu verdanken.
    Jeremy Cloade hatte sich ganz besonders für diesen Klienten ins Zeug gelegt. Er hatte sogar persönliche G a rantien übernommen und während der schwierigen Ve r handlungen kein Hehl aus seiner Bewunderung für Fra n ces Trenton gemacht. Als dann die Affäre zum glimpfl i chen Abschluss kam, wurde nach kurzer Zeit aus Frances Trenton Mrs Jeremy Cloade.
    Was Frances Trenton selbst von dieser Entwicklung hielt, erfuhr nie jemand. Sie erfüllte ihren Teil des A b kommens über jeden Tadel erhaben. Sie war Jeremy eine tüchtige und loyale Frau, seinem Sohn eine besorgte Mu t ter und gab sich Mühe, ihrem Mann in jeder Beziehung bei seinem Fortkommen behilflich zu sein. Nie verriet sie durch eine Handlung oder auch nur durch ein Wort, ob ihr Entschluss, Jeremy Cloade zu heiraten, freiem Willen oder dem Gefühl der Verpflichtung, für die Rettung ihres Vaters zu danken, entsprungen war.
    Zum Dank für diese tadellose Haltung hegte die gesa m te Familie Cloade ungeschmälerte Bewunderung für Frances. Man war stolz auf Frances, man unterwarf sich ihrem Urteil, aber man fühlte sich nie auf völlig vertra u tem Fuß mit ihr.
    Wie Jeremy Cloade über seine Heirat dachte, erfuhr man ebenfalls nicht, da überhaupt nie jemand Einblick in Jeremys Gedanken oder Empfindungen gewann. Sein Ruf als Mensch und als Anwalt war ausgezeichnet. Die Firma Cloade, Brunskill & Cloade war über jeden Zweifel erh a ben. Die Geschäfte gingen gut, und die Cloades lebten in einem sehr hübschen Hause in der Nähe des Marktpla t zes. Die Birnbäume in dem großen ummauerten Garten boten im Frühling den Anblick eines weißen Blüte n meers.
    Das Ehepaar begab sich nach Tisch in ein Zimmer, welches, an der Rückfront des Hauses gelegen, auf den Garten hinausging, und dorthin brachte Edna, das fün f zehnjährige Dienstmädchen, den Kaffee.
    Frances schenkte ein. Der Kaffee war stark und heiß.
    »Ausgezeichnet, Edna«, lobte sie.
    Und Edna, vor Freude über die Anerkennung über und über rot werdend, verließ das Zimmer und wunderte sich, wie jemand schwarzen Kaffee ausgezeichnet finden konnte. Sollte Kaffee gut schmecken, musste er ihrer Meinung nach sehr hell sein, viel Zucker und vor allem sehr viel Milch enthalten.
    Frances lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und warf i h rem Gatten einen prüfenden Blick zu. Jeremy war sich des Blickes bewusst und strich sich mit einer für ihn ch a rakteristischen Geste mit der Hand über die Oberlippe. Doch Frances schaltete eine Pause des Nachdenkens ein, bevor sie zu sprechen begann. Ihre Ehe mit Jeremy war glücklich verlaufen, doch wirklich nahe waren sie sich nie gekommen, zumindest nicht, soweit es unter Eheleuten eigene vertrauliche Gespräche betraf. Sie hatte Jeremys Zurückhaltung stets respektiert, und ebenso hatte er es gehalten. Selbst als das Telegramm mit der Mitteilung von Antonys Tod im Felde kam, war keiner von ihnen z u sammengebrochen.
    Jeremy hatte das Telegramm geöffnet und dann zu Frances aufgeschaut, und sie hatte nur gefragt: »Ist es –?«
    Er hatte den Kopf gesenkt und das zusammengefaltete Stück Papier in ihre ausgestreckte Hand gelegt.
    Nach einer Weile schweigenden Beisammenstehens sagte Jeremy nur: »Ich wünschte, ich könnte dir helfen, meine Liebe.« Und sie antwortete mit fester, tränenloser Stimme: »Es ist für dich ebenso schlimm.«
    »Ja«, hatte er erwidert, »ja.« Und mit steifen Schritten, plötzlich gealtert, zur Türe gehend, fügte er müde hinzu: »Was ist da zu sagen… was ist da zu sagen…«
    Ein überströmendes Gefühl der Dankbarkeit war in ihr aufgestiegen. Dankbarkeit für sein wortkarges Verstän d nis und Mitleid mit ihm, der ohne Übergang zum alten Mann geworden schien, hatte ihr Herz erfüllt. Mit ihr selbst war nach dem Tod ihres Sohnes eine Veränderung vor sich gegangen. Ihre im Allgemeinen freundliche Art erstarb gleichsam, ein Panzer schloss sich um ihre Em p findungen, und es war, als verstärke sich der energische Zug in ihrem Wesen. Sie wurde noch tüchtiger und sac h licher – die Leute erschraken jetzt manchmal vor ihrer etwas barschen Art.
    Zögernd strich Jeremy Cloade mit dem Finger über die Lippen, und schon klang es durch den Raum:
    »Was gibt’s,

Weitere Kostenlose Bücher