Der Todeswirbel
alle der Meinung, ihr erster Mann sei in Afrika an Sumpffieber gestorben. Nun scheint dies aber nicht der Fall zu sein.«
»Ah«, Poirot richtete sich aus seiner lässigen Stellung auf. »Und was veranlasst Sie zu dieser Vermutung?«
Rowley schilderte das Erscheinen Mr Enoch Ardens in Warmsley Vale.
»Sie haben vielleicht in den Zeitungen darüber gel e sen…«
»Ja, ich bin im Bilde«, versicherte Poirot.
Rowley fuhr fort. Er schilderte seinen ersten Eindruck von diesem Arden, wie ein Brief Beatrice Lippincotts ihn sodann in den »Hirschen«, bestellt und was er über das von Beatrice belauschte Gespräch zwischen David Hu n ter und dem Fremden vernommen hatte.
»Wie weit man das, was sie behauptet, gehört zu haben, für bare Münze nehmen kann, ist natürlich fraglich«, fü g te er vorsichtig hinzu. »Möglich, dass sie ein bisschen übertrieben oder gar falsch verstanden hat.«
»Hat Miss Lippincott der Polizei von diesem Gespräch erzählt?«, erkundigte sich Poirot.
Rowley nickte.
»Ich riet ihr dazu.«
»Ich verstehe nicht ganz, Mr Cloade, was Sie zu mir führt. Wünschen Sie, dass ich in dieser Mordaffäre Nac h forschungen anstelle? Ich nehme an, es unterliegt keinem Zweifel, dass es sich um Mord handelt.«
»Diese Seite der Sache interessiert mich nicht«, erklärte Rowley. »Das ist die Arbeit der Polizei. Ein Mord war es, das steht fest. Nein, ich möchte, dass Sie herausfinden, wer der Mann in Wirklichkeit war.«
Poirots Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen z u sammen. »Wer war er denn, Ihrer Vermutung nach, Mr Cloade?«
»Ich meine… nun ja… Enoch Arden ist doch schlie ß lich kein Name. Das war doch sozusagen ein Pseudonym, von Tennyson entlehnt. Ich habe das Gedicht nachgel e sen. Es geht um einen Mann, der zurückkommt und en t deckt, dass seine Frau einen anderen geheiratet hat.«
»Sie vermuten, dass Enoch Arden in Wirklichkeit R o bert Underhay war?«, fragte Poirot ohne Umschweife.
»Möglich, dass er’s war«, entgegnete Rowley bedächtig. »Dem Alter und der Figur nach hätte er’s sein können. Ich hab mehr als einmal mit Beatrice darüber gesprochen. Der Fremde sagte, Robert Underhay ginge es schlecht, er brauche dringend Geld für ärztliche Pflege. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass er sich selbst meinte. Ansche i nend ließ er eine Bemerkung fallen, es sei doch wohl kaum in David Hunters Interesse, wenn Robert U n derhay plötzlich in Warmsley Vale auftauchen würde – mehr oder weniger ein Hinweis darauf, dass er sich unter falschem Namen eingeschrieben hat aus Rücksicht auf Hunter und seine Schwester.«
»Befand sich irgendein Ausweis unter den Sachen des Mannes?«
Rowley schüttelte den Kopf.
»Über seine Identität liegen nur die Aussagen der Leute vom ›Hirschen‹ vor – dass er sich unter dem Namen E noch Arden eingetragen habe.«
»Er besaß überhaupt keine Papiere?«
»Nein. Eine Zahnbürste, ein Hemd und ein Paar E r satzsocken – das waren seine gesamten Habseligkeiten. Kein Ausweis, kein Papier.«
»Das ist interessant, sehr interessant«, murmelte Poirot.
»David Hunter behauptet, einen Brief von dem Fre m den erhalten zu haben«, fuhr Rowley fort. »Der Mann habe sich als Freund Robert Underhays ausgegeben und geklagt, wie schlecht es ihm gehe. Auf Rosaleens Bitte hin sei Hunter in den ›Hirschen‹ gegangen und habe dem Mann mit einer Kleinigkeit unter die Arme gegriffen. So erzählt David Hunter die Geschichte, und ich wette, dass er nicht davon abgeht.«
»Und David Hunter hatte den Mann nie vorher ges e hen?«
»Angeblich nicht. Hunter und Underhay kannten sich jedenfalls nicht. Das steht fest«, erklärte Rowley.
»Und Rosaleen Cloade?«
»Auf Veranlassung der Polizei hat sie sich den Toten angesehen. Sie erklärte, der Mann sei ihr völlig fremd.«
»Eh bien«, sagte Poirot. »Damit ist Ihre Frage ja bean t wortet.«
»Der Meinung bin ich nicht«, widersprach Rowley u n verblümt. »Wenn der Tote Robert Underhay ist, bedeutet dies, dass Rosaleens Ehe mit meinem Onkel nicht gültig war und ihr demzufolge kein Cent vom Geld Gordon Cloades gehört. Glauben Sie, dass sie unter diesen U m ständen die Identität des Toten preisgeben würde?«
»Sie trauen Ihr nicht?«, lautete Poirots Gegenfrage.
»Ich traue keinem von ihnen.«
»Es gibt doch sicher noch mehr Leute, die sagen kön n ten, ob der Tote Robert Underhay ist oder nicht?«
»Das ist ja eben der Haken. Es scheint sehr schwierig zu sein, jemanden zu finden, der
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