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Der Todschlaeger

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Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Wo hast du die Nacht
    verbracht? Mein Gott! Fange nicht wieder an,
    ich würde verrückt werden ... Sag, Auguste,
    wo bist du hingegangen?«
    »Wo ich zu tun hatte, zum Donnerwetter!«
    sagte er mit einem Achselzucken. »Um acht
    Uhr war ich in La Glacière8 bei dem Freund,
    der eine Hutfabrik aufmachen soll. Ich habe
    mich verspätet. Da habe ich lieber gleich da
    geschlafen ... Außerdem, weißt du, habe ich es
    nicht gern, daß man mir nachspioniert. Laß
    mich in Ruhe!«
    Die junge Frau begann wieder zu schluchzen.
    Die schallenden Stimmen und die schroffen
    Bewegungen Lantiers, der die Stühle
    umkippte, hatten eben die Kinder geweckt. Sie
    setzten sich halb nackt im Bett auf und
    entwirrten mit ihren Händchen ihr Haar; und
    als sie ihre Mutter weinen hörten, stießen sie
    ein schreckliches Geschrei aus und weinten
    ebenfalls, obwohl sie die Augen kaum richtig
    aufbekamen.
    »Aha! Da haben wir das Gezeter!« schrie
    Lantier wütend. »Ich warne euch, ich mache
    mich wieder auf und davon! Und diesmal haue
    ich allen Ernstes ab ... Ihr wollt also nicht still
    sein? Na, mir langt's, ich gehe dahin zurück,
    wo ich herkomme.« Er hatte bereits seinen Hut
    wieder von der Kommode genommen.
    Doch Gervaise stürzte auf ihn zu und
    stammelte:
    »Nein, nein!«
    Und sie erstickte die Tränen der Kleinen unter
    Liebkosungen. Sie küßte ihr Haar und legte sie
    mit zärtlichen Worten wieder schlafen. Auf
    einen Schlag beruhigt, lachten die Kleinen auf
    dem Kopfkissen und kniffen sich zum Spaß.
    Inzwischen hatte sich ihr Vater, ohne auch nur
    seine Stiefel auszuziehen aufs Bett geworfen,
    er sah todmüde aus, und sein Gesicht war von
    einer durchwachten Nacht blaugeädert. Er
    schlief nicht ein, er behielt die Augen weit
    offen und ließ sie rings durchs Zimmer
    schweifen.
    »Das ist ja sauber hier!« murmelte er.
    Nachdem er Gervaise eine Weile angeschaut
    hatte, fügte er dann boshaft hinzu: »Du
    wäschst dich wohl gar nicht mehr?«
    Gervaise war erst zweiundzwanzig Jahre alt.
    Sie war groß, ein bißchen dünn und hatte feine
    Züge, die bereits von den Härten ihres Lebens
    verzerrt waren. Ungekämmt, in Pantoffeln, in
    ihrer weißen Unterjacke, auf der die Möbel
    Spuren ihres Staubs und ihrer Speckigkeit
    hinterlassen hatten, schien sie durch die
    Stunden der Angst und Tränen, die sie soeben
    verbracht hatte, um zehn Jahre gealtert zu sein.
    Lantiers Bemerkung bewirkte, daß sie ihre
    furchtsame und ergebene Haltung aufgab.
    »Du bist ungerecht«, sagte sie, in Fahrt
    kommend. »Du weißt genau, daß ich alles tue,
    was ich kann. Es ist nicht meine Schuld, wenn
    wir hier gelandet sind ... Ich möchte dich mit
    den beiden Kindern in einer Stube sehen, in
    der nicht mal ein Ofen ist, damit man Wasser
    warm machen kann ... Anstatt dein Geld
    durchzubringen, hätten wir uns gleich, als wir
    in Paris angekommen sind, einrichten sollen,
    wie du es versprochen hattest.«
    »Na, hör mal!« schrie er. »Den Zaster, den
    hast du mit mir verjubelt! Heute steht es dir
    nicht zu, auf die guten Bissen zu spucken!«
    Doch sie schien ihn nicht zu hören, sie fuhr
    fort:
    »Schließlich kann man sich mit etwas Mut
    noch herauswinden ... Ich habe gestern abend
    Madame Fauconnier aufgesucht, die
    Wäscherin aus der Rue Neuve de la
    Goutted'Or. Sie nimmt mich Montag. Wenn du
    dich mit deinem Freund aus La Glacière
    zusammentust, rappeln wir uns in weniger als
    einem halben Jahr wieder hoch – gerade die
    Zeit, um uns auszustaffieren und irgendwo
    eine Bude zu mieten, wo wir zu Hause sind ...
    Oh, wir werden arbeiten müssen, arbeiten ...«
    Lantier drehte sich mit gelangweilter Miene
    zur Wand.
    Da brauste Gervaise auf.
    »Ja, das ist es ja gerade, es ist ja bekannt, daß
    die Liebe zur Arbeit dich nicht gerade
    überwältigt. Du platzt vor Ehrgeiz, du
    möchtest wie ein Herr gekleidet sein und
    Dirnen in seidenen Röcken ausführen. Nicht
    wahr, du findest mich nicht mehr gut genug,
    seitdem du mich alle meine Kleider hast ins
    Leihhaus bringen lassen ... Hör mal, Auguste,
    ich wollte nicht mit dir darüber sprechen, ich
    hätte ja noch gewartet, aber ich weiß, wo du
    die Nacht verbracht hast. Ich habe gesehen,
    wie du mit dieser Herumtreiberin, der Adèle,
    in den ›GrandBalcon‹ gegangen bist. Na, du
    suchst dir die richtigen aus! Die ist sauber, die
    hat Grund, sich wie eine Prinzessin
    aufzuspielen ... Mit dem ganzen Restaurant hat
    sie geschlafen.«
    Mit einem Satz warf sich Lantier aus dem
    Bett. Seine Augen waren in

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