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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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sah aus, als hätten Sie irgendwie Schwierigkeiten.«
    »Ich glaube, er ist tot«, sagte die Frau. »Ich glaube, ich habe ihn umgebracht.«
    Tuck warf einen Blick auf den rotweißen Haufen am Boden zu seinen Füßen und merkte erst jetzt, was da lag: ein toter Weihnachtsmann. Ein normaler Mensch wäre vielleicht ausgeflippt, hätte erst mal einen großen Schritt zurück gemacht, aber Tucker Case war Pilot, dafür ausgebildet, in lebensbedrohlichen Situationen zu funktionieren, geübt darin, die Ruhe zu bewahren, und außerdem war er einsam, und diese Frau war rattenscharf.
    »So«, sagte Tuck. »Ein toter Weihnachtsmann. Wohnen Sie hier in der Gegend?«
    »Ich wollte ihn nicht umbringen. Er ist mit einem Revolver auf mich losgegangen. Ich hab mich nur geduckt, und als ich wieder hingesehen habe …« Sie deutete auf den roten Toten.
    »Ich glaube, er hat sich den Spaten in den Hals gerammt.« Sie schien sich ein wenig zu beruhigen.
    Tuck nickte nachdenklich. »Soso. Der Weihnachtsmann ist also mit einem Revolver auf Sie losgegangen?«
    Die Frau deutete auf die Waffe, die am Boden neben der Maglite lag. »Verstehe«, sagte Tuck. »Kannten Sie diesen …«
    »Ja. Er heißt Dale Pearson. Er trinkt.«
    »Ich nicht. Hab schon vor Jahren aufgehört«, sagte Tuck. »Übrigens: Ich bin Tucker Case. Sind Sie verheiratet?« Er hielt ihr seine Rechte hin. Es schien, als nähme sie ihn jetzt erst wahr.
    »Lena Marquez. Nein, ich bin geschieden.«
    »Ich auch«, sagte Tuck. »Ist schwer über die Feiertage, nicht? Kinder?«
    »Nein, Mr. – äh – Case, das hier ist mein Exmann, und er ist tot.«
    »Jep. Ich hab meiner Ex gerade das Haus und meine Firma überlassen, aber das hier scheint mir erheblich billiger zu sein«, sagte Tuck.
    »Wir haben uns gestern gestritten, vor dem Supermarkt, vor den Augen von einem Dutzend Leuten. Ich hatte ein Motiv, die Gelegenheit und die Möglichkeit dazu …« Sie zeigte auf den Spaten. »Alle werden denken, ich hätte ihn ermordet.«
    »Ganz zu schweigen davon, dass Sie ihn ja auch wirklich auf dem Gewissen haben.«
    »Und ich kann wohl davon ausgehen, dass sich die Medien darauf stürzen werden. Das ist mein Spaten, der da in seinem Hals steckt.«
    »Vielleicht sollten Sie Ihre Fingerabdrücke und so was abwischen. Sie haben bei ihm doch keine DNA hinterlassen, oder?«
    Sie zog ihr T-Shirt lang und begann, am Spatengriff herumzutupfen. »DNA? Was zum Beispiel?«
    »Sie wissen schon: Haare, Blut, Sperma? Nichts dergleichen?«
    »Nein.« Sie polierte wild mit ihrem knappen Hemdchen am Spaten herum, achtete darauf, dass sie dem Ende, das in dem Toten steckte, nicht zu nahe kam. Merkwürdigerweise fand Tuck das alles nicht unerotisch.
    »Ich glaube, die Fingerabdrücke haben Sie jetzt, aber ich bin etwas in Sorge wegen der Stelle da, wo Ihr Name mit Magic Marker auf dem Stiel geschrieben steht. Es könnte Sie verraten.«
    »Die Leute geben Gartengeräte nie zurück, wenn man nicht seinen Namen draufschreibt«, sagte Lena. Dann fing sie wieder an zu weinen. »Oh, mein Gott, ich habe ihn ermordet.«
    Tuck trat neben sie und legte einen Arm um ihre Schulter. »Hey, hey, hey, ist doch nicht so schlimm. Wenigstens haben Sie keine Kinder, denen Sie es erklären müssen.«
    »Was soll ich nur machen? Mein Leben ist zerstört.«
    »Sagen Sie so was nicht«, erwiderte Tuck und gab sich alle Mühe, heiter zu klingen. »Sie haben da ’ne prima Schaufel, und die Grube ist fast fertig. Ich würde sagen, wir rollen den Weihnachtsmann da rein, räumen drum herum ein bisschen auf, und ich lade Sie zum Essen ein.« Er grinste.
    Sie blickte zu ihm auf. »Wer sind Sie?«
    »Nur ein netter Kerl, der einer Lady helfen will.«
    »Und Sie wollen mich zum Essen einladen?« Sie sah mehr als nur ein bisschen verwirrt aus.
    »Nicht sofort. Sobald wir das alles hier im Griff haben.«
    »Ich habe gerade einen Menschen umgebracht«, sagte sie.
    »Ja, aber nicht mit Absicht, oder?«
    »Ein Mensch, den ich einmal geliebt habe, ist tot.«
    »Verdammt schade«, sagte Tuck. »Mögen Sie Italienisch?«
    Sie trat einen Schritt zurück und musterte ihn von oben bis unten, wobei sie der rechten Schulter seiner Bomberjacke besondere Aufmerksamkeit widmete, wo das braune Leder so abgewetzt war, dass es wie Wildleder aussah. »Was ist mit Ihrer Jacke passiert?«
    »Mein Flughund klettert gern auf mir rum.«
    »Ihr Flughund?«
    »Hören Sie, es bleibt nicht aus, dass sich im Leben etwas Gepäck ansammelt, oder?« Tuck nickte zu dem

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