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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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ist?«
    »Natürlich. Was hast du denn gedacht?«
    »Na, ich dachte, also … jetzt bist du dran. Was ist dein Lieblingsfilm?«
    Lena beugte sich nah an Tuck heran und blickte ihm tief in die Augen, wusste nicht, ob er scherzte. Tuck klimperte mit den Wimpern, versuchte, unschuldig auszusehen.
    »Wer bist du?«, fragte Lena schließlich.
    »Hab ich doch schon gesagt.«
    »Aber was ist los mit dir? Du solltest nicht so … so gelassen sein, wenn ich ein nervliches Wrack bin. Hast du so was schon mal gemacht?«
    »Klar. Soll das ein Witz sein? Ich bin Pilot, ich hab schon überall auf der Welt in Restaurants gegessen.«
    »Nicht essen, du Idiot! Ich weiß, dass du schon mal essen warst! Was ist, bist du irgendwie zurückgeblieben?«
    »Okay, jetzt gucken alle. Man darf in der Öffentlichkeit nicht einfach so ›zurückgeblieben‹ sagen. Es kränkt die Menschen, denn – weißt du – auf viele von ihnen trifft es zu. Man soll ›in ihrer geistigen Entwicklung behindert‹ sagen.«
    Lena stand auf und warf ihre Serviette auf den Tisch. »Tucker, danke, dass du mir geholfen hast, aber ich kann das nicht. Ich geh und rede mit der Polizei.« Sie drehte sich um und stürmte durch das Restaurant zur Tür.
    »Wir kommen gleich wieder«, rief Tuck der Kellnerin zu. Er nickte zu den Nachbartischen hinüber. »Sie müssen entschuldigen. Sie ist etwas nervös. Sie wollte nicht ›zurückgeblieben‹ sagen.« Dann riss er seine Lederjacke von der Lehne und rannte Lena hinterher.
    Er holte sie ein, als sie eben um die Ecke zum Parkplatz bog. Er hielt sie an der Schulter fest und drehte sie um, sorgte dafür, dass sie ihn lächeln sah. Blinkende Weihnachtslichter schimmerten rot und grün auf ihrem dunklen Haar, was die finstere Miene, mit der sie ihn anstarrte, festlich wirken ließ.
    »Lass mich in Frieden, Tucker. Ich geh zur Polizei. Ich werde denen erklären, dass es nur ein Unfall war.«
    »Nein, das lasse ich nicht zu. Das darfst du nicht.«
    »Wieso darf ich nicht?«
    »Weil ich dein Alibi bin.«
    »Wenn ich mich stelle, brauche ich kein Alibi.«
    »Ich weiß.«
    »Und?«
    »Ich möchte Weihnachten mit dir verbringen.«
    Lena wurde sanfter, und ihre geweiteten Augen füllten sich mit Tränen. »Wirklich?«
    »Wirklich.« Tuck war angesichts seiner eigenen Ehrlichkeit mehr als unwohl zumute – er stand da, als hätte ihm gerade jemand heißen Kaffee über die Hose gegossen und er wollte nun verhindern, dass er vorne den Stoff berührte.
    Lena breitete die Arme aus, und Tuck schlenderte hinein, schob ihre Hände unter seine Jacke. Er drückte seine Wange an ihr Haar und atmete tief ein, genoss den Duft von Shampoo und Kiefernnadeln. Sie roch nicht wie eine Mörderin – sie roch wie eine Frau.
    »Okay«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, wer du bist, Tucker Case, aber ich glaube, ich würde auch gern Weihnachten mit dir verbringen.«
    Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und hielt ihn, bis sie einen dumpfen Schlag an seinem Rücken hörte, gefolgt von einem Kratzen an der Jacke. Sie schob ihn von sich und sah das Flattertier, das mit seinem kleinen Hündchengesicht hinter der Schulter des Piloten hervorlugte und bellte. Lena machte einen Satz zurück und kreischte wie ein Meerschweinchen im Mixer.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte sie und wich rückwärts über den Parkplatz zurück.
    »Roberto«, sagte Tuck. »Ich hatte ihn schon erwähnt.«
    »Das ist zu viel. Einfach zu viel.« Lena stimmte einen Singsang an und lief im Kreis herum, wobei sie alle paar Sekunden zu Tuck und seinem Flughund aufblickte. Sie blieb stehen. »Er trägt eine Sonnenbrille.«
    »Ja, und glaub nicht, dass es einfach war, eine Ray Ban in seiner Größe zu finden.«
     
    Mittlerweile hatte Theophilus Crowe den flüchtigen Tannenbaum oben an der Kapelle von Santa Rosa eingeholt. Er richtete die Scheinwerfer seines Volvo auf den dubiosen Nadelbaum und ging hinter seiner Fahrertür in Deckung. Hätte er einen Lautsprecher gehabt, hätte er damit Kommandos geben können, aber da ihm das County keinen zugestanden hatte, musste er laut rufen.
    »Steigen Sie aus dem Fahrzeug, mit ausgestreckten Händen, das Gesicht zu mir!«
    Hätte er eine Waffe gehabt, hätte er sie gezückt, aber seine Glock lag oben im Schrank, gleich neben Mollys altem, eingekerbtem Breitschwert. Er merkte, dass die Fahrertür nur dem unteren Drittel seines Körpers Schutz bot, also bückte er sich und kurbelte die Scheibe hoch. Weil er sich damit irgendwie komisch vorkam,

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