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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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knallte er die Tür zu und trabte zum Weihnachtsbaum hinüber.
    »Gottverdammt noch eins, raus aus dem Baum! Aber sofort!«
    Er hörte eine Scheibe abwärts summen, dann eine Stimme: »Oh, la la. Wie energisch Sie sind, Officer!« Eine vertraute Stimme. Irgendwo da drunter war ein Honda CRV – und die Frau, die er geheiratet hatte.
    »Molly?« Er halle es wissen müssen. Selbst wenn sie ihre Medikamente nahm, was sie eigentlich versprochen hatte, konnte sie kreativ sein, »schöpferisch«. Ihre Formulierung.
    Die Zweige der großen Kiefer raschelten, und seine Frau trat daraus hervor, mit grüner Weihnachtsmütze, Jeans, roten Turnschuhen und einer Jeansjacke mit nietenbesetzten Ärmeln. Ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, der ihr über den Rücken fiel. Sie hätte auch als Biker-Elfe durchgehen können. Sie kam unter den Zweigen hervor, als ducke sie sich unter den Rotoren eines Hubschraubers, dann lief sie zu ihm.
    »Guck dir mal diesen prächtigen Burschen an!« Sie deutete auf den Baum, legte einen Arm um seine Hüften, zog ihn nah heran und rieb sich kurz an seinem Bein. »Ist der nicht klasse?«
    »Der ist auf jeden Fall … äh, groß. Wie hast du ihn auf den Wagen gekriegt?«
    »Hat ’ne Weile gedauert. Ich hab ihn mit ein paar Seilen hochgehievt und bin dann druntergefahren. Meinst du, er kriegt da ’ne platte Stelle, wo er über die Straße geschleift wurde?«
    Theo sah sich den Baum von oben bis unten an, von hinten bis vorn, sah die Auspuffgase zwischen den Zweigen qualmen.
    Er war nicht sicher, ob er es wirklich wissen wollte, aber er musste fragen. »Den hast du doch nicht im Eisenwarenladen gekauft, oder?«
    »Nein, da gab es ein Problem. Aber dann hab ich einen ganzen Batzen Geld gespart. Hab ihn selbst geschlagen. Hat mein Breitschwert komplett ruiniert, aber guck dir den Burschen an! Sieh dir dieses Prachtstück nur mal an!«
    »Du hast ihn mit deinem Schwert geschlagen?« Theo war nicht so sehr in Sorge darum, dass sie ihn geschlagen hatte, sondern wo . Er hatte nämlich ein Geheimnis, im Wald, bei der Hütte.
    »Yeah! Soweit ich weiß, sind wir nicht im Besitz einer Kettensäge, oder?«
    »Nein.« In Wahrheit besaßen sie doch eine, in der Garage, hinter ein paar Farbdosen. Er hatte sie versteckt, als ihre »schöpferischen« Momente regelmäßiger wurden. »Das ist nicht das Problem, Süße. Ich glaube, das Problem dürfte eher sein, dass er zu groß ist.«
    »Nein«, sagte sie, während sie den Baum der Länge nach abschritt und kurz zwischen die Zweige sprang, um den Motor abzustellen. »Da täuschst du dich aber. Bedenke, dass die Kapelle Doppeltüren hat.«
    Theo bedachte es. Die Kapelle hatte tatsächlich Doppeltüren. Nur eine einsame Quecksilberdampflampe beleuchtete den Kies auf dem Parkplatz, aber er konnte die kleine, weiße Kapelle ohne weiteres erkennen, und dahinter, im matten Licht, die Schatten von Grabsteinen – ein Friedhof, auf dem man seit hundert Jahren die Bewohner von Pine Cove zu Grabe trug.
    »Und die Decke des Hauptraums ist an der Spitze zehn Meter hoch. Dieser Baum ist nur neun Meter sechzig. Wir ziehen ihn rückwärts durch die Tür und richten den Burschen auf. Ich werde deine Hilfe brauchen, aber das macht dir ja nichts aus.«
    »Macht mir nichts aus?«
    Molly knöpfte ihre Jeansjacke auf und hielt Theo seine Lieblingsbrüste unter die Nase, einschließlich der glänzenden Narbe, die quer oben über der rechten Brust verlief, hochgezogen wie eine sonderbare, dunkelrote Augenbraue. Es war, als träfe er überraschend mit zwei lieben Freunden zusammen, beide etwas blass, weil sie nicht genug in die Sonne kamen, mit den Jahren etwas bescheidener geworden, mit frechen, rosigen Nasen, die sich in der kühlen Nachtluft aufrichteten. Aber so schnell, wie sie gekommen waren, war die Jacke auch schon wieder zu, und Theo fühlte sich wie ausgesperrt – allein in der Kälte.
    »Okay, macht mir nichts aus«, sagte er, versuchte, Zeit zu schinden, bis sein Gehirn wieder durchblutet war. »Woher weißt du, dass die Decke zehn Meter hoch ist?«
    »Von unseren Hochzeitsbildern. Ich hab dich ausgeschnitten und den ganzen Bau mit dir ausgemessen. Er ist fast genau fünf Theos hoch.«
    »Du hast unsere Hochzeitsfotos zerschnitten?«
    »Die guten nicht. Komm schon, hilf mir, den Baum vom Wagen zu holen.« Eilig drehte sie sich um, und ihre Jacke blähte sich hinter ihr auf.
    »Molly, ich wünschte, du würdest hier draußen nicht so rumlaufen.«
    »Du meinst: so?« Sie

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