Der Törichte Engel
Rettungssanitäter«, sagte der Rettungssanitäter. Er riss die Manschette des Blutdruckmessgeräts von Joshs Arm. »Wir helfen den Menschen, wir erschießen sie nicht.«
»Haben Sie Ihr Blutdruckdings schon mal jemandem um den Hals gelegt und aufgepumpt, bis seine Augen rausgequollen sind?«
Der Rettungssanitäter sah Theophilus Crowe an, der gerade die Küche der Barkers betrat. Theo runzelte bedeutungsvoll die Stirn. Josh widmete seine Aufmerksamkeit dem schlaksigen Polizisten, und ihm fiel auf, dass der Mann zwar eine Marke am Gürtel, aber keine Waffe bei sich trug.
»Haben Sie schon mal einen erschossen?«
»Klar«, sagte Theo.
Josh war beeindruckt. Zwar hatte er Theo schon mal gesehen, und seine Mom sagte immer »Hi!« zu ihm, aber er hätte nie geglaubt, dass der Typ auch was machte. Zumindest nicht so was Cooles. »Von denen hier hat noch keiner einen erschossen.« Josh deutete auf die beiden Hilfssheriffs und die zwei Rettungssanitäter, die sich in der kleinen Küche drängten, und warf ihnen einen Blick zu, der Weicheier bedeuten sollte, mit aller Verachtung, die er mit seinen unschuldigen, siebenjährigen Zügen zustande brachte.
»War er so richtig tot?«, fragte er Theo.
»Jep.«
Josh wusste nicht, was er jetzt noch sagen sollte. Wenn er keine Fragen mehr stellte, würde sicher Theo anfangen, ihm welche zu stellen, genau wie die Sheriffs vorhin, und er wollte keine Fragen mehr beantworten. Der blonde Mann hatte ihm gesagt, er solle es niemandem weitererzählen. Der Sheriff sagte, der blonde Mann könne ihm nichts anhaben, aber der Sheriff wusste nicht, was Josh wusste.
»Deine Mom ist unterwegs, Josh«, sagte Theo. »Sie müsste in ein paar Minuten hier sein.«
»Ich weiß. Ich hab mit ihr gesprochen.«
Zu den Rettungssanitätern und Hilfssheriffs sagte Theo: »Jungs, kann ich Josh mal einen Moment allein sprechen?«
»Wir sind hier fertig«, erwiderte der Chefsanitäter und ging.
Die beiden Hilfssheriffs waren jung und konnten es kaum erwarten, dass man sie bat, etwas zu unternehmen, und sei es nur, vor die Tür zu gehen. »Wir sind draußen und schreiben schon mal unseren Bericht«, erklärte der Letzte, der ging. »Sergeant Metz hat gesagt, wir sollen bleiben, bis die Mutter nach Hause kommt.«
»Danke, Jungs«, sagte Theo und staunte, wie nett die beiden waren. Sie konnten noch nicht lange beim Sheriff sein. Sie hatten noch nicht gelernt, auf ihn herabzusehen, weil er nur ein kleiner Dorfpolizist war, ein archaischer und überflüssiger Job, wenn man die Gesetzeshüter aus der Gegend fragte.
Als sie draußen waren, wandte er sich Josh zu. »Also, erzähl mir von dem Mann, der hier war.«
»Das hab ich den anderen Polizisten schon erzählt.«
»Ich weiß. Aber du musst es mir erzählen. Was passiert ist. Sogar das Merkwürdige, was du für dich behalten hast.«
Josh gefiel nicht, dass Theo anscheinend bereit war, alles zu glauben. Er war nicht übermäßig freundlich und redete mit ihm auch nicht wie mit einem Baby.
»Da war nichts merkwürdig. Ich hab alles erzählt.« Josh nickte, während er sprach, in der Hoffnung, er würde so glaubwürdiger aussehen. »Er hat mich nicht angefasst oder so. Ich weiß Bescheid. So was war es nicht.«
»Das meine ich nicht, Josh. Ich meine merkwürdige Dinge, die du nicht erzählt hast, weil sie einfach nicht zu glauben sind.«
Da wusste Josh wirklich nicht mehr, was er sagen sollte. Er überlegte, ob er weinen sollte, schniefte kurz mal testhalber, um zu sehen, ob er was zum Laufen bringen konnte. Theo streckte die Hand aus und nahm sein Kinn, hob es an, bis Josh ihm in die Augen sehen musste. Wieso machten Erwachsene so was? Jetzt würde er ihn etwas fragen, und es würde wirklich schwierig werden, ihn zu belügen.
»Was hat er hier gewollt, Josh?«
Josh schüttelte den Kopf, vor allem, um Theos Hand loszuwerden und diesem Lügendetektorblick zu entkommen. »Ich weiß nicht. Er ist nur reingekommen, hat mich festgehalten, und dann ist er wieder gegangen.«
»Warum ist er gegangen?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß es nicht. Ich bin nur ein Kind. Weil er verrückt ist oder so. Oder vielleicht ist er ein bisschen zurückgeblieben. So redet er jedenfalls.«
»Ich weiß«, sagte Theo.
»Tun Sie?« Tat er?
Theo beugte sich vor. »Ich habe ihn gesehen, Josh. Ich habe mit ihm gesprochen. Ich weiß, dass er nicht ganz normal ist.«
Josh fühlte sich, als hätte er gerade zum ersten Mal wieder geatmet, seit er bei Sam losgelaufen war. Er hatte
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