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Der Toeter und andere Erzaehlungen

Der Toeter und andere Erzaehlungen

Titel: Der Toeter und andere Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veijo Meri
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Winterkleidung.
    – Was drückt ihr euch hier herum, macht euch an
eure Arbeit, Jungens.
– Schon gemacht, sagte ich.
    Viki wollte das nicht glauben, wir mußten es ihm zeigen gehn.
    – Na, ihr habt aber geberserkert, gab Viki zu, bot uns Zigaretten an und schob ab.
    Ich saß mit meinem Kumpel auf dem Grabenrand, auf meinen Handschuhn, und rauchte. Wir hatten vor, bis Feierabend dazubleiben, weil sie einen woanders nicht in Ruhe ließen. Aber dann tauchte da ein Hauptmann auf, den wir noch nicht mal kannten, mit langer Nase, und wie ein Ausländer sah er aus.
    – Schon fertig mit der Arbeit? fragte er und bot
uns Zigaretten an.
– Wir rauchen gerade.
    – Steckt sie euch hinters Ohr, spart sie euch auf. Wie stehts denn?
    – Der Regen könnte auförn, und der Krieg, sagte
ich.
– Artilleristen?
– Jawohl.
– Kein Grund, geniert zu sein. Die Artillerie hat
eine gute Aufgabe in diesem Krieg. Wer ist der Bat-
teriechef?
– Hauptmann Sund.
– Kenn ich nicht.
    – Ein schrecklich großer und dicker Mann, sagte mein Kamerad.
    – Ist mir trotzdem nicht bekannt. Aber wenn die
    Arbeit getan ist, könnt ihr mir ja helfen. Ich hab dort gegenüber am Abhang so ein paar verrückte Nagelkisten, die sind da liegengeblieben. – Wir haben hier sonst weiter nichts vor, sagte ich. Der Hauptmann ging vor uns her. Hinten an seinem Koppel hing eine große russische Pistole. Wir stiegen auf kleinen Pfaden in die Senke hinab. Der Drahtverhau war fertig gelegt, aber es gab da einen Durchschlupf.
    – Hier hat man Minen gelegt, haltet euch hinter mir, sagte der Hauptmann.
    – Was hat er gesagt, fragte mein Kamerad. – Vermintes Gelände. – Verdammt, das ist doch nicht wahr!
    – Wenn Sie nicht glauben wollen, dann gehn Sie da doch mal lang, sagte der Hauptmann.
    – So hab ich das nicht gemeint, sagte mein Kamerad. – Ihr Kumpel da muß alles erst ausprobieren, ehe er’s glaubt. So kann man das nicht machen in diesem Leben, glauben Sie mir, sagte der Hauptmann. Der gegenüberliegende Abhang war nicht ausgeholzt. Wir bogen links ab und hielten uns im Tal. – Ganz schön viel Stacheldraht, noch und noch, das geht über hundert Meilen, sagte mein Kamerad. – Ist wohl ziemlich eklig, die Arbeit, möchte man meinen. – Warum? fragte der Hauptmann. – Weil das so stachlig ist.
    – Das biegen sie in der Maschine zurecht, brummelte der Hauptmann.
    – Natürlich, so wüst würde das wohl auch kaum jemand hinkriegen mit der bloßen Hand. – Sie sind so ein nachdenklicher Mann, sagte der Hauptmann.
    Wir gingen mindestens fünf Kilometer am Abhang entlang, in der Senke und auf dem Kamm, bis wir eine Pause einlegten. Der Hauptmann bot uns zu rauchen an. Wir hockten da. Überall wo man hinsah, war Wald. Nach einer Weile hörte man Schießen aus der Richtung, woher wir gekommen waren. – Wie heißen Sie? fragte mich der Hauptmann. – Hämäläinen. – Stammen Sie aus Häme? – Nein, aus Helsinki.
    – Natürlich. In Häme gibt es ja keine Hämäläinens.
Jetzt hat das Schießen aufgehört. Was meint unser
Denker?
– Nichts, sagte mein Kamerad.
    – Gehn wir also weiter. Hier in der Nähe müßten die Kisten sein.
    – Hör mal, sagte mein Kamerad und knufe mich
in die Seite. – Was ist das für einer?
– Woher soll ich das …
– Wohin gehn wir überhaupt?
    – Hier irgendwo müßten sie liegen, sagte der Hauptmann und kratzte sich am Nacken. Wo zum Teufel haben die sich verkrochen. Jemand muß uns zuvorgekommen sein.
    Wir gingen immer weiter.
    – Der hat eine russische Pistole, sagte mein Kamerad. – Soviel hab ich auch schon entdeckt. – Ich hab nicht mal ein Gewehr mit. – Red nicht so laut, der hört das.
    Vorn hörte man Axtschläge im Wald. Wenigstens zwanzig Männer fällten dort Bäume.
    – Da fällt jetzt Baum um Baum, sagte der Haupt-
mann. – Müde?
– Nein, sagte ich.
– Die gehören sicher schon zur nächsten Abteilung.
Wir sind schon zu weit gegangen.
Wir gingen wieder zurück.
– Glaub mir, der hat gar keine Nagelkisten, sagte
mein Kamerad.
– Sei still, sagte ich.
    – Wird es unsrem Denker schon zu viel? Setzen wir uns und rauchen wir eine, sagte der Hauptmann. Wir setzten uns auf den nassen Boden, wie in eine Schüssel. Die Nagelkisten lagen unter einem Busch übereinandergestapelt, alle drei. Der Hauptmann zog die mittlere heraus und setzte sich drauf. – Warum ist unser Denker so ernst? Schon müde? Sieht fast so aus. Wenn so ein kräfiger Mann müde wird, dann kann man wirklich von Müdigkeit

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