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Der Toeter und andere Erzaehlungen

Der Toeter und andere Erzaehlungen

Titel: Der Toeter und andere Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veijo Meri
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Kalle ganz vom Stangentrommeln wegholen. Schleim kam aus seinem Maul.
    Eemeli und Kalle rannten um ihn herum, und an ihm vorbei zu den Stangen, um dagegen zu trommeln, damit er wieder zu rennen und zu schreien anfinge. Er fiel auf den Weg, mit der Spielhose und allem, und seine Backen waren voller Schleim und Sand, aber er zog sich hoch und schrie.
    Seine Mutter kam. Eemeli und Kalle mußten kommen und ihm ihre Steine in beide Hände geben, aber er konnte sie nicht halten und ließ sie fallen. Eemeli und Kalle hoben die Steine auf und gaben sie ihm wieder in die Hände zurück, aber er ließ sie wieder auf die Erde fallen, jedesmal, aber sie wagten nicht, ihn zu bestrafen, weil seine Mutter gekommen war. Sie hielten die Steine in seinen Händen fest und kommandierten, er solle gegen die Stange schlagen, damit er anfinge zu trommeln und auförte zu weinen und vielleicht anfinge zu lachen. Aber seine Mutter kam und fragte, warum er weine. Was sie ihm getan hätten?
    Kalle sagte, der habe an der Stange trommeln wollen, aber der könne das nicht, weil der Stein nicht in seine Hand gehe. Die Mutter nahm einen Stein von der Erde und fing an gegen die Stange zu trommeln, und nannte den Eino Eino Eino … aber der hörte nicht zu schreien auf, der nahm einen Stein und ging und trommelte mit dem Stein auf die Mutter los. Die Mutter nahm ihn an die Hand und brachte ihn nach Hause und sagte, es gäbe was mit der Rute, dafür daß er sie geschlagen habe, und wusch ihn und die Hose und alle Stiefel, und Eemeli und Kalle waren hinterhergekommen um zu sehen, was mit ihm passierte, weil sie ihn nach Hause brachte.
    – Was brüllst du? sagte die Mutter, aber der brüllte immer noch, auch als sie ihm das Gesicht abtrocknete. Sein kleiner Bruder lag im Ställchen und brüllte nicht, er guckte nur durch die Stäbe hindurch und auf seinem Kopf waren keine Haare. – Ihr müßt jetzt nach Hause, die Mutter wartet auf euch, sagte die Mutter.
    Sie maulten, ihre Mutter warte jedenfalls nicht, oder jedenfalls nicht auf sie. Aber sie sagte nur, sie wartet bestimmt und ist unruhig, weil sie nicht weiß. Sie gingen fragen, ob ihre Mütter auf sie gewartet hätten. Aber die Mütter behielten sie drin und sie konnten nicht mehr raus.

    Margarine

    Die Anschwemmstelle war am Ende der Landzunge, da wo der See eng wird. Auf dem Zipfel der Landzunge im Heidekraut stand ein zweistöckiges aus Balken gezimmertes Unterkunfsgebäude. Gegenüber auf der anderen Seite des Platzes gab es eine niedrige Baracke mit der Küche, Wand an Wand mit dem Büro des Meisters, daneben seine Wohnung, zugleich eingerichtet als Verpflegungskammer. In der Küche wirtschafeten drei Frauen, von denen eine eine Schönheit war, groß und dunkel, mit so langen Beinen, man sah ihr an, wenn sie da herumging, daß sie besonders geschickt und fähig sein mußte. Sie brachte schön Fuß vor Fuß, mit wippenden Schritten, ohne die Beine zu spreizen. Sie hatte ein kleines Gesicht und dicke Lippen. Und auf der Oberlippe einen schwarzen Flaum, auf den ersten Blick erkennbar. Aber ein kleiner Fehler erhöht die Schönheit einer schönen Frau. Sie war gerade erst um die Zwanzig. Niemand traute sich an sie heran und kaum wagte man mit ihr zu sprechen, da saß immer der Meister hinter der dünnen Brettertür. Das Mädchen war seine Geliebte. Und dessen war sie sich auch bewußt, lächelte ständig und sprach mit niemand. Wenn sie von der Küche her vor dem Fenster des Meisters vorbei über den Hof ging, zur Wohnung der Frauen im unteren Stock des Blockhauses am anderen Ende des Hofes, schwenkte sie ihr weißes Kopfuch in der Hand im Takt der Schritte wie eine weiße Fahne. Wenn die beiden anderen Frauen aus der Küche sich am Abend spät über den See auf den Heimweg machten und man am Ufer ihre Riemen im Boot poltern hörte, war der Meister auf den Beinen, auf dem Hof unterwegs zur Wohnung der Frauen. Er hatte den Mantel angezogen, den Hut auf dem Kopf, er schob sein Rad die zehn Meter weit über den Hof und stellte es bei der Tür ab, als wolle er noch weiter fort. Eines Tages war einer der Männer auf dem Floß so angetrunken, daß er nichts als dasitzen konnte und reden.
    – Zum Beispiel da in Amsterdam, oder war das in Antwerpen, ich weiß nicht mehr so genau, da wo die Olympiade war, ihr wißt schon, da war solch ein hoher Turm so … aber wenn ihr mir nicht glauben wollt. Auf einem Bild war das, das kann ich euch ja mal zeigen … Der Wachtmeister Peltonen hat mich in den Schnee

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