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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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ihm – mich selbst geben.«
    »Gedenkt dieses Versprechens!« ermahnte er sie. »Ihr werdet es einlösen müssen, noch bevor das Jahr um ist.«
    Sie sah ihn ängstlich an. »Aber wie? Wie?«
    »Meine Liebste«, sagte Beauvallet ehrlich, »ich weiß es noch nicht, aber ich werde einen Weg finden.«
    »Oh, was für eine leere Prahlerei!« rief sie und lief zur Tür. Seine Stimme erklang, und sie blieb stehen – sah sich noch einmal um. »Nun, Señor, was wollt Ihr noch sagen?«
    »Mein Pfand«, sagte er und streifte einen Ring von seinem Finger. »Nehmt Beauvallets Ring und bewahrt ihn, bis er selbst kommt, ihn zu holen.«
    Sie nahm den Ring zögernd entgegen. »Ist das notwendig?«
    »Nicht notwendig, aber er soll Euch als Erinnerung dienen. Tragt ihn immer bei Euch.«
    Der Ring zeigte ein Wappen, das kunstvoll in das glänzende Gold eingraviert war. »Ich werde ihn immer bei mir tragen«, sagte sie, »damit er mich an – einen Wahnsinnigen erinnert.«
    Er lächelte. »Nicht immer, Liebste! Ein Pfand wird manchmal wieder eingelöst – selbst von einem Wahnsinnigen!«
    »Dieses nicht«, meinte sie seufzend und ging.
    In den kommenden Tagen schien es ihr, als käme Spanien nur allzu rasch näher. Das Wetter war schön, und die meiste Zeit blies ein frischer Wind, der die Heimfahrt beschleunigte. Bald hatte man die Kanarischen Inseln passiert, und Dominica wurde sich immer mehr bewußt, daß sich das Abenteuer seinem Ende zuneigte. Sie verhielt sich ihrem stürmischen Freier gegenüber nun viel sanfter, wahrte aber doch Distanz und weigerte sich, ihm zu glauben. Sie gestattete ihm, sie ein paar Worte Englisch zu lehren, und wiederholte diese mit weicher Stimme. Sie hörte auf, Master Dangerfield zu bezaubern; zu kurz war die Zeit und zu schön ihre Romanze. Vielleicht wäre sie froh gewesen, wenn er sie als Beute nach England mitgenommen hätte, wäre nicht ihr Vater gewesen; aber hatte sie Beauvallets ehrliche Absichten auch anfangs angezweifelt, so wurden diese Zweifel bald besänftigt. Es war ganz offenkundig seine Absicht, sie nach Spanien zu bringen. Sie nahm dies mit einer Mischung aus Freude und Bedauern zur Kenntnis, aber sie achtete ihn dafür. Sonst aber wußte sie nicht, was sie denken sollte. Er sprach, als wäre er ein großer Held, und schien nicht im mindesten an seiner Allmacht zu zweifeln. Ein armes Mädchen konnte wohl glauben, daß er Gott sehr ähnlich war. Aber so arm und dumm war sie nun eben nicht. Vielleicht verlangte es sein seltsamer, prahlerischer Charakter, sich als Held aufzuspielen; aber wahrscheinlich würde er sie vergessen, kaum daß er den Fuß auf den Boden Englands gesetzt hatte.
    Doña Dominica mußte sich eingestehen, daß ihr Herz schwer getroffen war. Ein gewisses Lächeln verfolgte sie bis in ihre Träume und ließ sich durch nichts verdrängen. Und doch war er ein gefährlicher Abenteurer. Sie konnte nicht sagen, was an ihm ihr so gefiel; die Schmeicheleien der Höflinge, deren elegante, geschliffene Reden, waren ihm fremd. Von Beauvallet konnte man keinen Kniefall, keine Seufzer, kein Schmachten erwarten. Er hatte ein Mädchen bereits um die Taille gefaßt und geküßt, bevor es noch Atem holen konnte, und war genauso rasch wieder dahin. Was für ein fröhlicher Bursche! Er war zu direkt, zu rasch, zu unverblümt für Dominicas Geschmack. Es kam ihr der Gedanke, daß er wie der salzige, heftige Wind des Meeres war. Er kannte keine Ruhe; es trieb ihn hierhin und dahin, ruhelos, und so voll von Leben war er, daß er immer überzuschäumen schien. Und seine Augen, herausfordernd unter den gesenkten Lidern! Pfui! Pfui!, daß ihr Herz beim Anblick dieser Augen rascher klopfte! Wenn er wiegend, die Hand in die Hüfte gestützt, übers Deck ging, konnte sie nicht anders: Sie mußte ihm nachsehen, ob sie nun wollte oder nicht. Manchmal blieb er kurz bei dem Maat stehen; dann trug der Wind ein paar seiner raschen, fröhlichen Worte zu ihr zurück; dann sah sie, wie er seine Hand ausstreckte, um dem Maat etwas zu zeigen, wie er seinen Bart strich, wie er einem Seemann einen Scherz zurief und dann hinunterging, um sich unter seine Leute zu mengen.
    Es schien, daß sie große Achtung vor ihm hatten. Es war gefährlich, sich mit Sir Nicholas Beauvallet anzulegen. Er war ein Anführer, den man liebte, aber oft auch fürchtete.
    Doña Dominica verstand ein paar der neuerlernten englischen Worte und machte sich einen Reim auf die Bemerkungen, die sie erhaschte – genug, um ihr zu zeigen,

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