Der tolle Nick
Pläne nicht anvertrauen wollt, Señor«, erwiderte Dominica steif.
Er schüttelte sich vor Lachen. »Beantworte ich denn nicht Eure Fragen? Ihr wollt noch mehr wissen? Dann bittet mich doch recht schön, meine stolze Dame!«
Sie senkte den Blick und versuchte dann, ihre Taktik zu ändern, wodurch sie sich bessere Erfolge erhoffte. »Ihr habt wohl das Recht, mich abzuweisen, Señor. Ich bin mir voll bewußt, daß ich in Eurer Schuld stehe. Und doch meine ich, daß Ihr freundlicher zu mir sein könntet.«
Er ließ die Ambrakugel mit einem Ruck fallen. »Guter Gott!« rief er erstaunt aus. »Was heißt das nun wieder?« Er richtete sich auf und streckte ihr die Hand über den Tisch entgegen. »Solche Worte sollten zwischen uns beiden nicht fallen. Ihr seid nicht im geringsten in meiner Schuld. Nehmt an, daß ich nur das tue, was mir auch gefällt, und lassen wir diese Unterhaltung!« Sein Lächeln erfaßte auch seine Augen. »Ich weise Euch ab? Eigentlich dachte ich bis jetzt, daß das eher Eure Rolle ist.«
»Ich kann Euch nichts entgegensetzen«, erklärte Dominica mit trauriger Stimme. »Wenn es Euch gefällt, mich zu verspotten, so könnt Ihr das ungehindert tun.«
Diese Worte verfehlten ihren Zweck. »Mein Kind, in wenigen Augenblicken werde ich Euch auf den Schoß nehmen müssen und Euch küssen«, stellte Beauvallet fest.
»Ich bin hilflos«, wiederholte sie und sah ihn nicht an.
Er runzelte die Stirn, stand auf und kniete neben ihr nieder. »Was wollt Ihr damit sagen, Dominica? Seid Ihr plötzlich so eingeschüchtert, so unterwürfig?« Er sah, wie ihre Augen aufblitzten, und lachte. »Oh, Ihr hübsche Schwindlerin!« sagte er leise. »Wenn ich es nur wagte, Euch zu berühren, wärt Ihr rasch zu Schlägen bereit.«
Sie konnte das Zittern ihrer Lippen nicht unterdrücken und sah ihn unter gesenkten Augenlidern an. Er nahm ihre Hand und küßte sie. »Nun, was soll ich Euch sagen?« fragte er.
»Bitte«, fragte sie unterwürfig, »wo wollt Ihr uns an Land setzen?«
»Einige Meilen westlich von Santander, meine Schöne. Es gibt dort ein Schmugglerdorf, wo wir ungehindert anlegen können.«
»Schmuggler!« Sie blickte auf. »Das seid Ihr also auch? Ich hätte es wissen müssen!«
»Nein, nein, das leugne ich!« Er lächelte. »Schuld daran ist mein dicker Bootsmann. Er war jahrelang im Geschäft und kennt, glaube ich, jeden Schmugglerhafen Europas. Wir werden im Schutz der Nacht ungesehen einlaufen, Euch an Land setzen und vor der Morgendämmerung wieder verschwunden sein.«
Einen Augenblick lang blieb sie still. Dominica studierte das Wappen an der Wand und meinte dazu: »Und so endet ein Abenteuer.«
Sir Nicholas stand wieder auf. »Glaubt Ihr das wirklich?«
Sie war ernst. »Trotz Eurer kühnen Worte, Señor, glaube ich das. Wenn ich einmal in Spanien bin, werde ich befreit sein – befreit von Euch!«
Er stützte einen Arm in die Hüfte und strich mit der anderen Hand seinen Bart; dies hätte ihr als Warnung dienen müssen, doch kannte sie ihn nicht so gut, wie seine Männer ihn kannten. »Meine werte Dame«, sagte Beauvallet, und sie fuhr beim harten Klang seiner Stimme zusammen, »der erste meines Namens, der Gründer unseres Hauses, hatte, so heißt es, ein anderes Motto in seinem Wappen.« Er deutete auf die Inschrift, welche das Band unter seinem Wappen zierte. »Es gibt eine alte Chronik, geschrieben von einem gewissen Alan, dem späteren Grafen Montlice, in der von Simon, dem ersten Baron Beauvallet, gesagt wird, daß er als sein Motto den folgenden Spruch wählte. ›Ich besitze nicht, doch halte ich.‹« Er hatte erregt gesprochen, doch wurde seine Stimme jetzt wieder leiser.
»Und, Señor?« stotterte Dominica.
»Ich besitze Euch noch nicht, und doch halte ich Euch«, sagte Beauvallet.
Sie versuchte ihm zu widersprechen. »Das ist ja Unsinn!«
»Aber ein erfreulicher Unsinn.«
»Ich glaube nicht, daß Ihr es wagt, Euren Fuß auf spanischen Boden zu setzen.«
»Zur Hölle, Ihr glaubt es noch immer nicht? Aber wenn ich es nun doch wage?«
Sie blickte auf ihre Hände nieder, die sie im Schoß gefaltet hielt.
»Nun? Wenn ich es wage? Wenn ich Euch in Spanien aufsuche und um Eure Hand bitte? Wie wird die Antwort lauten?«
Sie errötete und atmete heftig. »Ah, wenn es wirklich einen Mann gäbe, der um der Liebe willen, so viel wagte –«
»Er steht vor Euch. Was werdet Ihr ihm geben?«
Sie stand auf, die Hand an die Brust gepreßt. »Wenn er so viel wagte – dann müßte ich
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