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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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einem Seufzer.
    Beauvallet erhob sich. »Señor, hört mir einen Augenblick lang zu!«
    Don Manuel blickte auf und sah, daß Beauvallet ausnahmsweise ernst war. »Ich höre, Señor.«
    »Wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, Señor, dann gehe ich direkt darauf los. Das habt Ihr sicher schon von mir gehört. Aber lassen wir das. Ich vertraue Euch jetzt das neue Ziel an, das ich mir gesetzt habe und das ich zu erreichen geschworen habe – einen schönen Preis. Der Tag wird kommen, Don Manuel, an dem ich Eure Tochter als meine Gattin heimführe.«
    Don Manuel sah ihn einen Augenblick ungläubig an. »Wollt Ihr mir sagen, Señor, daß Ihr meine Tochter liebt?« fragte er streng.
    »Bis zum Wahnsinn, Señor, wie ich es ausdrücken möchte.«
    Don Manuel sah noch viel ernster drein. »Und sie? Aber nein, das ist ja nicht möglich!«
    »Das kann ich noch nicht sagen, Señor. Ich bin im Umgang mit Damen nicht sehr geübt. Aber eines Tages wird sie mich lieben.«
    »Señor, sprecht offen. Was soll das Rätsel, das Ihr hier aussprecht?«
    »Es ist kein Rätsel, Señor, sondern die reine Wahrheit. Ich könnte Dominica nach England bringen und sie so zwingen –«
    »Das würdet Ihr nicht tun!« fiel Don Manuel erregt ein.
    »Nein, ich würde kein Mädchen gegen seinen Willen zu etwas zwingen, dessen dürft Ihr sicher sein. Aber Ihr müßt zugeben, daß eine solche Maßnahme in meiner Macht steht.« Er hielt inne und sah Don Manuel fragend an.
    Don Manuels Augen folgten der Ambrakugel, die an der langen goldenen Kette hin- und herschwang, sahen dann nach oben und trafen den zwingenden Blick Beauvallets. »Ich weiß nur zu gut, daß wir in Eurer Hand sind«, sagte er ruhig.
    Beauvallet nickte. »Aber dieser leichte Weg gefällt mir nicht, Señor. Auch liegt mir die Rolle des Wüstlings, des Verführers, des Verräters nicht. Ich werde Euch nach Spanien bringen und dort absetzen. Aber, Señor, versteht mich recht. Was ich zu tun geschworen habe, führe ich auch aus, selbst wenn Sonne und Mond vergehen und der ganze Erdball in Aufruhr gerät! Ich werde wieder nach Spanien zurückkehren und Eure Tochter mit mir führen!« Seine Stimme bebte vor verborgener Leidenschaft. Einen Augenblick lang blickte er mit funkelnden Augen auf Don Manuel nieder und sah ihn herausfordernd an. Dann aber erstarb das Feuer so plötzlich, wie es aufgeflammt war; er lachte leise, und seine Augen wurden wieder sanft. »Überlegt nun, Señor, ob ich sie so wahr und ehrlich liebe, wie Ihr es für sie wünscht!«
    Einen Augenblick lang herrschte tiefes Schweigen. Don Manuel wandte den Kopf ab und strich mit der Hand unruhig über die Decke. »Señor«, begann er schließlich, »wenn Ihr nicht unser Feind und ein Ketzer wärt, so wärt Ihr der Mann, dem ich meine Tochter anvertrauen würde.« Er lächelte schwach, als er das Erstaunen auf Beauvallets Gesicht las. »Ja, Señor, aber Ihr seid beides, und daher ist es unmöglich. Unmöglich!«
    »Señor, das ist ein Wort, das ich nicht kenne. Ich habe Euch gewarnt. Trefft alle Vorsichtsmaßnahmen, die Ihr wollt – aber ob Ihr lebt oder tot seid, ich werde Eure Tochter gewinnen, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, die Ihr treffen mögt.«
    »Sir Nicholas, Ihr seid tapfer, und das gefällt mir an Euch. Ich brauche keine Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, denn es wird Euch nie gelingen, nach Spanien zu kommen.«
    »Gott ist mein Zeuge, Señor, ich werde es tun.«
    »Dann habt Ihr einen Meineid geschworen, Señor. Zur See mögt Ihr uns überlegen sein, aber wie wollt Ihr es anstellen, in Spanien selbst allen Spaniern Trotz zu bieten?«
    »Es wird mir gelingen, Señor«, bemerkte Sir Nicholas.
    Don Manuel zuckte die Achseln. »Ich sehe schon, Señor, daß es keinen Sinn hat, mit Euch zu rechten. Vielleicht seid Ihr nur ein Prahlhans oder ein Verrückter, wie Ihr selbst sagt – das weiß ich nicht. Ich wünschte, Ihr wärt ein Spanier. Mehr habe ich nicht zu sagen.«

5
    Don Manuel versuchte, so rasch er konnte, die Gefühle seiner Tochter zu ergründen, und fragte sie ohne lange Vorreden, wie ihr Sir Nicholas gefalle. Gott allein weiß, was der würdige Herr sich von dieser Fragestellung erhoffte.
    »Gar nicht, Señor«, antwortete sie.
    »Ich fürchte«, sagte Don Manuel und beobachtete sie genau, »daß er dich nur allzusehr mag, Kind.«
    Dominica erriet, daß er sie auf die Probe stellen wollte, und stieß ein verächtliches Lachen aus. »Ein armer Mensch! Aber das ist eine Frechheit.«
    Don Manuel war völlig

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