Der tolle Nick
unterhalten, er und ich. Ich kann auch gegen die Besten im Kampf bestehen. Er brennt ja darauf.«
Er beugte sich nochmals über sie, um ihre Lippen zu küssen. »Ein letzter Gutenachtkuß!«
Sie erwiderte seinen Kuß und klammerte sich an ihn. »Du mußt gehen, ja, du mußt gehen. Oh, mein Herz, ich liebe dich!«
13
Es war vielleicht nicht überraschend, daß der fröhliche Chevalier de Guise innerhalb so kurzer Zeit in der Stadt von sich reden machte. Es war einfach seine Art. Im geheimen zu agieren, zurückgezogen zu leben schien nicht in seine Pläne zu passen. Seine Ausweispapiere waren gut, Losas Protektion öffnete ihm Türen und Tore, wovon er auch ausgiebig Gebrauch machte. Es gab kaum jemand in Madrid, der noch nicht von dem Chevalier gehört hatte, und nur wenige, die ihn noch nicht getroffen hatten. Vom Hof kam kein Lebenszeichen. Philipp mußte sich seine Antwort überlegen, Notizen machen, die Botschaft überschlafen, sie beiseite legen, erneut darüber nachdenken. Jene, die den katholischen Herrscher zur Eile treiben wollten, verzweifelten an seiner Haltung. Er tat nichts ohne reifliche Überlegung. Wenn sein Gehirn langsam arbeitete, war er sich dieser Tatsache nicht bewußt. Er war methodisch, unverdrossen, unglaublich pflichtbewußt und stolz auf sein vorsichtiges Urteil.
Das Zögern Philipps paßte bis zu einem gewissen Grad sehr gut in Sir Nicholas’ Pläne, da er seiner Ansicht nach nichts unternehmen konnte, solange sich Dominica noch in Madrid aufhielt. Sollte Philipp allerdings mit der Antwort zu lange zuwarten, würde er einen anderen Boten einsetzen müssen, der diese an de Guise zurückbringen würde. Sir Nicholas hätte es gern gesehen, wenn die Antwort in seine Hände gefallen wäre, da sie für einen englischen Protestanten sehr interessant zu sein versprach. Walsingham würde sich darüber freuen, aber anderseits hatte Sir Nicholas nicht die Absicht, dem Sekretär der Königin so weit dienlich zu sein, daß dabei seine eigenen Pläne in Gefahr gerieten. In dem chiffrierten Brief gab es genug Nahrung für Walsingham. Beauvallet hatte eine Abschrift in sicherer Verwahrung. Das Schreiben bezog sich auf eine gewisse Maria Stuart, eine unglückliche Frau, zur Zeit Staatsgefangene in England, und gewisse aufschlußreiche Pläne für ihre Zukunft, erdacht von Seiner Majestät König Philipp und dem Herzog von Guise. Schöne Dinge waren da im Gange! Dem Sekretär der Königin würden die Haare zu Berge stehen.
Sir Nicholas begnügte sich vorläufig also damit, es sich in der Stadt gutgehen zu lassen, und trug auch auf diese Weise gewisse nützliche Informationen zusammen, die wahrscheinlich nicht nur für Walsingham von Interesse sein würden, sondern auch für Sir Francis Drake und nicht weniger für den Lord der Admiralität, Howard von Effingham. Im Hafen von Cadiz wurde eine Flotte gebaut. Sir Nicholas prägte sich die Größe und Stärke der Galeonen ein und spielte sogar mit dem Gedanken, in den Süden zu reisen, um sie selbst in Augenschein zu nehmen.
Sein Verhalten löste bei Joshua Dimmock Anfälle größter Unruhe aus, denn Joshua bezeichnete sich selbst als schwachen Menschen und schauderte immer wieder vor Angst. Und seine Ängste waren auch durchaus begründet, denn er wußte nur allzugut, daß Beauvallet nur dann so draufgängerisch war, wenn an allen Ecken und Enden Gefahren lauerten. »Herr«, fragte er, »gibt es denn wirklich niemanden, der Verdacht schöpft?«
»Doch«, antwortete Sir Nicholas. »Der französische Botschafter. Er hat einen seiner Untergebenen auf mich losgelassen, um mich auszufragen. Sehr klug, dachte er zumindest.«
»Um Gottes willen! Da wird ja alles herauskommen! Was habt Ihr denn gesagt, Herr?«
»Ich habe ihm eine sehr freimütige Antwort gegeben, da kannst du sicher sein.« Mehr war von Sir Nicholas nicht zu erfahren.
Am Montagabend war Dominica im Hause Alepero zu finden, das in der Nähe der Calle Mayor lag. Als es Sir Nicholas gelang, dem freundlichen Geplauder ihrer Tante zu entkommen, trat er an sie heran, verscheuchte einen sie bewundernden Caballero von ihrer Seite und begann, ihr sehr offensichtlich den Hof zu machen. Don Diego, der aufmerksam im Hintergrund gelauert hatte, versuchte mit wenig Erfolg zu intervenieren.
»Oh, mein heiratslustiger Freund«, sagte Sir Nicholas in äußerst liebenswürdigem Tonfall. »Ihr kommt gerade recht, Señor. Doña Beatrice verlangt nach Euch. Wir möchten Euch nicht aufhalten.«
»Meine Mutter,
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