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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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und warf den Kopf zurück.
    »Und ich werde trotzdem Mittel und Wege finden, ihn davon zu unterrichten, wie Ihr mit mir verfahrt!« rief sie aus. »Ihr könnt tun, was Ihr wollt, Señora, aber Ihr werdet mich nicht dazu zwingen, Don Diego zu heiraten!« Damit, fand sie, war es genug. Ihre Stimme hatte genügend launenhaft und kindisch geklungen, um ihre Tante zufriedenzustellen. Sie drehte sich auf dem Absatz um und lief hinaus.
    Doña Beatrice setzte ihre Lektüre fort. Während des Abendessens, einige Stunden später, richtete sie in ihrem langsamen, trägen Tonfall das Wort an ihren Gatten und sah Dominica dabei mit einem Anflug von Amüsement an. »Señor«, sagte sie, »die Hitze hier ist wirklich zuviel für mich. Madrid ist bereits unerträglich.«
    Don Rodriguez zeigte sich sofort bekümmert und besorgt und bemühte sich aufgeregt darum, wie man ihr das Leben erleichtern könne. Sie unterbrach ihn. »Ich habe eine ganz einfache Lösung, Señor. Ich werde nach Vasconosa vorausreisen.« Sie machte eine Pause und zog eine Schale mit Zuckerwerk an sich heran. »Heute ist Dienstag«, sagte sie. »Wie wäre es mit heute in einer Woche?«
    Don Diego blickte düster, Dominicas Augen waren zu Boden gerichtet. Aus dem leicht spöttischen Tonfall ihrer Tante schloß sie, daß sie das genaue Datum der Ankunft Tobars in Madrid herausgefunden hatte. Dominica hatte gehofft, er würde früher kommen, da sich die Gefahr für Sir Nicholas mit jedem weiteren Tag, den er in Madrid verbrachte, erhöhte. Solange er hier war, würde sie keine ruhige Minute haben. Ein Angstgefühl stieg in ihr auf. Jeden Tag fürchtete sie, von seiner Festnahme zu hören. Jedesmal, wenn sie sah, wie unverfroren er auftrat, schnürte ihr die Angst die Kehle zu. Das Mädchen, das vom tollen Nicholas geliebt wurde, mußte dafür wahrlich einen hohen Preis bezahlen.
    An demselben Abend kam er, um Doña Beatrice seine Aufwartung zu machen. Allem Anschein nach hatte sie eine Verabredung mit ihm. Sie hatte ihm eine Romanze geliehen, und er war gekommen, um ihr das Buch zurückzubringen; er blieb aber länger und plauderte mit ihr in Französisch.
    Seine Waghalsigkeit übersteigt alle Grenzen, dachte Dominica. Sie zog sich ans Fenster zurück und blickte ihn streng an, wenn er ihr – herausfordernd – ein Kompliment machte. Sie betrug sich wie ein junges Mädchen, dessen Schicksal durch seine Reden verletzt wurde. Und nur er wußte, daß ihr vorwurfsvoller Blick seiner Unverfrorenheit und nicht seiner Höflichkeit galt.
    Sie fragte sich, ob sie ihm von der für nächste Woche geplanten Abreise aus Madrid erzählen sollte. Aber während sie noch über eine vorsichtige Formulierung nachdachte, kam ihr ihre Tante zuvor.
    Nachdem Sir Nicholas erfahren hatte, was er in Erfahrung bringen wollte, traf er Anstalten, sich zu verabschieden. Er hatte etwas mit Doña Beatrice geschäckert. Dominica mußte sich ein Lächeln verbeißen. Er unterhielt ihre Tante bestens, flüsterte ihr gewagte Bemerkungen zu und zeigte ihr sehr deutlich, daß er verstand, mit dem anderen Geschlecht umzugehen. Aber sogar als er Doña Beatrices dickliche weiße Hand ergeben küßte, warf er einen reuevollen, lachenden Blick auf Dominica, als mißbilligte er ihren vorwurfsvollen Ausdruck.
    Er trat auf sie zu, um sich von ihr zu verabschieden, und sie war auf das höchste gespannt, was er in seiner verrückten Laune nun sagen oder tun würde. Sie machte einen kleinen steifen Knicks und sah ihm nicht ins Gesicht, als sie ihm die Hand reichte. Er nahm ihre Hand, hielt sie fest, küßte sie aber nicht sogleich. Aus seiner Stimme klang neckende Bosheit: »Wie kalt diese Hand ist!« sagte er. Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen. Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige gegeben.
    »Mein lieber Chevalier, Ihr habt meine Nichte schockiert«, sagte Doña Beatrice belustigt. »Sie ist an Eure französischen Sitten nicht gewöhnt. Wir in Spanien sind nicht so verwegen.«
    »Habe ich sie wirklich schockiert? Will sie mich nicht ansehen und anlächeln?«
    Sie hob die Augen, aber sie lächelte ihn nicht an, sondern sah ihm streng und ein ganz klein wenig wütend ins Gesicht. Als sie das Lachen in seinen Augen sah, blickte sie wieder zu Boden. »Ich fürchte, sie ist sehr böse auf mich«, sagte Sir Nicholas traurig. »Sie blickt sehr finster drein. Ich fürchte, wenn sie jetzt – sagen wir, einen Dolch hätte, wäre es um mich geschehen!«
    Ihre Hand zitterte. »Ihr beliebt zu scherzen,

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