Der tolle Nick
Señor?« fragte Don Diego ungläubig.
»Eure Mutter, mein teurer Freund. Ich weiß, daß Euch nichts mehr Ärger bereitet, als uns verlassen zu müssen; das sollte mir eigentlich zur Ehre gereichen, aber ich nehme an, daß der Charme dieser Dame die eigentliche Ursache dafür ist.« Er verbeugte sich vor Dominica.
»Ich nehme nicht an, Señor, daß meine Mutter meiner so dringend bedarf«, sagte Don Diego, und seine Stimme wurde immer eisiger.
»Ich bin sicher, daß Ihr Euch unterschätzt«, gab Sir Nicholas zur Antwort.
Don Diego blickte ihn zornerfüllt an, sah aber keine Möglichkeit zu bleiben. »Ich bin Euch sehr verbunden, Chevalier«, sagte er in sarkastischem Tonfall. »Ich könnte es mir nicht vergeben, zu vergessen, daß Ihr in Spanien Gast seid.« Dies konnte einiges bedeuten. Dominica fühlte sich unbehaglich und warf Sir Nicholas einen kurzen Blick zu.
Dieser zog abwartend die Brauen hoch. Einen Augenblick lang erwiderte Don Diego seinen Blick, dann verbeugte er sich in aller Form und ging. Sie hatten einander nur allzugut verstanden, und was durch Worte nicht zum Ausdruck gekommen war, hatten sie einander durch Blicke mitgeteilt.
»Was für eine Narrheit«, seufzte Dominica. »Wozu ihn verärgern? Was hat das für einen Zweck?«
Sir Nicholas beobachtete Don Diego, wie er wütend den Saal durchmaß. »Ich werde Spanien sicher nicht verlassen, ohne mit diesem Pataquito die Klinge gekreuzt zu haben«, meinte er nachdenklich.
»Señor Nicholas, ich glaube nicht, daß ich jemals gewußt habe, was Angst bedeutet, bevor ich Euch traf«, sagte Dominica.
Er blickte zu ihr hinab. »Was, du hast Angst um mich? Laß das, mein Kind. Dazu gibt es keine Veranlassung.«
»Du läufst in dein Unglück!« wiederholte sie eindringlich.
Er lachte verstockt. »Besser, als vor ihm davonzulaufen, mein Schatz«, sagte er. »Was gibt es Neues für mich?«
Ihr Gesicht umwölkte sich. »Nichts, das wir erhofft hätten. Der König hat seine Abreise nach Valladolid verschoben, und meine Familie hat Hofdienst. Mein Onkel muß bis zu seiner Abreise anwesend sein. Aber ich glaube, ich werde ein bißchen intrigieren können.« Sie sah fragend zu ihm auf.
Seine Augen waren voll Wärme und Belustigung. »Erzähle mir von deinem Plan, meine kleine Intrigantin.«
»Aber du darfst nicht über mich lachen, mein Pirat!« kam es zurück. »Don Miguel de Tobar kommt aus Madrid. Er ist mein Onkel mütterlicherseits, und ich bin ganz sicher, daß er mich gern als Frau seines Sohnes Miguel sähe.« Sie preßte die Lippen zusammen.
»Wie begehrt Ihr doch seid!« sagte Sir Nicholas. »Es bedarf wahrhaftig eines Piraten, um Euch zu gewinnen.«
Auf ihren Wangen vertieften sich die Grübchen. »Vielleicht, Señor. Ich glaube allerdings nicht, daß es meiner Tante gefiele, wenn ich mich unter Don Miguels Schutz stellte. Er hat Einfluß bei Hof, und es wäre durchaus möglich, daß er eine gerichtliche Verfügung erwirkt, um mich aus dem Hause der Carvalhos fortzuholen. Ich glaube, wenn ich dieses Thema anschnitte, wären sie nur allzu bereit, mich aus Don Miguels Reichweite weg nach Vasconosa zu schaffen. Um mich dort zu verheiraten, natürlich. Aber dann wirst ja du dort sein.« – »Davon kannst du überzeugt sein. Spinne deine Ränke, mein Liebling, aber sei vorsichtig! Deiner Tante entgeht sicher nicht sehr viel.«
In ihren Augen blitzte ein spöttischer Ausdruck auf: »Mit Euren eigenen Worten, Señor Pirat: Vertraut mir!«
Von seiner Mutter erfuhr Don Diego, ohne sonderlich überrascht zu sein, doch kaum seinen Zorn meisternd, daß sie sich nicht erinnern konnte, nach ihm verlangt zu haben. Die Art, in der man ihn weggeschickt hatte, nahm sie mit sichtlichem Amüsement zur Kenntnis. »Was für ein Schurke!« sagte sie mit einem Kichern.
»Meine Kusine denkt überhaupt nicht daran, sich mit mir zu vermählen!« sagte Don Diego. »Aber sie läßt sich nur allzugern süße Worte von diesem französischen Prahlhans ins Ohr flüstern.«
»Natürlich«, bekräftigte ihn Doña Beatrice. »Ich bin sicher, daß er das sehr geschickt macht. Wenn du mehr in seine Art schlügest, mein Sohn, hättest du auch mehr Erfolg bei ihr!«
Am folgenden Tag bemühte sich Don Diego mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln, Dominica für sich zu erobern. Er bot ihr seine Hand und sein Herz und tat dies in der leidenschaftlichsten Weise, deren er fähig war. Dominica sah ihre Gelegenheit gekommen und nützte sie sofort. Sie ersuchte Don Diego, Hand
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