Der Tomorrow-Code - Thriller
dazwischen standen lange Reihen von gepanzerten Fahrzeugen, die auf den Kampf vorbereitet wurden.
Tane, Rebecca und Fatboy warteten auf ihren Abtransport. Sie sollten in die Stadt gebracht werden. Offenbar wurden alle Fahrzeuge dringend benötigt, um Truppen und Ausrüstung an die neue Verteidigungslinie zu transportieren.
»Es sind Antikörper«, begann Rebecca plötzlich erneut. »Antikörper und Makrophagen. Geben Sie es endlich zu. Sie müssen es zugeben! Sie können nicht etwas besiegen, das Sie gar nicht verstehen.«
Tane spürte, wie ihm die Furcht das Rückgrat hochkroch, und wartete gespannt auf Crowes Reaktion.
Crowe blickte kurz von der topografischen Karte des Gebiets auf, über die er und ein grauhaariger Offizier der SAS sich seit einer Viertelstunde beugten. Sie hatten über etwas diskutiert, das sie »Tötungszonen« nannten, und über »Feuerreichweite« und »Claymore«.
Er sagte ruhig, ohne jede Spur von Humor oder Spott: »Rebecca, selbst wenn es möglich wäre, solltest du genau überlegen, was du da sagst. Das würde doch uns, die Menschen, zu Pathogenen machen. Antikörper greifen nur Pathogene an. Punkt.«
»Ich weiß«, sagte Rebecca mit bebender Stimme.
Crowe schüttelte den Kopf und wandte sich wieder der Karte zu. Ein SA S-Soldat trat ein, salutierte und übergab dem SA S-Offizier eine Nachricht.
Rebecca fuhr fort: »Wir Menschen halten die Erde füreinen Felsklumpen, der durchs Weltall treibt. Nichts weiter als ein großer Stein, der aber zufälligerweise einen Ort gefunden hat, an dem es warm und bequem ist, sodass wir darauf wachsen und gedeihen können – wie Schimmel auf dem Käse. Aber das ist nur eine Möglichkeit, die Sache zu sehen. Was wäre, wenn man ganz anders über die Erde denken würde? Nämlich als ein komplexes Gebilde von miteinander zusammenhängenden Systemen, von Ökosystemen, die Lebensraum sind für Milliarden und Abermilliarden von kleineren Organismen?« Sie hielt kurz inne. »Gar nicht so viel anders als der menschliche Körper, wenn man es sich recht überlegt.«
Und so konnte man es tatsächlich ausdrücken, dachte Tane.
Crowe achtete nicht auf das, was sie sagte. Er zeichnete gerade mit kräftigen Strichen die Verteidigungsposten auf der Karte ein.
Manderson saß still in einer Ecke. Von allen Anwesenden schien ihn das, was sie gerade hinter sich hatten, am wenigsten verstört zu haben.
Ein junger Soldat in der Uniform der regulären neuseeländischen Armee kam mit einem Stapel Papieren herein, die Crowe hastig durchsah und die dann vom SA S-Offizier abgezeichnet wurden.
Durch die Fenster sah Tane, dass die ersten Kampffahrzeuge in einer Reihe zum Stadionausgang rollten.
Fatboy stand ebenfalls am Fenster; er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte nachdenklich hinaus.
Rebecca stand auf und trat an den Kartentisch. Sie beugte sich darüber, die Hände auf den Tisch gestützt, und unterbrach Crowe bei seiner Arbeit.
»Sie wissen doch, was der Treibhauseffekt ist?«, fragte sie ruhig. »Ich weiß es auch: Die Erde hat Fieber. Mutter Natur ist krank, und
wir
sind ihre Krankheit!«
Crowe blickte auf. Seine Augen waren halb geschlossen. Fast so etwas wie eine Gefühlsregung. »Ich habe heute vier Männer verloren«, sagte er langsam. »Ich bin wirklich nicht in der Stimmung, und ich habe auch nicht die Zeit, um mir noch länger deine kindischen Hirngespinste anzuhören. Schafft sie endlich raus!«
Manderson stand sofort auf und trat hinter Rebecca.
Doch Rebecca gab nicht nach. Sie lachte, es klang ein wenig hysterisch, was bei ihr ziemlich ungewöhnlich war, aber schließlich war heute auch ein ziemlich ungewöhnlicher Tag.
Sie starrte Crowe direkt in die Augen. »Wir dämmen Flüsse ein. Wir asphaltieren die Landschaft mit unseren Autobahnen. Wir bohren tiefe Löcher in die Erde und holen alle möglichen Reichtümer heraus. Wir vergiften die Flüsse, die in die Meere fließen, wir verschmutzen die Luft und roden und verbrennen die Wälder. Wir verseuchen die Luftmoleküle mit unseren Funk- und Fernsehsignalen. Wir leben nicht auf der Erde, wir befallen sie. Wir infizieren sie und zerstören sie. Wir saugen ihr alles Leben aus, und was dann noch übrig ist, vergiften wir. Was wir nicht verbrennen oder niedermachen können, betonieren wir zu. Wir sind bösartig. Und wir vermehren uns ständig noch weiter. Wir sind hochgradig ansteckend.«
Manderson packte Rebecca bei den Armen, und Fatboy und Tane setzten sich bereits in
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