Der Tomorrow-Code - Thriller
wegbleiben wollen.
Zwanzig Minuten später hatten sie die vom Nebel eingehüllte Ortschaft Orewa hinter sich gelassen, und die schwarzen Flügel des Helikopters trugen sie hoch über dem Nebel davon.
Crowe saß konzentriert nach vorn gebeugt und redete ununterbrochen ins Funkgerät. Er stellte Fragen und gab auch Antworten. Alle hatten die Visiere geöffnet und atmeten begeistert die frische Luft ein.
Nach einer Weile richtete sich Crowe mit grimmiger Miene wieder auf. Tane hatte gehört, warum. Vier von Crowes Männern wurden vermisst; sie waren verschwunden, als sich der Nebel vom Norden herangewälzt hatte.
»Was ist mit Xena?«, fragte er Fatboy.
»Wir holen sie später«, sagte Fatboy. »Wenn der Nebel verschwunden ist.«
Tane war nicht sicher, ob das jemals geschehen würde, aber er sagte nichts. Er wollte Rebecca nicht noch mehr verstören.
Seit ihrer Rettung war sie sehr still gewesen. Sie dachte nach; alle möglichen Gedanken rollten ihr durch den Kopf. Doch jetzt blickte sie plötzlich auf und sagte: »Ich weiß jetzt, was die … Gestalten sind.«
Alle drehten sich zu ihr und starrten sie an.
»Die Sache mit den bakteriellen Cluster hab ich zuerst akzeptiert«, sagte sie und schaute dabei Crowe fest an, »dass es also riesige Pathogene sein könnten. Etwas anderes konnten wir uns ja nicht vorstellen. Aber das konnte keine Erklärung sein, und vor allem ist es keine Erklärung für die Schneemänner.«
Sie hielt kurz inne, um ihre Gedanken zu sammeln, aber Crowe nutzte die Pause und warf schnell ein: »Es ist die beste Erklärung, die wir haben! Jedenfalls bis eine rationalere Erklärung gefunden wird. Und ich meine rational, nicht irgendeine fantastische Geschichte über …«
Rebecca starrte ihn kalt an. Sie runzelte die Stirn, und dann schien ihr plötzlich etwas zu dämmern.
»Sie wissen es, stimmt's? Sie wollen es nur nicht zugeben, aber Sie wissen es!«
»Ich weiß nicht, wovon du …«, fuhr Crowe sie wütend an. »In dem Moment, als Tane Gestalterkennung sagte … das war der Augenblick, in dem es Ihnen klar wurde! Unmöglich, dass Sie das nicht erkannt hätten. Sie sind Immunologe. Zum Teufel, ich bin grade mal fünfzehn, deshalb habe ich länger gebraucht als Sie, aber Sie müssen es natürlich sofort gewusst haben.«
Southwell warf aufgeregt ein: »Rebecca, willst du wirklich behaupten … Mein Gott, hoffentlich irrst du dich.«
»Bakterielle Cluster!«, beharrte Crowe stur. Und lauter als nötig.
»Das sind sie nicht! Und Sie wissen es auch.« Rebeccas Gedanken überstürzten sich, während sie weitersprach. »Die seltsamen Quallen in der Form eines Y. Diese … diese großen Dinger im Nebel. Es ist alles so offensichtlich! Sie wissen es. Ich weiß, dass Sie es wissen.«
»Wovon zum Teufel redet ihr eigentlich?«, brüllte Tane plötzlich frustriert. »Was sind die Schneemänner? Und was sind die Quallen, wenn sie keine bakteriellen Cluster sind?«
Das Knattern der Rotoren wurde lauter, als der Helikopter zur Landung ansetzte. Rebecca musste schreien, um sich verständlich zu machen.
»Es sind riesige Antikörper.«
IMMUNITÄT
Donnerstag, 31. Dezember, 17.30 Uhr
Manderson wandte den Blick ab und lächelte in sich hinein. Crowe seufzte hörbar. Nur Lucy Southwell blickte Rebecca mitleidig an und sagte: »Du weißt doch, dass das unmöglich ist.«
Manderson warf mit leicht verwirrtem Gesichtsausdruck ein: »Dann müssten die großen Gestalten, die Schneemänner, irgendeine Art von Phagozyten sein, oder nicht?«
»Makrophagen«, erklärte Rebecca unbeirrt. »Das Immunsystem von Mutter Natur. Vor Kurzem ausgelöst und versehentlich freigesetzt durch Professor Vicky Green. Und nun auf die Menschheit losgelassen.«
Southwell legte Rebecca eine Hand auf den Arm. »Rebecca, das ist eine sehr kreative Idee, aber leider eben nicht sehr wahrscheinlich. Antikörper sind einfache Proteine. Sie sind mikroskopisch klein.«
»Ich habe auch gar nicht behauptet, dass es menschliche Antikörper sind«, sagte Rebecca und verfiel wieder in ihr brütendes Schweigen, bis der Hubschrauber auf dem zentralen Spielfeld des Sportstadions North Harbour in Albany gelandet war.
18.35 Uhr
In der Sponsorenlobby im vierten Stock des Stadions hatte man das Kommando- und Kontrollzentrum eingerichtet. Durch die riesigen Panzerglasfenster konnte man das gesamte Stadion überblicken. Das Spielfeld diente nun als Landeplatz für eine große Zahl von Helikoptern;
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