Der Tomorrow-Code - Thriller
Hügelkette in der Ferne, die bereits lichterloh brannte und jetzt plötzlich für eine Sekunde aufloderte wie eine gleißende Sonne. Einen Augenblick später folgte der Knall, der die Autofenster erschütterte. In diesem kurzen Aufblitzen sah sie die Ursache für die hektische Aktivität, die überall um sie herum herrschte. Der schiere Terror bedrohte Auckland.
Im Aufblitzen sah sie die lang hingestreckte weiße Nebelwolke, die sich von der gesamten Hügelkette herab erstreckte, das North Harbour Stadion bereits verschlungen hatte und sich nun auf die Verteidigungslinie und die Stadt zuwälzte.
»Ich muss dringend mit Stony reden!«, sagte sie drängend.
»Er hat zu tun«, kam Mandersons Antwort. »Wenn wir den Nebel nicht aufhalten oder ihn wenigstens um ein paarStunden verlangsamen, wird Auckland zum Schauplatz der größten Katastrophe, die die Welt jemals gesehen hat.«
»Ich kann euch helfen!«, sagte Rebecca beharrlich.
»Er hat wirklich zu viel zu tun. Die Laborergebnisse der chemischen Analyse des Nebels liegen jetzt vor, und er steht unter gewaltigem Druck, jetzt endlich Antworten auf die Gefahr zu finden.«
Rebecca sah ein, dass sie so nicht weiterkam. Reine Zeitverschwendung. Deshalb sagte sie: »Ihr könnt sie nicht erschießen, die … Kreaturen.«
»Wissen wir längst«, bellte Manderson.
»Nicht erschießen und nicht in die Luft jagen«, fuhr sie fort.
»Das stimmt nun nicht ganz. Seit einer halben Stunde bomben wir diesen Plüschdingern die Füllung raus. Mit Claymore-Minen, Raketen, Granaten, such dir's aus, wir werfen alles auf sie runter, was wir haben.«
»Hält sie aber nicht auf, oder?«, fragte Rebecca scharf.
»Was willst du mir eigentlich sagen?«
»Ihr blast sie in die Luft, und der Nebel nimmt sie einfach wieder auf. Absorbiert sie wieder und produziert gleich wieder neue. Damit könnt ihr sie höchstens ein wenig langsamer machen.«
Am anderen Ende herrschte einen Augenblick lang Stille. Manderson schien darüber nachzudenken. »Hast du eine bessere Lösung, oder machst du nur wieder Probleme?«
»Ihr müsst sie mit Wasser bekämpfen, jede Menge Wasser. Nehmt Wasserwerfer. Oder Feuerwehrschläuche, wenn ihr welche finden könnt. Die Kreaturen sind weich. Mit Hochdruck gespritztes Wasser geht durch sie hindurch, aber das Wasser löst das Material gleichzeitig auf, aus dem sie bestehen. Es fließt dann einfach durch die Gullys ab und irgendwann in den Ozean. Und da ist noch was: Salz. Besprüht sie mit Salz oder mit Salzwasser, denn das Salzverändert die chemische Zusammensetzung ihrer … Körper … der Antikörper. Das gilt für die kleinen und für die großen.«
Sie hörte, dass Manderson grinste. »Nenn sie, wie du willst. Bist du sicher, dass das funktioniert?«
»Ziemlich sicher. Oder haben Sie einen besseren Vorschlag?«
»Bringt euch in Sicherheit. Ich gebe deine Information an den Boss weiter. Du kannst dich darauf verlassen, dass er mir zuhört.«
»Hoffentlich.«
23.25 Uhr
Tane und Fatboy hatten endlich die letzte Treppe geschafft und taumelten keuchend auf die Aussichtsplattform des Sky Tower hinaus. Natürlich war die Liftanlage gesichert gewesen, geschützt durch Aktivierungscodes, die sie nicht kannten. Und so war ihnen nichts anderes übrig geblieben, als sich an den Aufstieg über die Treppen zu machen – nur um feststellen zu müssen, dass selbst die Tür zum Treppenhaus versperrt war. Doch ein paar Stühle hatten sich als gute Rammböcke erwiesen, und sie hatten die Treppe zum ersten Stock in Rekordzeit zurückgelegt.
Von Rekordzeit war keine Rede mehr, als sie den zwanzigsten Stock erreichten. Der Aufstieg wurde immer schwerer, und sie kamen immer langsamer voran. Der Gedanke, dass das nur ein Teil des Aufstiegs war und dass sie bis zum höchsten Gipfel des Turms hinaufklettern mussten, machte die Sache auch nicht gerade leichter. Fatboy hatte irgendwann das schwere Chronophon übernommen, wofür ihm Tane unendlich dankbar war. Schon auf dem Motorrad hatte das Gewicht durch die schmalen Nylonträger von RebeccasRucksack tief in seine Schultern geschnitten. Es schien unmöglich, zwanzig Stockwerke mit diesem Gewicht auf dem Rücken hinaufzusteigen, aber Fatboy trug es klaglos und schien nicht einmal müde zu werden.
Von der Aussichtsplattform konnten sie die gesamte Innenstadt überblicken, die Dunkelheit, die verstreuten Feuersbrünste in verlassenen Gebäuden. Hier und dort irrten die Lichter eines Autos durch die
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