Der Tomorrow-Code - Thriller
sie bereits wieder, zwar ein wenig gezwungen, aber glaubhaft. Oder fast glaubhaft.
Fatboy schob sich reichlich angeberisch neben Rebecca auf die Bank, legte ihr einen Arm um die Schultern und griff nach Tanes Cola. »Kia-ora.«
»Hey!«, protestierte Tane.
»Ich kauf dir gleich eine neue«, lachte Fatboy. »Ach, was soll's, kauf dir doch die ganze verdammte Fabrik, kannst du dir doch leisten.«
Der Fremde hatte sich ziemlich verklemmt neben Tane auf die Sitzbank geschoben. Er war groß gewachsen, hatteeinen schwarzen Schnurrbart, und obwohl er noch recht jung war, war sein Haar schon schütter und lag in dünnen Strähnen auf seinem Kopf. Ein wenig unsicher sagte er: »Tatsächlich ist der Wert des Coca-Cola-Konzerns beträchtlich höher als die sechs Millionen, die Ihnen für Investitionen zur Verfügung stehen.«
»Sind Anwälte nicht einfach wunderbar?«, rief Fatboy, und sein Moko verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Sie nehmen alles absolut wörtlich.«
»Hübscher fahrbarer Untersatz«, bemerkte Rebecca vorsichtig.
»Ja, klar doch. Geht ab wie eine Rakete«, nickte Fatboy. »Auf der Seymour Road hätte ich ihn beinah auf die Hinterräder gestellt.«
Tane dachte, dass das wohl eine Erklärung war, warum der Anwalt so blass und nervös schien. »Und wir brauchen unbedingt einen Anwalt, wie?«, fragte er reichlich spitz.
Fatboy griff in seine Jacketttasche und holte ein zusammengefaltetes orangefarbenes Heft heraus. Er warf es vor Tane auf den Tisch. Tane griff danach. In riesigen schwarzen Lettern stand auf der Titelseite:
Was mache ich mit meinem Lottogewinn?
»Seite zwölf«, sagte Fatboy. »Suchen Sie professionellen Rat. Tane, Rebecca, das hier ist Anson Strange. Anson, das sind mein Bruder Tane und meine ... äh ... und Rebecca.«
Tane und Rebecca schüttelten Strange die Hand.
Fatboy fuhr fort: »Hatte keinen Reservehelm für die Harley bei mir, aber das war kein Problem. Habe einfach nebenan schnell beim Chryslerhändler vorbeigeschaut und mir den Wrangler besorgt.«
»Ich hoffe, sie haben dir einen anständigen Rabatt gegeben«, murmelte Tane. »Warum konnten wir dich nicht erreichen?«
Fatboy setzte ein bedauerndes Grinsen auf. »War aufdem Weg nach Wellington, um den Gewinn zu kassieren. Schließlich kannst du nicht einfach in die nächste Lottoannahmestelle spazieren und verlangen, dass sie dir sechs Millionen Dollar bar auf die Kralle zahlen!«
»Wir haben aber auch dein Handy probiert ...«
»Funktioniert nicht im Flieger.«
»Bist du sicher, dass wir einen Rechtsanwalt brauchen?«, fragte Rebecca. »Ich dachte, du hättest gesagt, dass ein Vertrag oder so nicht nötig sei?«
»Die Lage hat sich geändert. Wenn man mit sechs Millionen Dollar jonglieren will, muss man die Dinge richtig gut planen. Sonst verschleudern wir es für etwas Dummes wie einen Flug zum Mond oder so.«
»Oder ein U-Boot «, murmelte Tane leise.
»Wer außer uns weiß denn über den Gewinn Bescheid? Zum Beispiel deine Eltern?«, fragte Rebecca.
»Oder die Presse?«, fügte Tane hinzu.
Fatboy schüttelte den Kopf. »Niemand. Ich habe verlangt, dass mein Name und meine Adresse geheim gehalten werden.« Er wandte sich an den Anwalt. »Anson, würden Sie uns ein paar Minuten allein lassen?«
Gehorsam stand Anson auf und stellte sich in die Schlange am Tresen.
»Also, Leute: Was läuft hier eigentlich?«, wollte Fatboy wissen, als Anson außer Hörweite war.
»Was meinst du damit?«, fragte Rebecca unschuldig.
»Ihr wusstet genau, dass diese Zahlen und keine anderen gezogen würden. Ich bin doch nicht blöd. Irgendetwas geht hier ab, und ich will wissen was.«
»Nichts geht ab«, sagte Tane.
»Könnt ihr das noch mal machen? Auch für die nächste Ziehung? Die richtigen Zahlen herausfinden, meine ich?«, fragte Fatboy und starrte Tane durchdringend an.
»Nein.«
»Vielleicht.« Tane und Rebecca hatten gleichzeitig geantwortet, aber Tane sprach lauter.
Er konnte buchstäblich die Dollar in Fatboys Kopf klimpern hören.
»Ich will mitmachen«, verlangte Fatboy. »Ich will mich beteiligen.«
Du willst immer alles haben, dachte Tane. Mürrisch sagte er: »Du hast keine Ahnung, worum es geht.«
»Stimmt«, gab Fatboy grinsend zu. »Aber ich will trotzdem mitmachen. Ist die Sache illegal?«
Tane war überzeugt, dass das Fatboy völlig egal wäre. »Nein.«
»Es sind ziemlich hohe Vorleistungen nötig«, sagte Rebecca vorsichtig.
»Höher als sechs Millionen?«
Rebecca nickte.
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