Der Tomorrow-Code - Thriller
mehr, als sie sich dem Gebäudekomplex näherten.
Beide hatten sich den Sicherheitscode gut eingeprägt, aber im Mondlicht sah Tane sofort, dass sie ihn nicht benötigten. Das Tor war nicht verschlossen. Es stand sogar weit offen.
Er warf Rebecca einen verwunderten Blick zu und sah, dass auch sie unter der Maske die Stirn runzelte. Warum war das Tor nicht verschlossen?
Langsam schlichen sie durch das Tor und das kurze Wegstück entlang, das zum Eingang des Labors führte.
Als sie zu Hause und auf der
Möbius
ihren Plan besprochen hatten, war er ihnen recht einfach vorgekommen. Das Tor würden sie mit dem Sicherheitscode öffnen. Die Labortür ebenfalls. Drinnen würden sie ein wenig herumschnüffeln,genau wie in den Fernsehkrimis, und würden sofort alle verdächtigen Beweisstücke sicherstellen, die sie benötigten, um das Projekt zum Stillstand zu bringen und die Welt zu retten.
Aber keiner von ihnen hatte die Wirklichkeit vorhersehen oder planen können. Die Tür zum Labor stand weit offen und schwang in der leichten Nachtbrise sanft hin und her, ein milder Wind aus östlicher Richtung, der ungehindert um das frei stehende Gebäude auf dem Hügel strich.
Noch vor gar nicht langer Zeit hatte eine rothaarige Professorin mit breitem Lächeln diese Tür für sie aufgeschlossen und sie in ihrem Labor willkommen geheißen. Aber dieses Mal war niemand zu ihrem Empfang erschienen. Im Labor brannte Licht und fiel in langem Streifen aus der offenen Tür – und in diesem Licht konnten sie sehen, dass der Türknauf zerschmettert und die Tür halb aus den Scharnieren gerissen worden war.
»Hier ist eindeutig etwas faul«, flüsterte Tane aufgeregt. »Die Tür wurde aufgebrochen. Jemand ist schon vor uns ins Labor eingestiegen!«
Rebecca packte ihn am Arm und zog ihn zur Seite, wo sie sich auf den Boden kauerten. Der Lichtschein aus dem Labor war stark genug, um zu sehen, dass ihre Augen vor Entsetzen weit aufgerissen waren.
»Nein«, sagte sie. »Ich glaube, es ist viel schlimmer. Viel, viel schlimmer. Wir müssen sofort von der Insel verschwinden!«
»Was ist denn los?«, fragte Tane und wunderte sich, weshalb sie dermaßen verängstigt war.
»Schau dir doch mal die Tür genau an, Tane!«, sagte sie. »Die Scharniere. Jemand – oder
etwas
– hat die Tür
von innen
aufgebrochen!«
Tane stockte der Atem. Was zum Teufel ...?
Er stand langsam auf und wich einen Schritt zurück.Rebeccas Hand schlüpfte in seine Hand. Noch ein Schritt, noch einer. Sie gingen immer noch rückwärts, unfähig, die zerschmetterte Tür und den unbekümmert herausfallenden Lichtschein auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen.
Gerade hatten sie das Tor erreicht, als plötzlich ringsum gleißend helle Scheinwerfer aufleuchteten, mindestens zwanzig oder noch mehr, und ihr Licht war so grellweiß, dass ihre Augen zu schmerzen begannen. Tane wirbelte herum, riss den Arm hoch, um seine Augen zu schützen, völlig verängstigt und verzweifelt und so schockiert, dass er nicht wusste, ob er fliehen oder einfach nur still stehen bleiben sollte.
Rebecca schrie und klammerte sich an ihn. In diesem Augenblick kam er sich vor wie ein Beuteltier, das mitten in der Nacht auf einer Straße in die Scheinwerfer eines heranrasenden Autos gerät und dem sicheren Tod entgegenstarrt, wie gelähmt vor Schrecken, sodass es nicht einmal mehr instinktiv zur Seite springen kann.
Und dann dröhnte eine tiefe, befehlsgewohnte Stimme mit amerikanischem Akzent hinter den Scheinwerfern hervor. »Waffen fallen lassen! Ich wiederhole: Waffen fallen lassen! Legt euch auf den Boden, Gesicht nach unten, in Richtung meiner Stimme. Waffen fallen lassen, sonst eröffnen wir das Feuer!«
Waffen?, wollte Tane schreien. Das ist nur eine Taschenlampe! Aber seine Stimme funktionierte nicht mehr.
»Wir sind nicht bewaffnet!«, brüllte Rebecca. »Wir sind unbewaffnet!«
Tane fand endlich seine Stimme wieder und fiel ein: »Wir sind unbewaffnet!« Er legte sich auf den Boden. »Wir sind nur Kinder!«
Dann sah er nur aufgewirbelte Erde und Schmutz, als schwere Stiefel auf sie zudonnerten. Starke Hände rissenihm die Arme auf den Rücken. Scharfe Plastikbänder wurden ihm um die Gelenke gewickelt, dann zerrten sie ihn wieder grob auf die Füße.
Die Maske wurde ihm vom Gesicht gerissen und baumelte an seinem Hals. Eine starke Taschenlampe leuchtete in sein Gesicht. Das Licht war so grell, dass er aufstöhnte und zurückzuckte. Selbst mit geschlossenen Augen
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