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Der Tomorrow-Code - Thriller

Der Tomorrow-Code - Thriller

Titel: Der Tomorrow-Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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NACHT, HEILIGE NACHT
    Donnerstag, 24.   Dezember
    An Heiligabend wälzte sich ein eigenartiger Nebel durch die Straßen von Whangarei, der nördlichsten Stadt Neuseelands. Er legte sich wie eine Decke über die ganze Stadt. Straßen, die normalerweise an Heiligabend mit festlich gestimmten Menschen bevölkert gewesen wären, wurden ungewöhnlich still und lagen schließlich völlig menschenleer und verlassen da.
    Als der Morgen anbrach, regte sich in der gesamten Stadt, in der fünfzigtausend Menschen wohnten, kein menschliches Lebewesen mehr. Nur die Vögel flatterten noch zwischen den Bäumen umher, und kleine Tiere huschten durch das Unterholz. Haustiere und Schoßtiere miauten, quiekten oder jaulten kläglich nach ihren Herrchen. Neben den Bauernhöfen graste noch das Vieh auf den Wiesen. Und ab und zu war eine Maus zu sehen.

WEISSE WEIHNACHT
    Schlaf in himmlischer Ruh',
    schlaf in himmlischer Ruh'.
     
    Josef Mohr, »Stille Nacht«
    Freitag, 25.   Dezember
    Crawford landete den Sikorsky-Helikopter MH-60S Knighthawk mitten auf der Hauptstraße. Das Aufsetzen hörte sich an wie ein langer Seufzer.
    Crowe sprang aus dem Heli, bevor der Pilot auch nur den Motor ausgeschaltet hatte. Gebückt rannte er unter den Rotoren hindurch.
    »Mandy« Manderson, sein Stellvertreter, erwartete ihn. Crowe starrte nach Norden, während er seinen Sauerstofftank mit leisem Klicken und kurzem Zischen anschloss und das Visier seines Bioanzugs luftdicht versiegelte. Die komprimierte Luft im Sauerstofftank roch im geschlossenen Anzugsystem immer ein wenig metallisch und trocken.
    Der Biokampfanzug war schwarz; es war ein positiver Druckanzug, was bedeutete, dass er im Innern einen höheren Druck aufbaute, sodass keine Pathogene eindringenkonnten. Solche positiven Bioschutzanzüge trugen auch Wissenschaftler in den Laboratorien, aber außer dem erhöhten Innendruck hatten deren Anzüge nicht viel mit Crowes Anzug gemein. Crowes Schutzmontur   – wie auch die Anzüge des gesamten Teams   – bestand aus schusssicherem Kevlar und war mit keramischen Brust- und Bauchschilden ausgestattet. Diese zusätzlichen Platten boten nicht nur Schutz gegen Keime, sondern auch gegen gewisse »Keime« aus Blei, die Menschen mit Waffen aufeinander abfeuerten. Trotzdem waren die Anzüge sehr leicht und etwa so bequem, wie ein Biokampfanzug nun mal sein konnte.
    Es war immer noch dunkel. Die Sonne würde noch ein paar Stunden brauchen, bis sie hinter dem Ozean und den Wäldern im Osten aufging, aber trotzdem würden jetzt in ganz Neuseeland aufgeregte Kinder aufwachen   – geweckt von dem natürlichen, angeborenen Wecker, der Kinder am frühesten Morgen des Weihnachtstags unweigerlich aus dem Schlaf holt, sodass sie sich unverzüglich ans Auspacken der Geschenke machen können.
    Nur nicht in Whangarei.
    »Glaubst du immer noch, dass es Terroristen sind?«, fragte Mandy mit seinem Südstaatenakzent.
    »Bis zum Beweis des Gegenteils«, gab Crowe zurück.
    »Die Sache riecht nach Burnt Mountain, wenn du mich fragst. Und Nowosibirsk«, meinte Mandy. »Bis auf den Nebel.«
    Crowe stand mitten auf der Straße und starrte zum Nebel hinüber. Noch nie hatte er einen solchen Nebel gesehen. Das Äußere dieser Nebelwolke war klar und eindeutig abgegrenzt, und abgesehen von leichten Schlieren und Dunstschleiern war sie so kompakt, dass es aussah, als könne man direkt hingehen und das Ding anfassen. Es war, als sei eine Kumuluswolke vom Himmel gefallen und dort vorn auf der Straße liegen geblieben.
    Ein Wegweiser direkt vor dem Nebel war klar und deutlich zu lesen, aber alles dahinter wurde von der weißen Wolke verschluckt. Whangarei 2   km, stand auf dem Schild.
    Die ersten Notrufe waren am Vorabend gegen elf Uhr eingegangen. Die örtliche Polizeistation hatte sich nicht gemeldet, deshalb waren ein paar Streifenwagen aus den umliegenden Gebieten losgerast. Sie hatten berichtet, eine dichte Nebelbank läge vor ihnen   – und dann waren ihre Signale verstummt.
    »Die Labore in Nowosibirsk und Burnt Mountain waren von Schnee und Eis umgeben«, dachte Crowe laut nach. »Wenn es dort Nebel gegeben hätte, wäre er kristallisiert und schockgefroren, sobald er aus dem Labor herausgekommen wäre.«
    »Was ihn daran hinderte, sich auszubreiten, meinst du«, führte Mandy den Gedanken zu Ende. »Aber hier, im wärmeren Klima   …«
    Crowe nickte nur schweigend.
    Specialist First Class Evans, das jüngste und neueste Mitglied des Teams, tauchte an seiner Seite auf

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