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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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beobachtet, in der Lieferzone unter dem Hauptplatz. Mein Vater arbeitet gleich nebenan in der Großküche«, ergänzte er für Simon.
    »Oh ja, das tut er«, warf Filippo ein und verdrehte genießerisch die Augen. Die anderen grinsten.
    Tomas ließ sich nicht ablenken. »Der Tankwagen kommt einmal in der Woche. Ein Riesending. Mindestens fünfundzwanzigtausend Liter. Erst dachte mein Vater, der bringt Öl oder so was, aber einmal war ein Schlauch undicht, da hat er es gesehen: Die pumpen flüssige Zuckerlösung in ihren Keller.«
    »Und wofür soll die sein?« Simon konnte sich nicht vorstellen, wofür jemand jede Woche eine solche Menge Zuckerwasser brauchte.
    Auch Tomas wusste keine Antwort.
    Einen Moment war es still, bis auf das Rattern der Räder, die über die Gleise rumpelten.
    »Könnte das irgendwas damit zu tun haben, dass die Fassade so kalt ist?« Simon sah auf.
    Ira schüttelte den Kopf. »Hab noch nie gehört, dass man mit Zucker kühlt. Zucker isst man.«
    »Aber die kalte Fassade könnte etwas mit dem hohen Stromverbrauch zu tun haben«, warf Luc ein. »Und das eigene Kraftwerk.«
    Simon schwieg nachdenklich. Er musste an das Bild denken, das sein Großvater gemalt hatte: der goldene Turm, umgeben von Ruinen. Alles war zerstört, nur der Turm nicht.
    Sie sprachen wenig während der restlichen Fahrt. Die Tunnel, durch die sie fuhren, wurden größer und heller, bis nach einer letzten Kurve Leben in die ruhig dasitzenden Fahrgäste kam. Alle standen auf, nahmen ihre Sachen und drängten zu den Türen. Der Zug verlangsamte die Fahrt und fuhr in den zentralen U-Bahnhof ein. Zischend öffneten sich die Türen. Geschoben von den Mitreisenden, stieg Simon aus.
    »Herzlich willkommen im Palast der Unterwelt!« Filippo grinste und sah Simon gespannt an.
    Sie standen in einer riesigen Halle, gewölbt wie eine Kirche und fast ebenso groß. Von der Decke hingen glitzernde Lüster herab, ihr Licht spiegelte sich in dem glänzend polierten Boden. Großflächige Mosaike schmückten die Wände, sie funkelten, als seien sie aus Edelsteinen zusammengesetzt. Doch der Blickfang war eine meterhohe schneeweiße Skulptur, sie stand in der Mitte der Bahnhofshalle, eine Frau in einem fließendenGewand. Sie hatte ihre Hände gehoben und streckte eine Uhr der Decke entgegen.
    Simon war sprachlos.
    »Mund zu, es zieht!« Auch Ira grinste.
    Simon schloss seinen Mund, der ihm tatsächlich offen stehen geblieben war. »Ist ja irre.« Mehr gab es nicht zu sagen.
    Die anderen nickten zustimmend.
    »Und wo geht es zum Tower?« Simons Magen kribbelte, seit sie den Bahnhof betreten hatten.
    »Dort entlang.« Ira wies auf eine Rolltreppe. »Es ist nicht weit.«
    Filippo protestierte. »Können wir nicht erst was essen?«
    »Du hast doch gerade bei deiner Tante gefrühstückt!«
    »Das ist über eine Stunde her! Bitte, Ira, wir haben den ganzen Tag Zeit, uns den Tower anzusehen.« Filippo drehte sich um. »Jetzt sag doch auch mal was, Tomas!«
    Der nickte. »Mein Vater sagt, wir können jederzeit zu ihm kommen.«
    Ira seufzte. »Na gut.«
    »Heißt das, wir besuchen jetzt erst seinen Vater?« Simon runzelte die Stirn.
    Filippo nickte grinsend. »Glaub mir, es lohnt sich!« Mehr sagte er nicht, der Abstecher war beschlossene Sache.
    Widerwillig fügte Simon sich seinem Schicksal. Lieber wäre er sofort zum Tower aufgebrochen, doch alleine wollte er nicht gehen. Eilig lief er den anderen nach.
    Filippo ging voran, zügig durchschritten sie die Halle. Simon hatte Mühe, die anderen zwischen all den Menschen nicht zuverlieren. Sie passierten die Skulptur, Simon fiel auf, dass er der Einzige war, der hinaufschaute. Von Nahem wirkte sie noch imposanter.
    Schließlich bogen sie in einen der zahlreichen Nebengänge ein. Es wurde etwas ruhiger, in diesem Teil des Bahnhofs waren weniger Menschen unterwegs. Sie stoppten vor einer Tür ohne Türklinke. Tomas klopfte.
    »Das ist der Notausgang der Zentralküche«, erklärte Luc, als er Simons fragenden Blick sah. »Eigentlich darf man hier nur raus und nicht rein.«
    Schritte waren auf der anderen Seite zu hören, dann streckte ein Mann seinen Kopf zur Tür heraus. Er grinste breit, als er sie sah. »Da seid ihr ja endlich. Ich dachte schon, ich müsste alleine frühstücken! Kommt rein!« Er hielt ihnen die Tür auf und schob sie über die Schwelle. »Beeilt euch, der Chef macht gerade Pause. Euer Zeitplan ist perfekt!«
    In der Küche, durch die Tomas’ Vater sie führte, roch es gut: nach frischem

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