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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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gerutscht. Nun stiegen auch Ira, Tomas, Luc und Filippo ein; Filippo setzte sich neben seinen Onkel auf die Beifahrerseite, die anderen kletterten durch die Seitentür auf die Ladefläche.
    Simon stand immer noch draußen hinter dem Lieferwagen: Wie sollte er jetzt bloß unbemerkt in das Innere des Wagens kommen?
    Filippos Tante wollte gerade die Seitentür zuwerfen, als Ira sich ihr zuwandte und tat, als sei ihr gerade etwas eingefallen. Sie zauberte ein scheues Lächeln auf ihr Gesicht. »Darf ich einen Kakao mitnehmen?«
    Filippos Tante lächelte zurück. »Aber sicher, mein Kind.« Und sie ging in den Laden, um einen Becher zu füllen.
    Kaum hatte die Tante sich umgedreht, sprang Ira auf und entriegelte die hintere Wagentür. Es quietschte leise, als sie einen der Türflügel aufstieß. »Los, komm!«
    Eilig huschte Simon durch den Spalt in das Innere des Autos. Ira verriegelte die Tür wieder.
    Keine Sekunde zu spät: Filippos Tante kam zurück, einen Becher Kakao in der Hand. Sie gab ihn Ira. »Dann gute Fahrt.« Die letzten Worte waren an ihren Mann gerichtet, der hinter dem Steuer des Lieferwagens zusammengesunken war und leise schnarchte. Jetzt schreckte er auf und sah sich erschrocken um, bis er begriff, wo er war.
    Filippos Tante verzog ungehalten das Gesicht und stieß ihrem Neffen den Zeigefinger gegen die Brust. »Du bist dafür verantwortlich, dass dein Onkel nicht einschläft. Klar?«
    Filippo nickte stumm.
    Krachend fiel die Tür ins Schloss. Der Motor dröhnte auf und der Wagen setzte sich in Bewegung.
    Nach einer Weile kam Simon hinter der Kiste hervor, hinter der er sich verborgen hatte. Er war erleichtert. Die anderen hatten erstaunt Simons heimlichen Einstieg beobachtet. Doch niemand hatte etwas gesagt, um ihn nicht zu verraten. Jetzt wollten sie wissen, warum er so heimlich getan hatte.
    Simon wies auf Filippo. »Seine Tante steht auf blonde Locken.«
    Alle nickten, jeder schien zu wissen, was Simon meinte.
    »Hier.« Ira streckte ihm den Becher mit Kakao entgegen. »Für dich.«
    Simon freute sich, und er nahm dankbar den Becher und trank die süße Flüssigkeit. Tomas beobachtete die Situation argwöhnisch.
    Filippos Onkel tankte an der Tankstelle am Ortsrand, dann ließen sie die Häuser hinter sich und glitten auf der neu gebauten Straße den Hügel hinauf. Das Dorf blieb hinter ihnen zurück und mit ihm die Lichter und das Gefühl, unter Menschen zu sein. Stumm fuhren sie durch die Dämmerung.
    Simon musste an seinen Traum denken. Erst das Feuer, dann das Eis … Es war unheimlich gewesen, aber er hatte keine Angst gehabt. Die weiße Katze neben ihm war ruhig geblieben, und ihr Gleichmut hatte auch Simon beruhigt: Er hatte gewusst, ihm würde nichts passieren.
    Bald hatten sie die Autobahn erreicht. Filippos Onkel beschleunigte den Wagen und sie kamen zügig voran. Zu Simons Erleichterung nahm Filippo seine Aufgabe ernst, er erzählte Witze, die fade waren und deren Pointen sein Onkel stets mit einem Grunzen quittierte. Doch sie erfüllten ihren Zweck, Filippos Onkel schlief nicht ein.
    Der Verkehr nahm zu, je näher sie der Stadtgrenze kamen. Interessiert sah Simon aus dem Fenster. Die Dörfer und Vororte, an denen sie vorbeifuhren, erwachten gerade zum Leben, die Bewohner standen früh auf, wenn es noch kühl war und die Hitze noch nicht alles lähmte. Betten wurden gelüftet und Terrassen gereinigt, die ersten Läden öffneten, in einer Autowerkstatt flackerte das Licht auf. Sogar in den Salzgärten unten an der Küste sah Simon schon Menschen bei der Arbeit, sie schöpften mit Holzschaufeln die dünne Salzschicht ab, die sich am Tag zuvor in den flachen Wasserbecken gebildet hatte.
    Plötzlich stutzte Simon. Ihm kam es so vor, als ob ihre Fahrt kurz stoppte; nicht nur der Wagen, sondern alles um ihn herum, nur einen Lidschlag lang. Es war, als hätte jemand in das Rad der Zeit gegriffen und alles angehalten. Die Vorstellung war eigenartig. Vielleicht, dachte Simon, bin ich einfach nur müde, so wie Filippos Onkel, und bin kurz eingenickt.
    Noch ein zweites Mal hatte er den Eindruck, dass die Welt einen Augenblick stehen blieb, und wieder war es so, als würde der Zeitenlauf rucken. Im gleichen Moment sah Simon einen Schatten, der draußen auf der Straße vorbeihuschte, als wollte er sie überholen. Irritiert blickte Simon zu den anderen: Niemand schien etwas zu bemerken. Als er wieder aus dem Fenster schaute, war der Schatten verschwunden. Auch das Rucken war nicht mehr zu

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