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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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sicher.« Ashakida schnurrte zufrieden und legte sich wieder neben ihn.
    Einen Moment lang blieb Simon in der Dunkelheit stehen. Dann setzte er sich auf den Boden und lehnte sich an sie. Vielleicht, dachte Simon, hatte sie recht, und es war das Beste, sie ruhten sich aus.
    Simon spürte, wie der Atem der Leopardin ruhiger wurde. Es wurde wieder dunkel, sie hatte ihre Augen geschlossen.
    »Wie kommst du darauf, dass wir hier sicher sind?« Simon gefiel der Gedanke überhaupt nicht, eingesperrt zu sein. Er konnte sich ja nicht so wie Ashakida durch die Gitterstäbe zwängen.
    Die Leopardin seufzte und öffnete ihre Augen wieder. »Die Dorfbewohner haben dich eingesperrt, weil sie Angst vor dir haben. Nicht, weil sie dir etwas antun wollen.«
    »Und woher weißt du das?«
    »Erstens habe ich ihre Versammlung belauscht. Und zweitens, hast du nicht ihre Gefühle gelesen?«
    Ihre Frage war berechtigt. In seiner Aufregung hatte er vollkommen vergessen, dass er empfinden konnte, was andere fühlten. Erst vor wenigen Tagen, noch in seiner alten Welt, hatte er diese Fähigkeit entdeckt. Er beherrschte sie noch nicht richtig, und er bezweifelte, dass ihm das bei den Dorfbewohnern gelungen wäre, so angespannt, wie er bei ihrem Tribunal in der Markthalle gewesen war. Außerdem hätte er einen von ihnen berühren müssen, was schwierig gewesen wäre. Simon ärgerte sich. Er hätte es wenigstens versuchen müssen.
    »Aber ich habe es getan«, fuhr die Leopardin fort. »Und ich sage dir, sie haben Angst vor dir.«
    »Und was sollen wir jetzt tun?«
    »Warten.« Ashakida reckte sich.
    »Aber warum holst du mich hier nicht raus?«
    »Wie soll ich die Gittertür aufschließen? Mit meiner Schwanzspitze? Oder meinen Barthaaren?«
    Simon war nicht zum Lachen zumute. Er hatte gehofft, dass er mit Ashakidas Hilfe das Gitter überwinden konnte, durch irgendeinen Trick oder ein Talent, von dem sie ihm noch nichts erzählt hatte. In den vergangenen Tagen waren so viele unglaubliche Dinge geschehen, dass Simon nichts erstaunt hätte.
    Ashakida seufzte. »Um das mal klarzustellen: Ich kann nicht zaubern. Ich kann keine Wunder vollbringen! Ich bin in dieser Welt einfach nur eine Leopardin.«
    Simon erinnerte sie an ihre Fähigkeit, den Fluss der Zeit zu stoppen, und sie konnte auch die Gefühle anderer lesen, wenn auch nicht so gut wie er.
    Ashakida nickte. »Und das war’s dann auch schon. Die Zeit anhalten, das kann ich übrigens nicht allzu oft, das kostet unwahrscheinlich viel Kraft. Und jetzt lass mich endlich schlafen.« Sie schloss ihre Augen.
    Simon horchte in die Dunkelheit, bevor er sich auf den Boden legte. Eine Weile suchte er auf der harten Erde nach einer bequemen Schlafposition, doch erst als die Leopardin genervt knurrte und ihn an sich zog, sodass ihr Bauch seinen Rücken wärmte, kam er ein wenig zur Ruhe.
    Doch er fand keinen Schlaf. Ashakida hinter ihm atmete bald ruhig und gleichmäßig, Simon hingegen schossen immer wieder die Bilder der vergangenen Tage durch den Kopf. Sein Großvater war fest der Meinung gewesen, dass sein Enkel etwas Besonderes sei, Salvatore, der Auserwählte. Simon glaubte nicht daran. Was hatte er bisher geschafft? Sicher, er hatte Drhan aufgehalten, zumindest eine Zeit lang. Doch klar war auch: Wäre Simon nicht gewesen, dann wäre Drhan niemals in seine Welt eingedrungen.
    Ashakida hinter ihm regte sich. Sie fühlte mit ihm. Sie fauchte, und es klang nicht bedrohlich, sondern aufmunternd. »Mach dir keine Sorgen«, flüsterte sie in sein Ohr, »alles ist vorbestimmt. Alles hat seinen Sinn. Du wirst es schaffen, ich weiß es.«
    Auch wenn Simon ihren Worten nicht glauben mochte, tat es ihm gut, ihre Zuversicht zu spüren. Er rutschte noch näher an die Leopardin heran. Ashakida knurrte, doch sie rückte nicht von ihm ab. Ihr gleichmäßiger Atem beruhigte Simon, das Heben und Senken ihres Brustkorbes, die Wärme ihres Körpers. Endlich schlief er ein.

[zurück]
6
    Simon schreckte hoch, etwas hatte ihn geweckt.
    Er hatte von seinen Eltern geträumt, von seinem Bruder, vom Haus am Meer, so vertraut und so wirklich, als wäre nie etwas geschehen. Doch sein vom harten Boden schmerzender Körper machte ihm klar, dass dies hier die Wirklichkeit war. Er seufzte und setzte sich auf.
    Das Schwarz der Dunkelheit war einem schemenhaften Grau gewichen, durch winzige Ritzen in der Decke drang Licht zu ihm herab. Auch durch die Treppenöffnung fiel ein Lichtschein in den Keller. Offenbar war die Nacht vorbei,

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