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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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du … und das Feuer …«
    »Aber wie kann das sein?« Simon lachte, obwohl ihm nicht zum Lachen zumute war. »Ich weiß nichts davon!«
    Ashakida fauchte auf. »Jetzt unterbrich sie doch nicht dauernd.«
    Die Alte schien sie nicht gehört zu haben. Sie starrte ins Leere, abgetaucht in ihre Erinnerung. »Du standest plötzlich da. Hier, in unserem Haus. Ich hab mich erschreckt. Du hast gesagt: ›Keine Angst‹ …« Sie kicherte. »Ich hab aber Angst gehabt …« Erneut verstummte sie.
    Diesmal wartete Simon geduldig, bis sie weitersprach.
    »Du hast mir die Schachtel gegeben. Ich musste schwören, sie gut zu verstecken und sie dir wiederzugeben, wenn du das nächste Mal kommst. Dann hast du gesagt, dass wir unser Boot nehmen und hinaus auf die Insel fahren sollen, bevor das Feuer erlischt und das Eis das Dorf erreicht …« Sie verstummte, und diesmal blieb sie still.
    Leise knisterte das Feuer im Ofen.
    Simon setzte sich. Ihm war flau im Magen. Das alles konnte doch nicht wirklich passiert sein! Vor vielen Jahren war hier in dieser Welt genau das Gleiche geschehen wie in seiner Welt vor ein paar Tagen. Noch einmal tauchte er in die Gefühle der Alten ein. Sie waren so intensiv wie zuvor. Erneut sah er das Bild von sich, wie er vor ihr im Kaminzimmer stand, die Schachtel in der Hand. Die Hände, die die Schachtel entgegennahmen, waren die eines jungen Mädchens.
    Das war unmöglich! Wie konnte sie etwas von ihm bekommen haben, als sie jung gewesen war?
    Aber das hier war eindeutig seine Schrift. Und trotzdem war diese Schachtel sehr alt. Wie passte das zusammen?
    »Jetzt mach schon auf.« Neugierig griff Ira nach dem Bindfaden, um ihn aufzuknoten. Simon schob ihre Hand beiseite und löste selber den Knoten. Sorgfältig wickelte er die Schnur ab, dann stellte er die Schachtel auf den Küchentisch und hob den Deckel. Alle beugten sich gespannt vor.
    Der Gegenstand im Inneren war noch einmal umhüllt, mit Seidenpapier. Es war über die Jahre brüchig geworden und zerbröselte unter Simons Fingern, als er in die Schachtel griff. Vorsichtig entfernte Simon die Reste des Papiers, bis der Inhalt des Päckchens vor ihnen auf dem Küchentisch lag. Keiner sagte etwas, jeder blickte erstaunt das seltsame Ding an. Es war ein Handschuh, zumindest traf diese Bezeichnung am ehesten auf das Objekt zu. Es war länglich, glänzte weiß und hatte die Form einer Hand, daran schloss sich eine schmale Röhre an, die vermutlich den Arm aufnehmen sollte. Das Material war weich und die Oberfläche glänzte schuppig, so als wäre sie aus der Haut einer Schlange gefertigt. Kabel führten von der einen zur anderen Seite.
    Ira blickte erst den Handschuh und dann Simon fragend an.
    Der hob die Schultern: Auch er hatte so etwas noch nie gesehen.
    Behutsam strich Simon über die glänzende Oberfläche des Handschuhs. Dann nahm er ihn in die Hand. Er war leicht, viel leichter, als er es erwartet hatte. Das Material klickerte leise, als es sich bewegte. Simon betrachtete es genauer. Die Oberfläche war nicht geschlossen, sondern bestand aus vielen kleinen Plättchen, die wie die Schuppen einer Schlange übereinandergelegt waren und sich einzeln bewegten.
    »Was ist das?« Ira berührte mit ihrer Fingerspitze die Schuppenhaut.
    Simon hatte keine Ahnung. Auch Ashakida wusste nicht, was das war.
    »Los, zieh es an!« Ira sah ihn gespannt an.
    Doch Simon zögerte. Was würde passieren, wenn er seine Hand in das Ding schob? Ob es gefährlich war?
    »Jetzt mach schon! Sonst mach ich es.«
    Simon holte tief Luft. Dann steckte er seine Hand in das offene Ende und streifte es über seinen Unterarm.
    Nichts geschah. Wie ein nasser Lappen hing der Handschuh an seinem Arm herab.
    Plötzlich begannen der Boden und die Wände zu zittern. Alle sahen auf. Einen Augenblick dachte Simon, das Zittern würde von seinem Handschuh ausgelöst, und hastig streifte er ihn von seinem Arm. Doch das Vibrieren wurde stärker, und nun vermischte es sich mit einem Dröhnen. Jetzt erkannte Simon das Geräusch: Es waren Motoren. Draußen näherten sich schwere Fahrzeuge, sie rollten durch das Dorf und ließen das Fundament der Ruine beben.
    Alle waren aufgesprungen und sahen sich an. Das Dröhnen wurde immer lauter. Die Möbel knarrten, der Ofen klapperte, die Kräutertöpfe tanzten im Regal. Ein Teller fiel vom Küchentisch und zerschellte auf dem Boden.
    Plötzlich verstummte das Geräusch und es wurde still in der Küche.
    Nun waren von draußen Rufe zu hören.
    »Was ist

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