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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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hinter ihnen war voller Kinder.

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31
    Eine Weile sagte niemand ein Wort. Simon kam es vor, als wären die Kinder genauso verblüfft wie er. Dann trat einer von ihnen vor, ein schmächtiger rothaariger Junge, er war etwas jünger als Simon. Misstrauisch sah er zu ihnen herüber. »Wer seid ihr?«
    Simon warf einen kurzen Blick zu Ira und Ashakida, dann sagte er seinen Namen und auch die der anderen.
    »Und woher kommt ihr?«
    »Aus einem Dorf vor der Stadtmauer.«
    Der Rothaarige lachte mit argwöhnischem Blick. »So ein Unsinn. Auf der anderen Seite der Mauer lebt niemand.«
    Simon beteuerte, die Wahrheit zu sagen.
    »Und wie seid ihr in die Stadt gekommen?«
    Der Blick des Jungen wurde noch zweifelnder, als Simon von ihrem Weg durch den U-Bahn-Tunnel berichtete. Simon brauchte nicht in seine Gefühle einzutauchen, um zu wissen, dass der Rothaarige ihnen nicht traute.
    Ashakida knurrte ungeduldig und sprang von ihrem Lager. Ängstlich wichen die Kinder zurück. Simon spürte, sie war gereizt. Er hob die Hand, bevor sie etwas sagen konnte – er hatte das Gefühl, eine sprechende Leopardin würde die Situation nicht einfacher machen. »Lass mich reden, Ashakida.«
    Die Leopardin knurrte noch einmal, doch dann setzte sie sich neben Ira und sah ihn abwartend an.
    Simon wandte sich wieder dem Rothaarigen zu. »Wenn du uns nicht glaubst, dann sieh selber nach.« Er wies mit dem Kopf auf die Tür, durch die sie gekommen waren. »Dort geht es in den Gleistunnel. Diesen Weg sind wir gekommen. Aber pass auf, dass dich die Flutwelle nicht erwischt.«
    Der Rothaarige musterte ihn zweifelnd. Schließlich nickte er zwei Kindern zu, die losliefen und durch die Tür verschwanden. Nach einer Weile kamen sie zurück. Sie waren aufgeregt und ihre Ohren glühten. »Es stimmt! Die Tür am Ende des Gangs ist offen! Und dahinter geht es in einen Tunnel.«
    »Durch den der Stundenstrom fließt?«
    Die beiden nickten. »Wir waren unten. Alles ist nass. Es stimmt, was sie sagen.«
    Langsam schüttelte der Rothaarige den Kopf. »Das erlauben sie nicht …« Er wandte sich wieder Simon zu. »Niemand schafft es, hier raus- oder reinzukommen, wenn sie es nicht wollen.« Er verstummte nachdenklich.
    In Simons Magengrube kribbelte es ungut. »Wer sind ›sie‹?«
    »Wir nennen sie ›Die Grauen‹. Drhans Soldaten. Sie bewachen die Schläfer oben in der Stadt.« Er warf Simon einen misstrauischen Blick zu. »Was habt ihr mit ihnen zu tun?«
    »Nichts.« Simon war ärgerlich, dass der Junge ihnen nicht glauben wollte. »Die Soldaten haben das Dorf von Ira niedergebrannt und alle Bewohner in die Stadt gebracht –
das
haben wir mit ihnen zu tun!«
    »Er sagt die Wahrheit.« Ira kletterte aus dem Bett, auf dem sie gesessen hatte. »Ich habe in dem Dorf gelebt, es liegt ein Stückchen die Küste herunter. Ich habe alles mit angesehen.«
    Der Rothaarige musterte sie stumm.
    Verlegen zupfte Ira an ihrer Kleidung. Dann wies sie auf Simon. »Wir suchen seinen Großvater und auch meine Großmutter und die anderen Leute aus meinem Dorf. Habt ihr sie vielleicht gesehen? Drhans Soldaten haben sie auf Lastwagen fortgebracht.« Erwartungsvoll blickte sie die Kinder an.
    Ein blondes, vielleicht neunjähriges Mädchen beugte sich zu dem Rothaarigen und flüsterte etwas in sein Ohr. Der Junge war erstaunt. Er besprach sich mit den anderen. Dann drehte er sich wieder zu ihnen um. »Ihr kommt mit uns.«
    Simon schüttelte den Kopf. »Erst beantwortet ihr die Frage.« Er sah zu Ashakida, und sie tat ihm den Gefallen und knurrte kurz. Ihre Reißzähne blitzten auf.
    Der Rothaarige starrte die Leopardin fasziniert an. »Welche Frage?«
    »Die von Ira«, antwortete Simon. »Was wisst ihr von den Bewohnern ihres Dorfes? Die Soldaten haben sie vermutlich hierhergebracht.«
    Die Kinder tuschelten, und nach einem Nicken des Rothaarigen trat das blonde Mädchen vor. »Sie haben sie in die Stadt gefahren, auf den Lastwagen. Ich habe alles beobachtet. Ich war zufällig oben, als das Tor aufging.«
    Ira wurde unruhig. »Was ist mit ihnen passiert?«
    »Keine Ahnung. Die Lastwagen sind weitergefahren, vermutlich zum Tower. Sie machen sie zu Schläfern.«
    »Schläfer?« Simon runzelte die Stirn.
    Das Mädchen nickte. »Alle Erwachsenen in der Stadt sind Schläfer.« Niemand fand ihre Worte seltsam. Was sie sagte, schien hier die normalste Sache der Welt zu sein.
    Der Rothaarige unterbrach ungeduldig das Gespräch. »Das reicht jetzt. Wir müssen weg hier, bevor sie

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