Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt
Wassers öffnete den Durchgang. Die Tür schlug herum und prallte auf der anderen Seite gegen die Wand. Donnernd schoss das Wasser durch die Öffnung. Simon spürte, wie er hinabgesogen und in einem Wasserschwall in den Nebenraum katapultiert wurde. Hustend und spuckend tauchte er wieder auf. Auch Ira wurde durch die Öffnung gedrückt, dann Ashakida, zuletzt kam ihm sein Rucksack entgegen.
Außer Atem trieben sie in dem Strudel, der sich in dem Raum gebildet hatte. Ira leuchtete um sich. Was sie im Licht ihrer Lampe sahen, ließ Simons Herz hüpfen: Sie befanden sich in einem Schacht, in dessen Zentrum eine Treppe stand, aus Eisen gefertigt und mit breiten Stufen. Sie führte hinauf in die Dunkelheit.
So schnell sie konnten, schwammen sie auf die Treppe zu. Ira erreichte sie als Erste, nach ihr kletterte Ashakida die Stufen hinauf. Auch Simon versuchte, die rettenden Stufen zu erreichen, doch erst jetzt merkte er, wie erschöpft er war: Er schaffte es nicht, gegen den Sog des Strudels anzukommen.
»Simon!« Ira sah erschrocken, dass er mit der Strömung kämpfte. Seine Schwimmbewegungen wurden schwächer. Eilig legte sie die Lampe ab, um zurück in das Wasser springen, doch Ashakida war schneller als sie: Ohne zu zögern, sprang sie zurück in den Strudel und schnappte nach Simon. Gebannt sah Ira ihr zu. Die Leopardin hatte Simons Kragen gepackt und zog ihn mit sich, und auch Ira griff nach Simons Arm, sobald sie ihn erreichen konnte. Gemeinsam zogen sie ihn zum Rand der Treppe.
Simon kroch aus dem Wasser, auch Ashakida schleppte sich die Stufen hinauf. Ira half ihnen. Sie hielten inne und rangen nach Atem. Dann sahen sie hinab.
Die Wasseroberfläche unter ihnen brodelte und schäumte, die Flut schoss in den Raum und stieg so schnell an, als wolle sie ihnen nachsetzen. Die Tür, durch die sie gekommen waren, verschwand innerhalb von Sekunden in den Wassermassen. Schon leckte das Nass wieder an ihren Füßen.
Schnell stiegen sie weiter die Stufen hinauf.
Die Treppe endete auf einer Plattform direkt vor einer weiteren Tür, sie führte aus dem Schacht hinaus. Doch diese Tür war versperrt, jemand hatte große Ösen an das Eisen genietet und zwei schwere Stangen hindurchgeschoben. Die Metallrohre verkeilten die Tür mit der Wand und sorgten dafür, dass niemand von der anderen Seite aus den Durchgang öffnen konnte.
Gemeinsam zerrten sie die Stangen aus den Halterungen und ließen sie auf die Plattform fallen, sie waren zu erschöpft, um sie vorsichtig abzulegen. Laut dröhnte das Poltern durch den Schacht. Kurz sah Simon hinab. Das Wasser war nur noch ein paar Meter entfernt und es stieg schnell höher. Sie mussten weiter! Er griff zur Klinke und drückte sie hinab. Einen Augenblick fürchtete er, dass die Tür verschlossen war, doch zu seiner Erleichterung ließ sich der Durchgang öffnen. Warme Luft schlug ihnen entgegen. Ira hob ihre Lampe und leuchtete in die Dunkelheit: Vor ihnen lag ein weiterer Gang, etwas breiter und mit gemauerten Wänden. Er roch muffig, als sei er seit vielen Jahren nicht benutzt worden.
»Nicht stehen bleiben!« Ashakida blickte unruhig zurück. Das Wasser war jetzt dicht unter ihnen und noch immer stieg es brodelnd an.
Schnell überquerten sie die Schwelle und schlossen die Tür hinter sich. Jetzt war das Dröhnen und Rauschen nur noch leise zu hören, doch schon bald schlug das Wasser glucksend gegen die Tür. Ein Wasserstrahl schoss aus einem Spalt, dann ein zweiter, ein dritter. Die Flut drängte voran und suchte sich einen Weg.
Plötzlich wurde es still auf der anderen Seite. Die Wasserstrahlen, die durch die Türritzen spritzten, ließen nach und erstarben. Mit einem leisen Rauschen zog sich der Strom in den Schacht zurück. Die Flutwelle war vorüber.
Erleichtert sahen sie sich an. Sie sanken auf den Boden, lachten und weinten gleichzeitig, froh, der Gefahr entkommen zu sein. Ira fiel Simon um den Hals. Sie lehnte sich an ihn und hielt sich an ihm fest, ihren Kopf auf seine Schulter gelegt. Simon war erstaunt. Doch dann legte er ebenfalls seine Arme um sie.
Ashakida unterbrach die beiden, indem sie ihr nasses Fell ausschüttelte und sie mit einer Wasserfontäne besprühte. Lachend löste Ira die Umarmung und legte schützend ihre Hand vor das Gesicht. Auch Simon musste lachen und er ging mit abwehrend ausgestreckten Armen auf Ashakida zu. Sie rangelten miteinander. Fast kam es Simon vor, als sei die Leopardin ärgerlich auf ihn. Doch dann lagen sie prustend auf dem
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