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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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ihnen den Weg aus dem Gleistunnel gewiesen hatte, war auch hier die Schrift verblichen und nicht so leicht zu lesen. Bilder erklärten Schritt für Schritt, was man tun sollte. Simon fand das seltsam: Wer brauchte denn eine Erklärung, wie man eine Dusche bedient? Am auffälligsten war ein großer gelber Kreis in der Mitte des Schildes, darin drei abgerundete Dreiecke, die wie ein Propeller um einen schwarzen Punkt gruppiert waren. Irgendwoher kannte Simon dieses Zeichen. Es bedeutete Gefahr, nur was für eine Gefahr, das fiel ihm im Moment nicht ein.
    Iras Stimme ließ ihn aufmerken. Sie hatte ihre Tasche abgeworfen und war zu den Schränken gegangen, um hineinzusehen. Die meisten Fächer waren leer, jemand hatte den Inhalt geplündert. Doch hinter der letzten Schranktür hatte Ira etwas entdeckt. Akkurat zusammengefaltet lagen dort Kleidungsstücke aus dünnem Stoff – Hosen, Hemden, auch Unterwäsche und sogar Schuhe, alles war aus einem papierartigen Material gefertigt. Im Fach darüber gab es ein paar Handtücher. Alles roch muffig. Als Simon eine der Hosen aus dem Fach zog und dabei zu sehr zerrte, riss der Stoff sofort ein.
    Ira betastete die Hose in Simons Hand. »Wozu braucht man so etwas?«
    Simon erinnerte sich an eine der Zeichnungen auf dem Schild neben der Dusche. Dort hatte das Strichmännchen einen Stapel mit gefalteter Wäsche bekommen. »Vielleicht soll man das anziehen, wenn man geduscht hat.«
    »Wenn man was getan hat?«
    »Duschen. Da vorne.« Simon wies auf die Duschecke, die mit zwei Vorhängen vom Raum abgetrennt werden konnte.
    Ratlos hob Ira die Schultern, sie verstand nicht, was er meinte. Er zeigte ihr das Schild. Ira betrachtete die Bilder. Dass Wasser aus der Wand fließt und man sich darunterstellt, um sich zu waschen, war für sie unvorstellbar.
    Simon drehte am Wasserhahn, er quietschte, dann kamen die ersten Tropfen aus dem Duschkopf. Das Wasser war rostig braun, doch nach einer Weile floss es fast klar. Es war lauwarm.
    Fasziniert blickte Ira auf den Wasserstrahl. Dann drehte sie sich zu Simon um: »Ich probier das aus.«
    Sie schob Simon ein Stück fort und zog die Vorhänge zwischen ihnen zu. Simon hörte, wie sie sich auszog und ihre nasse Kleidung auf den Boden warf. Dann rauschte das Wasser. Ira schrie kurz auf und verstummte wieder. Nur ab und zu war ein erstauntes Glucksen zu hören – sie schien das Wasser auf der Haut sehr zu genießen.
    Nach einer Weile erstarb das Rauschen und das Quietschen des Wasserhahns war zu hören. Nackte Füße patschten auf dem Boden. Ira streckte ihren Kopf zwischen den Vorhängen hervor. »Und jetzt?«
    Ashakida knurrte genervt. Sie hatte die Situation wortlos beobachtet, und bevor Simon reagieren konnte, lief sie zum Schrank und holte mit den Zähnen ein Handtuch, eine Hose, ein Hemd und eine Garnitur Unterwäsche hervor. Damit huschte sie zurück zur Dusche und schlängelte sich durch die Vorhänge. Simon hörte es rascheln, dann kicherte Ira. Ashakida knurrte, doch es hörte sich nicht ärgerlich, sondern amüsiert an.
    Schließlich schlug Ira den Vorhang zurück: Sie trug die Kleidung aus dem Schrank und sah aus, als würde sie in einem Krankenhaus arbeiten. Sie strahlte. »Das Duschen war klasse! Das musst du unbedingt ausprobieren!«
    Als Simon ihr erzählte, dass er so etwas von zu Hause kannte und sie sogar eine Dusche in ihrem Haus gehabt hatten, war Ira tief beeindruckt.
    Auch Ashakida spülte sich kurz unter dem Wasserstrahl ab, zuletzt wusch sich Simon. Das saubere Wasser tat gut, auch wenn es immer kälter wurde, je länger es lief. Er trocknete sich ab und stieg vorsichtig in die papierdünne Kleidung. Dann rubbelte er die Leopardin trocken. Ashakida wollte zunächst seine Hilfe nicht annehmen, doch Simon ließ sich nicht abweisen. Schließlich genoss sie mit geschlossenen Augen die Berührung.
    Ira hatte in der Zwischenzeit ihre nassen Kleider über den Stühlen ausgebreitet und auch aus ihrem Gepäck herausgeholt, was feucht geworden war. Die meisten ihrer Vorräte waren unbrauchbar, doch es war noch genug für eine Mahlzeit da. Sie aßen gemeinsam und beschlossen dabei, vorerst hierzubleiben – bis ihre Kleidung und die Sachen aus den Taschen getrocknet waren, konnten sie sich hier ein wenig ausruhen.
    Plötzlich bemerkte Simon, dass Ira und Ashakida mit großen Augen an ihm vorbeiblickten. Irgendetwas war direkt hinter ihm. Schritte trippelten, eine Tür klackte, dann war es still.
    Langsam drehte Simon sich um.
    Der Raum

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