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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Böhrnsen befreit haben?«
    »Jeder, der durchs Tor in den Hinterhof marschiert. Wir haben vergessen, es abzuschließen.«
    »Und wir haben nicht genügend Leute, um alle Boote zu bewachen, die auslaufen könnten: in Munkmarsch, Hörnum, List …«
    »Du sagst es.«
    »Es dürfte also zwecklos sein, auch nur den Versuch zu machen.«
    »Genau.«
    Asmus setzte sich an seinen Arbeitsplatz im Verhörzimmer, den er inzwischen annektiert hatte, und verfiel ins Grübeln. Die wichtigste Erkenntnis der letzten Tage waren die Stärke und Durchsetzungskraft der Kaufmannschaft, sobald es galt, ihre Interessen zu wahren. Böhrnsen durfte als der etwas grobgestrickte Ausführende des kaufmännischen Willens gelten, wozu der Anschlag auf den Polizeichefzu zählen war – Schröder war wohl eher zufällig dazwischengeraten. Revanchiert hatte sich die Kaufmannschaft mit der Befreiung des Fuhrunternehmers.
    In den gleichen Täterkreis gehörte sicher auch der Saboteur in der Werft, der Bahnsen davor warnen sollte, Asmus zu viele Interna über Sylt zu erzählen. Eine ganz andere Kategorie stellte der Platten an Asmus’ Motorrad dar – gewiss handelte es sich nur um einen verärgerten Dorfbewohner.
    In seinen Überlegungen unterbrochen wurde Asmus durch die Ankunft von Sinkwitz. Matthiesen begleitete ihn unter Erklärungen zur aufgebrochenen Arrestzelle, was Asmus ein paar Minuten gab, um sich gegen die zu erwartenden Vorwürfe zu wappnen.
    Diese kamen wenig später geballt. Asmus mit seiner langjährigen Erfahrung hätte jemanden abstellen sollen, der die Arrestzelle bewachte, nicht die ganze Verantwortung einfach dem jungen, unerfahrenen Matthiesen überlassen dürfen! Der Eintrag in die Personalakte sei Asmus sicher. Seine derzeitige einzige Aufgabe sei, den Fehler wiedergutzumachen und Böhrnsens Versteck zu finden. Und zwar vor dem Besuch des Abgeordneten der DNVP!
    Asmus nickte und ging, innerlich kochend. In seinem Rücken zeterte Sinkwitz weiter, aber das interessierte ihn nicht. Er glaubte seine Position inzwischen gesichert genug, um nicht hinausgeworfen zu werden. Die Erfolge der jüngsten Zeit in dieser Wache waren seine.
    Asmus fuhr kurz in List vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, fand dort alles in Ordnung und ratterte weiter bis zum Möwenberg, wo er sein Motorrad abstellte und dann in das gegenüberliegende Tal der Wanderdünen einstieg. Irgendwo setzte er sich in den Sand, beobachtete die Seevögel vor dem blauen Himmel, genoss die Stille und gewann allmählich sein Gleichgewicht wieder.
    Als ärgerlich empfand er, dass nach einer Weile ausgerechnet hier auf dem Dünenkamm ein Mann auftauchte, der sich umsah und ihn dann entdeckte. Und obwohl Asmus das Tal gewissermaßen als sein Refugium für kurzeZeit besetzt hatte, schlitterte der Neuankömmling in Asmus’ Richtung im Sand hinunter.
    Unten angekommen, hielt der blonde Kerl im blauen Arbeitsanzug weiterhin auf Asmus Kurs, zog die Kappe vom Kopf, zeigte auf den Sand neben Asmus und fragte: »Darf ich?«
    »Wenn es unbedingt sein muss«, knurrte Asmus.
    »Ja. Tut mir leid.«
    Asmus merkte auf. Es handelte sich offensichtlich nicht um ein Schwätzchen. Da er selber in Uniform war, ging es wohl um dienstliche Belange. »Ich höre«, sagte er weniger unfreundlich.
    »Ihr sucht den Fuhrunternehmer Böhrnsen.«
    »Ja. Und?«
    »Nein, nein«, protestierte der Mann, »so war es nicht gemeint. Er ist nicht hier, und ich glaube auch nicht, dass er ausgerechnet bei uns in List ausreisen würde. Wir sind ihm zu dänisch, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Asmus schmunzelte. »Ja, inzwischen weiß ich das. Er wird es in Hörnum versuchen, denke ich.«
    »Ja, gut. Du bist also nicht seinetwegen heute hier?«
    »Nein, ganz gewiss nicht. Ich erhole mich. Ich versuche es wenigstens. Wie heißt du eigentlich?«
    »Ole Söndergaard.«
    »Gut, Ole, warum bist du gekommen?«
    »Wir Dänen sind beunruhigt wegen der Vorfälle in deinem Umfeld.«
    »Welche Vorfälle?«
    »Der Platten. Außerdem stehst du ständig unter Beobachtung. Wir möchten nicht, dass du glaubst, das alles ginge von uns aus. Wir haben nichts gegen dich. Einem Polizisten wie dir, der gegen wen auch immer durchgreift, bringen wir vielmehr Vertrauen entgegen.«
    »Oh. Sehr aufmunternd zu hören«, murmelte Asmus überwältigt.
    »Reiner Selbstschutz. Wenn du an Weihnachten noch auf Sylt bist, würden wir dich gerne zu einer unserer Weihnachtsfeiern einladen. Mit Nisse, Tanz, Kaffee und Kuchen und allem, was sonst

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