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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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dass Line zurückgeblieben war. »Nun, Line?«, fragte er freundlich. Sie wirkte zart wie eine Elfe, und neben ihr kam er sich wie ein Klotz vor.
    »Ich habe die Männer wirklich gesehen«, beteuerte sie. »Der eine war der Knud, den anderen kannte ich nicht.«
    »Aber in Hörnum wohnt der andere nicht?«, vergewisserte sich Asmus.
    »Nein! Dann würde ich ihn ja kennen.«
    »Natürlich. Entschuldige bitte. Die Frage war dumm.«
    Line betrachtete Asmus mit nachdenklich schief gelegtem Kopf. »Erwachsene entschuldigen sich nicht.«
    »Wer einen Fehler gemacht hat, sollte sich entschuldigen, ob Erwachsener oder Kind.«
    »In Büchern tun sie das auch nicht.«
    »Liest du gerne?«
    »Oh ja. Du auch?«
    »Aber natürlich, Line!«
    »Der Lehrer leiht mir manchmal welche«, verriet Line sehnsüchtig. »Mein Papa will das nicht. Deshalb lese ich nachts.«
    Asmus verstand. »Bei Mondlicht am Fenster. Stimmt’s?«
    Line wirkte betreten, weil sie sich erwischt sah. Dann hob sie plötzlich den Kopf und schenkte Asmus ein strahlendes Lächeln, während sie einen Finger auf ein Einzelhaus am Ende der Gasse richtete. »Unser Haus steht gerade oberhalb der Mole, siehst du? Aber du verrätst mich nicht, oder?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber du musst jetzt nach Hause, und ich sollte auch weiter.« Asmus erhob sich und streckte die Knie. Dann zupfte er behutsam an Lines Zopf, als bediene er einen Glockenschwengel. »Ich freue mich, dass ich dich kennengelernt habe, Line. Tschüs.«
    »Ja, das war spaßig«, entgegnete Line und tanzte davon.
    Der Unbekannte auf Knuds Boot konnte natürlich Böhrnsen gewesen sein. Die Zeit stimmte, und der Ort war im Gegensatz zu einer Flucht über List nachvollziehbar.
    Während sich Asmus durch die Dünen zum Südbahnhof zurückrütteln ließ, kam er zum Schluss, dass selbstverständlich für eine nächtliche Segeltour auch jede andere Begründung in Frage kam. Weiter war er also eigentlich nicht gekommen, aber für das Protokoll taugte Lines Beobachtung allemal.
    Sollte Böhrnsen tatsächlich mit dem fraglichen Boot geflohen sein, wäre er mittlerweile auf Amrum oder Föhr zu vermuten, noch wahrscheinlicher auf dem Festland. Unauffindbar also.
    Am frühen Abend kam Ose. Asmus hatte nicht das Herz, ihr Vorhaltungen zu machen, dass sie schon wieder auf diesem suspekten Uferweg unterwegs gewesen war. Auf sein missbilligendes Kopfschütteln hin warf sie abwehrend die Hände in die Höhe.
    »Ich war nicht allein, Asmus! Jörn Frees hatte die gleiche Richtung wie ich. Er wollte zu Mart. Da konnte mir wirklich nichts passieren.«
    »Ah so. Na, dann ist es ja gut«, sagte Asmus, obwohl sein mulmiges Gefühl blieb.
    »Ich habe mich nach dem Bekannten von Cord umgehört«, erklärte Ose niedergeschlagen.
    »Dann komm erst einmal an Bord und setz dich. Ich habe gerade Tee gekocht. Mit Zitronenmelisse aus Frau Bahnsens Garten.«
    »Ja, schön.«
    Ose nahm im Cockpit Platz, erhielt ihren Becher mit Tee und drehte ihn eine Weile in den Händen, während Asmus an seinem eigenen nippte und wartete.
    »Es war ein Schlag ins Wasser. Ich habe mehrere Familienhotels abgeklappert, schließlich wurde ich im Hotel Dünenhalle fündig.« Ose grunzte erbost.
    »Trink erst einmal«, mahnte Asmus.
    Ose tat es. »So ein blöder Kerl«, schimpfte sie dann. »Hat mich richtig auflaufen lassen.«
    »Wer?«
    »Gerrit. Der Concierge. Ich fragte, ob er der Portier sei oder nur zufällig am Tresen stehe. ›Du darfst mich als Concierge unseres Hauses ansprechen, Ose‹«, zitierte sie geziert.
    »Ihr kennt euch.«
    »Unglücklicherweise sind wir zusammen in die Mittelschule gegangen, er ist einige Jahre älter als ich und immer noch so pickelig wie früher. Schon damals konnte ich ihn nicht leiden, jetzt noch weniger.«
    »Warum?«, fragte Asmus geduldig.
    »Als ich den Bekannten von Cord beschrieb, wusste Gerrit gleich, um wen es ging. Erst sah er sich um, stellte fest, dass sich in der Hotelhalle gerade keine Gäste befanden,dann streckte er die gespreizten Hände in die Höhe, trippelte wie auf hohen Hacken hinter dem Tresen hervor und schleuderte mir im Sopran entgegen: ›Ich weiß, wen du meinst, liebe Ose, natürlich unseren bayerischen Zitteraal.‹«
    »Oh je.«
    »Ja. Dann sprang er wieder hinter den Tresen, griff sich ein Journal oder so etwas und erkundigte sich in geschäftigem Ton: ›Und was willst du von der Schwuchtel?‹«
    Ose hätte an dieser Stelle die Befragung abbrechen sollen, dachte Asmus mitleidig, der an

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