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Der Tote am Lido

Der Tote am Lido

Titel: Der Tote am Lido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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Motorhaube: Sie war warm. Man hörte dumpfe Schläge in schneller Folge, dann ein Klatschen, wie ein Tritt in ein Gesicht. Lunau lief zu dem Schiebetor und versuchte, durch den Spalt zu spähen. Er erkannte nur eine unverputzte Betonwand, über die Schatten tanzten, die sich im Rhythmus der Schläge bewegten. Michael trainierte mit Sandsäcken.
    Lunau umrundete die finstere Halle, an deren Grundmauern Unkraut und Gestrüpp wucherten. Eine leichte Brise rauschte in den Gräsern, irgendwo hörte man Pneus auf Asphalt. Lunau musste sich beeilen. Er kam an eine Eisentür, horchte daran, klopfte und rief leise: »Sara!« Keine Reaktion. Er klopfte gegen das Eisentor und die Hintertür eines kleinen Anbaus, immer wieder nach Sara rufend.
    Schließlich wandte er sich der erleuchteten Halle zu. An der Rückwand waren hohe Atelierfenster, die von innen mit Karton verklebt waren. Durch einen Schlitz konnte Lunau hineinsehen. Michael tänzelte barfuß und in Boxershorts um einen Sandsack, den er mit schnellen Schlagkombinationen und Drehkicks traktierte.Seine schweißnasse depilierte Haut glänzte im Neonlicht.
    Die ganze Halle war ausgestattet mit Boxringen, Punch-Balls, Hanteln und Sandsäcken. Wo war Sara? Auf dem Areal gab es nur diese beiden Hallen. In einem Erdloch? Lunau umrundete das Gebäude und sah, dass auch an dessen Ende ein kleiner Anbau war, vermutlich eine Portiersloge oder ein Heizungsraum. Vor der Tür frische Fußspuren. Turnschuhsohlen, etwa Größe 45, und dazwischen kleine Abdrücke. Eine Kindergröße. Er sah Saras schmale Füße vor sich und wollte auf die Knie fallen, um einem Gott zu danken, an den er bisher nicht geglaubt hatte. »Sara«, rief Lunau und klopfte mit der Hand gegen die Eisentür. »Sara!«
    Ein Lichtstrahl traf ihn seitlich, er fuhr herum, und da stand Michael. Mit nacktem Oberkörper und barfuß. Er hielt eine große Stablampe in der Hand und schwieg.
    »Wo ist Sara?«, fragte Lunau. Er musste sich beherrschen, damit seine Stimme nicht zitterte. Michaels massiger Körper war bereit zum Sprung. Er roch nach Schweiß und einem widerlichen Deodorant. Er schien unbewaffnet zu sein - bis auf die Stablampe.
    »Wo ist Joy? Warum sind Sie nicht bei dem Treffpunkt?«, fragte er und richtete den Lichtschein in Lunaus Augen. Dann nahm er sein Handy und wählte eine Nummer. Lunau musste schnell agieren, solange Michael allein war.
    »Ich musste mit Ihnen reden. Vernünftig reden. Ich verstehe Ihre Situation.«
    »Wo ist Joy?«
    »Wo ist Sara?«
    »Wo ist Joy?«, brüllte Michael, und dann traf die Stablampe Lunau seitlich an der Stirn, oberhalb der Schläfe. Es war eine gekonnte, ansatzlose Bewegung gewesen. Michael hatte Lunau nicht ausknocken wollen. Es war nur eine Warnung.
    »Er ist hier«, sagte Michael ins Handy.
    »Das Problem ist: Ich weiß nicht, wo Joy ist. Darüber wollte ich mit Ihnen reden. Wer auch immer Ihnen die Information gegeben hat, Joy wäre bei mir, der hat sie belogen«, sagte Lunau.
    Jetzt traf die Stablampe seine Schläfe. Lunau hatte versucht, sie abzublocken, aber dieser Michael war vierzehn Jahre jünger und deutlich schneller als er. Als Lunau seinen Unterarm auf Kopfhöhe hatte, war sein Kopf längst zur Seite geflogen, hatte kurz den Strom abgestellt und war wieder halb bei Bewusstsein, als er im Staub lag.
    Michael fasste Lunau unter den Achseln und schleifte ihn Richtung Rolltor. Er legte ihn in der Mitte eines Boxrings ab, stellte ihm einen Hocker in den Rücken und goss einen Eimer kaltes Wasser über ihn. Lunau wurde wach und sah in die vor Wut zitternden Augäpfel Michaels.
    »Sie haben zehn Sekunden, um mir zu sagen, wo Joy ist«, brüllte er, wobei der Speichel spritzte.
    »Joy war vor vier Tagen bei mir, nur ein paar Minuten. Sie bekam Angst und rannte weg.«
    »Sie sind ihr nachgerannt.«
    Woher kannte Michael all diese Details? Wer hatte Lunau verraten? Er nickte. »Ich habe sie nicht eingeholt.«
    »Was wollte Joy von Ihnen?«
    »Sie wollte mir sagen, dass der Tote Meseret war.«
    Michael stellte seine Schreierei ein und dachte einen Moment nach. Lunau betrachtete sein breites Gesicht auf dem muskulösen Hals. Es hatte einen weichen, gutmütigen Zug, selbst jetzt. War Michael als Zuhälter oder als verzweifelter Geliebter hinter Joy her?
    »Wo ist sie jetzt?«, fragte er leise. Sein Blick irrte hin und her.
    »Ich weiß es nicht, das versuche ich Ihnen doch die ganze Zeit …«
    Wieder traf die Stablampe Lunau. Diesmal an den Rippen. Die Metallkante

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