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Der Tote am Lido

Der Tote am Lido

Titel: Der Tote am Lido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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schieben?«
    »Noch brauchst du keinen Katheter.«
    Sie drehte sich um und nahm seinen Kopf zwischen die Hände.
    »Sag mir, wovor du Angst hast.«
    »Kennst du Totò De Santis?«
    Sie hielt einen Moment inne. »Was spielt De Santis hier für eine Rolle?«
    »Kennst du ihn?«
    »Dem Namen nach.«
    »Persönlich nicht?«
    »Natürlich nicht.«
    »Kannst du dir vorstellen, dass er dich schützen will?«
    »Wieso sollte er mich schützen?«
    »Kennt dein Vater ihn?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Michael hat Angst vor ihm. Ich glaube, De Santis hat Michael manipuliert. Vielleicht hat De Santis Michael verboten, gegen dich vorzugehen.«
    »Warum hätte er das tun sollen?«
    »Darauf habe ich eine Antwort gesucht.«
    »Und jetzt suchst du sie nicht mehr?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Chance gegen diese Leute.«
    »Du hast gegen jeden eine Chance.«
    Jetzt setzte er sich wütend auf. »Wovon redest du? Weißt du, wozu diese Leute fähig sind? Sie haben ein Netzwerk aus Handlangern und Informanten. Sie spüren dich überall auf der Welt auf und können dich überall treffen.«
    »Übertreibst du jetzt nicht ein bisschen?«
    »Nein. Wenn sie dich ausschalten wollen, dann tun sie es.«
    »Das wäre mir egal.«
    »Was plapperst du da?« Amanda verfügte über den Hochmut der Jugend. Sie glaubte nicht wirklich, sterblich zu sein. »Würdest du einfach so dein Leben wegwerfen?«
    »Das ist kein Leben. Auf einer Welt, in der ein paar Konzerne und das Kapital des Organisierten Verbrechens den Marktwert von Gold, Getreide, Wissen, Hunger, menschlicher Existenz bestimmen.«
    »Ach ja? Und was tust du dagegen?«
    »Ich kämpfe.«
    »Mit welchem Einsatz?«
    »Mit meiner Zeit, meiner Energie. Ich versuche nicht nur, Karriere zu machen, möglichst schnell meinen Abschluss, ein paar Masterdiplome und Bonuspunkte für meinen Lebenslauf zu ergattern. Ich verzichte auf eine ganze Menge.«
    »Und auf dein Leben würdest du auch verzichten?«
    »Ja.«
    »Und das deiner Eltern? Vielleicht trifft ihre Rache deine Mutter oder deinen Vater. Die Vorstellung macht dir keine Angst?«
    »Nein.«
    Lunau presste Luft zwischen den Zähnen hindurch. »Du hast doch sogar Angst davor, von zu Hause auszuziehen.«
    Amanda war aus dem Bett gesprungen und starrteLunau einen Moment an. Dann ging sie und knallte die Tür zu. Lunau folgte ihr, doch sie hatte sich in ihr Zimmer eingeschlossen.
    Er setzte sich an den Küchentisch, fuhr seinen Rechner hoch und suchte im Internet nach Informationen zu De Santis. Hendrik hatte recht. Es fanden sich nur schwammige Artikel über Fehden zwischen Clans, verschleppte Prozesse, in Skandale verwickelte Lokalpolitiker im Umland Neapels, über Bauprojekte und manipulierte Ausschreibungen, in die verschiedene Leute mit dem Nachnamen De Santis verwickelt gewesen waren. Aber der jüngste Artikel war zehn Jahre alt.
    Lunau klappte den Rechner zu und starrte auf den Gasherd, auf die Hängeschränke, die Fliesen über der Spüle, auf der sich das Deckenlicht spiegelte. Dann öffnete er den Kühlschrank. Er gähnte Lunau höhnisch an. Nur ein Päckchen Butter, Milch und ein diätetischer Joghurt-Drink von Mirko waren darin. Silvia hatte alle Spuren ihrer Anwesenheit getilgt, nur diesen Becher hatte sie vergessen. Warum auch immer. Lunau riss ihn wütend auf und leerte ihn in einem Zug, aber die künstlichen Süßungsmittel deprimierten ihn noch mehr.
    Er setzte sich wieder hin. Am liebsten wäre er sofort zu De Santis gefahren, um seine Kapitulation zu erklären. Aber er wusste nicht einmal, wo er wohnte.
48
    Am nächsten Morgen stand Lunau zeitig auf, nach nur einer Stunde Schlaf. Zerschlagen und geschlagen. Er musste verschwinden.
    Er sah aus dem Fenster und suchte die Wohnanlage ab. Sein Beschatter war nicht zu sehen, aber wenn De Santis’ Netzwerk wirklich so effizient war, dann würde dieser trotzdem umgehend von Lunaus Rückzug erfahren.
    Lunau hasste es, eine Arbeit auf halber Strecke aufzugeben, aber nicht einmal dieser Hass half gegen die Leere, die Silvia, Sara und Mirko in ihm hinterlassen hatten. Er wollte so schnell wie möglich die Ferienwohnung räumen, und gleichzeitig fürchtete er sich davor, weil sich in diesen Wänden die absurde Hoffnung hielt, Silvia könnte zurückkommen.
    Oba saß in der Küche und frühstückte.
    »Es tut mir leid, aber du musst heute ausziehen«, sagte Lunau.
    »Heute ist schlecht. Tagsüber bin ich am Strand unterwegs, und danach habe ich eine Sonderschicht.«
    »Ich meinte

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