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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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an der Granitmauer der Halle entlang zu einem ausgetretenen Pfad zwischen den Gebäuden. Ebers Wohnung lag offensichtlich auf der dem Gästehaus entgegengesetzten Seite der Festhalle. Und richtig, zwischen der Halle und der steinernen Kapelle standen ein paar Holzhäuser. Menma wies auf eins von ihnen.
    »Das ist Ebers Wohnung. Dort ist die Tür, durch die ich reinging, aber es gibt noch eine andere, die seine Wohnung unmittelbar mit der Festhalle verbindet.«
    »Und wo ist deine Hütte?«
    Er deutete mit der Hippe darauf. Fidelma sah, daß ein Weg für Menma zu den Ställen an der steinernen Kapelle und an Ebers Wohnung vorbeiführte. Sie hatte nicht an der Richtigkeit von Menmas Beschreibung gezweifelt, doch sie wollte sich die Geographie des Ortes auf jeden Fall selbst einprägen.
    »Wer besorgt hier das Melken?« fragte sie, während sie langsam zu den Ställen zurückgingen.
    Sie wußte nicht, ob Eadulf verstand, wie ungewöhnlich es für einen Mann war, etwas mit dem Melken zu tun zu haben. In den meisten ländlichen Gemeinden standen die Leute bei Tagesanbruch auf, und zu den ersten Pflichten des Tages gehörte es, daß der oberste Stallwärter die Pferde auf die Weide trieb und die Frauen die Kühe melkten. Deshalb war es eigenartig, daß der Stallwärter des Fürsten nicht nur die Pferde hinausließ, sondern auch das Melken beaufsichtigte.
    »Die Frauen besorgen immer das Melken«, antwortete Menma ungerührt.
    »Warum mußtest du sie dann beaufsichtigen?«
    »Das mache ich seit einigen Wochen«, meinte Menma. »Im Tal sind ein paar Rinder gestohlen worden, und Eber gab mir den Auftrag, seine Herde jeden Morgen zu kontrollieren.«
    »Ist Rinderdiebstahl hier so ungewöhnlich? Hat man die Diebe erwischt?«
    Menma erwog die Frage und kraulte sich dabei nachdenklich den Bart.
    »Es war das erste Mal, daß jemand gewagt hat, den Clan Araglin zu berauben. Wir sind hier eine abgeschiedene Gemeinschaft. Dubán hat tagelang gesucht, aber auf den hochgelegenen Weiden verlor sich die Spur der Diebe.«
    »Wie kam das?«
    »Da oben gab es zu viele Tierfährten.«
    Fidelma seufzte. Aus Menma etwas herausholen war wie Zahnziehen. »Sprich weiter. Es war kurz vor Tagesanbruch. Du machtest dich auf, um das Melken zu beaufsichtigen, und kamst an Ebers Wohnung vorbei. Was dann?«
    »Da hörte ich das Stöhnen.«
    »Das Stöhnen?«
    »Ich dachte, Eber müßte wohl krank sein, und rief, ob er Hilfe brauchte.«
    »Was geschah dann?«
    »Nichts. Es kam keine Antwort, und das Stöhnen ging weiter.«
    »Was tatest du da?«
    »Ich ging in seine Wohnung. Ich fand ihn in seinem Schlafraum.«
    »War es Eber, der so stöhnte?«
    »Nein, es war Móen, sein Mörder.«
    »Hast du Ebers Leiche sofort entdeckt?«
    »Nicht gleich. Ich sah, wie Móen am Bett kniete, mit einem Messer in der Hand.«
    »Du sagtest, es war vor Tagesanbruch. Also mußte es noch dunkel sein. Wie konntest du das im Innern von Ebers Schlafraum sehen?«
    »Eine Lampe brannte. In deren Licht sah ich Móen ganz deutlich. Er stand über das Bett gebeugt. Ich sah das Messer in seiner Hand.«
    Menma hielt inne, und sein Gesicht verzog sich angeekelt, als er sich an den Anblick erinnerte.
    »Beim Schein der Lampe sah ich Flecken auf dem Messer. Dann sah ich Flecken auf Móens Gesicht und Kleidung. Erst als ich Ebers Körper nackt auf dem Bett ausgestreckt liegen sah, begriff ich, daß es Blutflecke waren.«
    »Hat Móen etwas zu dir gesagt?«
    Menma schnaubte. »Sagen? Was hätte er denn sagen können?«
    »Hast du ihn beschuldigt, Eber getötet zu haben?«
    »Das lag doch wohl klar auf der Hand? Nein, ich ging sofort auf die Suche nach Dubán.«
    »Und wo fandest du Dubán?«
    »Ich traf ihn in der Festhalle. Er befahl mir, meine Arbeit zu machen, mich um die Pferde und Rinder zu kümmern, denn die Tiere können nicht warten, bis es den Menschen paßt.«
    »Móen blieb in dieser Zeit allein?«
    »Natürlich.«
    »Du dachtest nicht, daß er weglaufen könnte?«
    Menma schien verblüfft.
    »Wo sollte er denn hin?«
    Fidelma drängte ihn weiter.
    »Was geschah dann?«
    »Ich führte die Pferde hinaus, als Dubán und Crítán mit Móen zum Stall kamen.«
    »Crítán? Ist das der Krieger, der nach Cashel ritt?«
    »Er ist einer von Dubáns Kriegern«, bestätigte Menma.
    »Was dann?«
    »Sie brachten Móen in den Pferdestall, und Crítán band ihn an. Der Pferdestall dient immer als Gefängnis, denn wir haben kein anderes Gebäude in Araglin, das dazu taugt.«
    »Móen hatte

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