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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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verstehe. Er war also allein?«
    »Das war er«, bekräftigte der junge Mann.
    »Und du sahst ihn in Ebers Haus hineingehen?«
    »Ja.«
    »Wie?«
    Crítán blinzelte. »Wie?« wiederholte er die Frage, als habe er sie nicht verstanden.
    »Du sagst, du standest am Eingang der Festhalle. Du mußtest also acht bis zehn Schritte gehen, um Ebers Tür im Hellen zu sehen, geschweige denn in der Dunkelheit.«
    »Ach so. Als ich ihn da entlangschleichen sah, fragte ich mich, was er wohl vorhatte. Deshalb wartete ich, bis er an mir vorbei war, und ging ihm nach.«
    »Und du sahst, wie er Ebers Wohnung betrat? Wie tat er das?«
    »Durch die Tür.« Der Bursche war naiv.
    »Ich meine, tat er es heimlich oder klopfte er an oder versuchte er sich auf andere Weise bemerkbar zu machen? Wie?«
    »Ach, natürlich heimlich. Es war noch dunkel.«
    »Und in der Dunkelheit sahst du, wie Móen eintrat. Du hast gute Augen. Was tatest du dann?«
    »Ich wollte zur Herberge der Krieger und mich waschen, bevor ich Dubán ablöste«, grinste Crítán. »Also ging ich weiter. Ich wollte in nichts verwickelt werden, deshalb sagte ich auch nichts, als Teafa …«
    Er brach plötzlich ab. Sein Blick wurde unsicher.
    »Als Teafa …«, hakte Fidelma nach. »Als Teafa was?«
    »Ich war auf dem Weg an der Festhalle und den Ställen vorbei zur Herberge der Krieger, die gleich neben der Mühle steht. Teafas Hütte ist in der Nähe. Als ich vorbeikam, trat sie mit einer Lampe in der Hand heraus. Sie suchte Móen. Erst dachte ich, sie suchte Brennholz, denn sie hatte sich gebückt und einen Stock vor ihrer Tür aufgehoben. Dann erblickte sie mich und fragte mich, ob ich Móen gesehen hätte.«
    »Hast du ihr gesagt, wo sie ihn finden könnte?«
    »Ich doch nicht. Ich wollte mit diesem Móen nichts zu tun haben. Ich sagte ihr, ich hätte ihn nicht gesehen, und ging weiter. Ich wusch mich, zog mich um und ging zu Dubán. Er erzählte mir, was geschehen war.« Crítán lächelte triumphierend. »Da hast du’s. Es ist klar, daß Móen Eber und Teafa umgebracht hat.«
    Eadulf nickte gedankenvoll.
    »Es scheint logisch«, gab er zu und blickte Fidelma an.
    »Wir wollen sichergehen, daß ich das richtig verstanden habe«, sagte sie. »Du hast gesehen, wie Móen in Ebers Wohnung ging. Sie war dunkel. Es war vor Sonnenaufgang. Wie konntest du sehen, daß Móen wirklich eintrat?«
    »Leicht zu erklären. Meine Augen waren an die Dunkelheit gewöhnt. Ich war gerade im Dunkeln von Clídnas Haus zum rath geritten.«
    »Dann liefst du weiter und trafst Teafa an der Tür ihrer Hütte mit einer Lampe, wie sie Móen suchte? Als du zu Dubán gingst, vielleicht eine halbe Stunde später, erfuhrst du, daß Menma Eber und Móen gefunden hatte. Warum hast du ihm nicht erzählt, was du gesehen hattest?«
    »Das war nicht nötig. Es gab andere Zeugen.«
    »Wann hast du erfahren, daß auch Teafa getötet wurde?«
    Crítán gab sich sicher.
    »Nachdem Dubán sie suchte, damit sie Móen beruhigen sollte.«
    »Danke, Crítán, du warst eine große Hilfe.«
    Fidelma schritt gemächlich auf das Gästehaus zu, und Eadulf eilte ihr nach.
    »Brauchst du mich heute noch mal, Schwester?« rief Dubán ihnen nach.
    Fidelma drehte sich zerstreut um. »Ich möchte noch das Jagdmesser sehen, mit dem Móen die Tat begangen haben soll.«
    »Ich bringe es gleich«, antwortete der Krieger.
    Eadulf wartete geduldig, daß Fidelma das eben Gehörte kommentierte, doch sie schwieg beharrlich. Also sagte er: »Ich glaube, die Beweislage ist ziemlich klar. Augenzeugen haben Móen mit dem Messer ertappt. Da bleibt wohl nicht mehr viel zu untersuchen. So leid einem Móen auch tut, er ist der Mörder.«
    »Ganz im Gegenteil, Eadulf. Ich meine, die Aussagen unterstützen die Annahme, daß Móen nicht die Morde begangen hat, die man ihm zur Last legt«, widersprach ihm Fidelma.

K APITEL 8
    Nachdem Dubán mit dem Ersuchen um eine Unterredung zu Ebers Witwe Cranat geschickt worden war, brachte er den Bescheid, daß sie sich in einer halben Stunde in der Festhalle mit Fidelma und Eadulf treffen würde.
    Crón war schon da, als sie eintraten, und saß in ihrem Amtssessel. Vor ihr, unmittelbar unterhalb des Podiums, standen dieselben Stühle wie zuvor. Fidelma bemerkte, daß ein weiterer Stuhl neben Cróns Amtssessel aufgestellt worden war. Fidelma und Eadulf hatten kaum ihre Plätze eingenommen, als eine Frau in kerzengrader Haltung und mit einer starren, unnachgiebigen Miene eintrat. Sie blickte nicht in ihre

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