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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Bressals Herberge vorbeiführt?« erkundigte sich Fidelma. Sie erinnerte sich an das, was Bressal ihr gesagt hatte.
    »Auf diesem Weg kommt man einen halben Tag eher nach Lios Mhór, als wenn man den Weg an Bressals Herberge vorbei nimmt«, bestätigte der Alte.
    »Wer diese Männer auch sein mögen«, warf Eadulf ein, »uns hätten sie doch sicher nichts getan? Ich bin zwar hier fremd, aber soviel habe ich gehört, daß es nicht üblich ist, Ordensleuten gegenüber Gewalt anzuwenden.«
    »Mein angelsächsischer Bruder«, sagte Gadra und legte Eadulf seine magere Hand auf den Arm, »ist der Anlaß groß genug, bricht man auch den ältesten Brauch. Zu deinem Schutz solltest du dich lieber auf deinen gesunden Menschenverstand verlassen und nicht auf deine Kleidung.«
    »Ein guter Rat«, stimmte ihm Fidelma zu. »Mindestens einem von denen sind wir schon einmal begegnet.«
    Überrascht hob Eadulf die Brauen.
    »Tatsächlich?« fragte er.
    »Wo?« wollte Dubán wissen.
    »Der mit dem Arm in der Schlinge«, fuhr Fidelma ungerührt fort, »war einer von denen, die Eadulf vor zwei Tagen verwundete, als sie Bressals Herberge überfielen. Sein Pfeil bohrte sich tief ins Fleisch.«
    »Eadulf traf einen Angreifer mit einem Pfeilschuß?«
    Der alte Gadra sah Eadulf mit unverhohlenem Staunen an. Dann begann er zu lachen.
    Eadulf schnaubte verärgert.
    »Manchmal verlasse ich mich nicht nur auf meine Kleidung, wenn ich mich verteidigen muß«, meinte er trocken.
    Gadra schlug ihm auf die Schulter.
    »Ich glaube, du gefällst mir, mein angelsächsischer Bruder. Manchmal vergesse ich, wie nötig man pragmatische Menschen braucht. Man kann nicht über einen Fluß rudern, wenn man keine Riemen hat.«
    Eadulf wußte nicht recht, wie er das auffassen sollte, und beschloß, es als Kompliment zu nehmen.
    Dubán schaute immer noch ernst drein.
    »Bist du sicher, daß dies die Männer waren, die Bressals Herberge angriffen?«
    Fidelma nickte.
    »Wir können es bezeugen.«
    »Ich glaube, wir müssen so schnell wie möglich zurück zum rath von Araglin.«
    »Was ist mit Menma?« fragte Eadulf, doch Fidelma warf ihm einen Blick zu, der ihn verstummen ließ.
    Dubán wandte sich stirnrunzelnd um, er hatte ihren warnenden Blick nicht gesehen.
    »Wieso Menma?« fragte er.
    »Eadulf hat überlegt, wer den rath verteidigen könne, wenn die Banditen ihn angreifen«, erklärte Fidelma eilig.
    Dubán schüttelte den Kopf.
    »Menma wäre keine große Hilfe. Aber der Crítán und andere meiner Krieger sind dort. Doch diese Räuber reiten vom rath weg, also brauchen wir uns um seine Sicherheit keine Sorgen zu machen, Bruder.«
    Eadulf zuckte die Achseln. Er begriff, daß es Fidelma aus diesem oder jenem Grunde für sich behalten wollte, daß Menma an dem Überfall auf Bressals Herberge teilgenommen hatte. Da merkte er, daß Gadra ihn forschend musterte. Er wandte sich ärgerlich ab und führte sein Pferd zum Weg zurück.
    Nun ritt ihnen Dubán schneller voran als zuvor, er ließ das Pferd traben, so oft es der Pfad durch die engen Hohlwege erlaubte und die niedrigen Äste sie nicht behinderten.
    Eine Weile später flüsterte Gadra dem vor ihm sitzenden Eadulf ins Ohr: »Sei getrost, mein angelsächsischer Bruder. Wenn du zweimal denkst, bevor du einmal redest, sprichst du doppelt so weise.«
    Eadulf preßte die Lippen zusammen und fluchte innerlich über den Scharfblick des Alten.

K APITEL 12
    Crítán brachte Móen in das Gästehaus. Fidelma sah dies als geeigneteren Ort für seine Befragung an als den Stall, in dem er gefangengehalten wurde. Außer Fidelma und Eadulf war nur Gadra anwesend. Dubán besprach sich mit Crón wegen der Viehräuber.
    Es herrschte Schweigen, als der junge Krieger mit seiner üblichen beleidigenden Arroganz den unglücklichen Móen herbeischleppte. Befriedigt stellte Fidelma fest, daß Crítán sich wenigstens weiter bemüht hatte, Móen sauberzuhalten und ihm einen Rest von Menschenwürde zu bewahren. Ihr tat das arme Wesen leid, als es nun in den Raum geschoben wurde. Móens Gesicht zeigte tiefe Furcht, denn er wußte und verstand nicht, was um ihn herum vor sich ging.
    Crítán drückte ihn auf einen Stuhl, und er saß da mit hängendem Kopf. Crítán grinste Fidelma an.
    »Na?« fragte er. »Was nun? Was für Kunststücke wollt ihr ihm beibringen?«
    Gadra trat vor und zischte Crítán wütend an. Einen Moment glaubte Fidelma, er werde den arroganten Burschen schlagen.
    Dann ereignete sich etwas Merkwürdiges.
    Móen

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