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Der Tote im Eiskeller

Der Tote im Eiskeller

Titel: Der Tote im Eiskeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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ähnelte der der Pastoren, allerdings waren die Stoffe ihrer Umhänge erheblich kostbarer. Konkurrenz an Prächtigkeit machten ihnen nur noch die Reitenden Diener des Rats, die in knielangen Pluderhosen, schwarzen Strümpfen und aus schimmernden Stoffen genähtem Wams unter dem kurzen schwarzen Mantel auf ihren zu Hochglanz gestriegelten Pferden den Zug anführten. Aber nur gegen guten Lohn.
    Als Rosina das Haus der Malthus’ erreichte, säumte eine große Menge Neugieriger die Düsternstraße. Hier und da wurde geflüstert, auch einmal leise gelacht, sonst war es so still, dass hinter den alltäglichen Geräuschen der Stadt selbst das Eintauchen von Riemen in das Wasser des Bleichenfleets zu hören war. Sogar die Kinder, die sich in der Hoffnung eingefunden hatten, die trauernde Familie werde mit einem Obolus für die Armen die Aufnahme des lieben Verstorbenen in den Himmel zu beschleunigen suchen, versagten sich ihr gewöhnliches Gerenne und Geschrei.
    Rosina schlängelte sich bis in die zweite Reihe. Vor dem Haus stand der Leichenwagen mit seinem schwarz verhängten Himmel, die vor ihm und die hinter ihm aufgereihtenKutschen waren mit Rappen bespannt. Auf den Böcken saßen in tiefes Schwarz gekleidete Kutscher, unter denen sie auch Brooks erkannte.
    Endlich wurde die Haustür geöffnet, ein Raunen und Seufzen ging einer Welle gleich durch die Menge, dann war es wieder still. Hälse wurden gereckt, Schultern schoben sich weiter vor, und Rosina fühlte sich unversehens in die erste Reihe gedrängt. Sie wäre lieber in der zweiten geblieben, doch die Menschen standen fest geschlossen wie eine Wand hinter ihr, da gab es kein Zurück.
    Als Erster trat der Pastor auf die Stufen vor der Tür, ein noch junger Mann, den sie nicht kannte. Ihm folgten Elias Malthus, und nach einigen weiteren Männern, von denen eine Stimme in Rosinas Rücken behauptete, sie seien Verwandte aus Lübeck, Wandsbek und Husum und der Handelsgärtner Bueck, folgten Claes Herrmanns und der Stadtkommandant mit drei seiner Offiziere. Die Männer, alle in langen Trauermänteln, traten mit gesenktem Kopf zur Seite, und unter dem nächsten Aufseufzen der Zaungäste am Straßenrand trugen sechs der Malthus’schen Gärtner, der Aufseher des Gänsemarktgartens ganz vorne, den mit Blumen und Trauerflor geschmückten Sarg zum Leichenwagen. Weitere Männer traten auf die Straße, schritten in verhaltener Hast am Leichenwagen vorbei und verschwanden, wie nun auch Claes Herrmanns, in den Kutschen.
    Die Tür wurde von innen ins Schloss gezogen.
    «Wo sind die Damen?», fragte ein fremdländisch wirkender Herr. «Und die Verwandten? Gibt es nicht auch eine Verlobte?»
    «Die hat wirklich Pech gehabt», sagte eine Frau mit grämlichem Gesicht, die ihre knochentrockenen Augen betupfte. Sie steckte ihr Tüchlein unters Mieder und beugte sich dem Fremden vertraulich zu. «Noch nicht imEhebett und schon Witwe. Und dann ist er nicht mal gestorben, wie es sich gehört. Wo die Frauen sind, fragt Ihr?» Sie musterte ihn missbilligend. «Ihr seid wohl nicht von hier? Dem Sarg dürfen doch nur Männer folgen, das ist bei uns Gesetz. Die Frauen bleiben zu Hause. Die reinste Verschwendung», seufzte sie nach einer kleinem Pause, «er war so ein schöner Mann und so tüchtig, der wäre sicher Stadtkommandant geworden. Und jetzt? Jetzt darf er nicht mal ein richtig schönes Begräbnis haben.»
    «Kein schönes Begräbnis?», mischte Rosina sich ein. «Ich dachte, er wird auf dem Friedhof von St.   Michaelis begraben, neben seinem Vater.»
    «Ein Malthus? Von wegen auf dem Kirchhof, die haben ein Familiengrab in der Gruft.»
    «
Das
war eine Beerdigung, als der alte Wilhelm Malthus dieses Frühjahr heimgegangen ist», schwärmte eine andere, «da fehlte nichts. Wohl mehr als tausend sind dem Sarg gefolgt, auch Reitendiener, Chor, Scholarchen und Ratsherren, alles. Und die Kutschen! Ich will ja nichts sagen, aber der arme Elias, das muss ihn einen Sack voll Geld gekostet haben, da kann er froh sein, wenn sein Bruder – na du weißt schon. Schon wieder so eine Beerdigung, nach gerade einem halben Jahr, das ruiniert sein Geschäft. Und weiß man, wie lange es die arme Madame Malthus noch auf Erden hält? Nach solchen Schicksalsschlägen?»
    «Dass du dich nur nicht versündigst, Maria», wies die andere sie in die Schranken. «Aber sieh dir das doch mal an», fuhr sie, wieder an Rosina gewandt, fort: «Wird das ein ordentlicher Leichenzug? Gerade mal zwanzig Männer, na,

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