Der Tote im Eiskeller
Hebammenschule und unter einer ausgemalten Kuppel ein ‹Anatomisches Theater› als Sezierraum und für den Unterricht der Wundärzte, in dem auch
‹Selbstmörder und von unbekannter Hand gewaltsam Getötete entkleidet zur Schau gestellt und mitunter seziert›
wurden. Von 1769 – 71 wurde das Haus prachtvoll neu erbaut. 1842 fiel es dem ‹Großen Brand› zum Opfer, nur die Bacchusstatue vorm Eingang wurde gerettet. Sie bewacht nun den Eingang zum Ratskeller im ‹neuen› Rathaus.
Ewer
Der in den vergangenen Jahrhunderten meistgebaute deutsche Segelschifftyp. Für die Hamburger und die Anrainer der Unterelbe war er im 18. Jh. sozusagen das Allround-Schiff für alle Gelegenheiten. Die flachbodigen, offenen, bis 1820 nur einmastigen Segler unterschiedlicher Größe wurde z. B. zum Transport landwirtschaftlicher Produkte und von Brennmaterial aus dem Umland, als Fährschiff oder Postewer, aber auch für die Fluss- und Küstenfischerei eingesetzt.
Fleete
werden die Kanäle der Innenstadt genannt, die seit dem 9. Jh. zugleich als Entwässerungsgräben, Müllschlucker, Kloaken, Nutz- u. Trinkwasserleitungen und Transportwege dien(t)en. Die meisten waren (und sind noch)breit und tief genug für Elbkähne und die gestakten (→) Schuten. Viele F. fielen bei Ebbe flach oder trocken, so wurden die Lastkähne mit auflaufendem Wasser zu den Speichern u. a. Häusern in der Stadt gestakt, entladen und mit ablaufendem Wasser zurückgestakt. Im 18. Jh. existierten 29 F., die zusammen 18 Wasserstraßen bildeten. Im 19. Jh. wurde ein Drittel zugeschüttet, seit dem Wiederauf- und Umbau der Stadt nach dem 2. Weltkrieg gibt es noch ein Dutzend, davon fünf in der Innenstadt.
Fronerei
Eine Art Polizeistation und Untersuchungsgefängnis auf dem ‹Berg› genannten Platz südwestlich der Hauptkirche St. Petri. Im Keller befand sich eine ‹Marterkammer› für ‹peinliche Befragungen›, die zu dieser Zeit nur noch mit Genehmigung des Rats erfolgen durfte. Die letzte offizielle Folterung fand in Hamburg 1790 statt. Der Fron, sozusagen der Fronerei-Chef, war zugleich der Scharfrichter. Für Gefangene der bürgerlichen Klassen wurde 1768 in dem aus dem 14. Jh. stammenden Turm des Winser Tores am Meßberg eine (allerdings erheblich gemütlichere) Arrestantenstube eingerichtet.
Fuß
Die Maße und Gewichte waren wie die Währungen im Deutschen Reich des 18. Jh.s ein einziges Kuddelmuddel. Handelsstädte wie Hamburg veröffentlichten umfangreiche Listen und Umrechnungstabellen, um den internationalen Handel in dieser Hinsicht halbwegs reibungslos zu gestalten. Ein ‹Fuß hamburgisch› entsprach 0,2866 m.
Gängeviertel
Die seit dem beginnenden 17. Jh. durch rapides Anwachsen der Bevölkerung immer enger werdende Stadt führte innerhalb der Befestigung zu wilder Bautätigkeit. Besonders in der nördlichen Neustadt und im südöstlichen Umfeld der Hauptkirche St. Jakobi entstanden Labyrinthe aus teilweise extrem schmalen Gassen (Gängen) und verwinkelten Höfen zwischen immer maroderwerdenden, aufgestockten und angebauten Fachwerkhäusern – Elendsquartiere mit dramatischen hygienischen und sanitären Verhältnissen. Eine Untersuchung im späten 18. Jh. ergab, dass etliche, die hier lebten, nicht einmal ein eigenes Hemd besaßen. Den Bürgern galten die G. als Brutstätte allen sittlichen und kriminellen Übels. Durch die Nähe zum Hafen und die billigen Unterkünfte entstand hier spätestens im 19. Jh. eine Arbeitersubkultur. Seit Mitte jenes Jh.s wurde der Abriss diskutiert, doch erst nach der Choleraepidemie 1892 und dem Hafenarbeiterstreik 1896/97 begann die Flächensanierung. Als Letztes wurde zw. 1933 und 1938 das als Hochburg der KPD geltende G. um den Großneumarkt im Schatten der Michaeliskirche abgerissen, offiziell aus hygienischen Gründen.
Garnison
Seit dem ausgehenden Mittelalter gab es in Hamburg für Zeiten der Bedrohung Söldner, um 1600 die ersten (ca. 50 bis 100) auf Dauer. Nach Ausbruch des 3 0-jährigen Krieges wurde eine regelrechte Garnison von bis zu 3000 Mann samt Militärgerichtsbarkeit und Verwaltungsinstitutionen aufgebaut. 1712 wurde die Zahl von 2000 besoldeten Soldaten festgelegt (Infanterie, Artillerie, Kavallerie). Die meisten, insbes. die Offiziere, kamen von fürstlichen Heeren in die Stadt, die Kommandanten alle. Gerichtsinstanz bei militärischen Vergehen war der Kommandant, er berief das Kriegsgericht. Als zweite Instanz fungierte
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