Der Tote im Eiskeller
Jh. als Harlekin auch in Deutschland verdrängte. Es gab ihn auf allen europäischen (Wander-)Bühnen, in England als Punch, Clown oder Pickelhering, in Spanien als Leporello, in Frankreich als Pierrot, in Russland ist es Petruschka, in Holland Jan Tambour.
Hensel, Friederike (1738 – 1789)
wurde als beste deutsche Schauspielerin ihrer Zeit gefeiert. 1767/68 gehörte sie zum
Hamburger Nationaltheater
, im Ensemble gefürchtet, da sie keine andere neben sich gelten oder auch nur wachsen ließ. Ihr Einfluss auf das Unternehmen, zu dem G. E. Lessing als Dramaturg gehörte (
Hamburgische Dramaturgie
), war groß. Obwohl ihr Ehemann zum Ensemble gehörte, ging sie ‹eine Ehe linker Hand› mit ihrem Direktor Abel Seyler ein, den sie 1772 auch mit der rechten heiratete. Nach dem Ruin des Theaters gastierte sie mit seiner Schauspielergesellschaft in vielen Städten, u. a. in Wien. Dort hat sie ihr damals vielbeachtetes, schon 1770 gedrucktes Stück
Die Familie auf dem Lande
überarbeitet, es wurde unter dem neuen Titel
Die Entführung oder die zärtliche Mutter
aufgeführt und 1772 gedruckt. H. gehört zu den vielen vergessenen Dramatikerinnen, allein dreißig sind für die Zeit von 1770 – 1800 nachgewiesen, von ihren sechzig Originalstücken wurde mindestens die Hälfte aufgeführt und in Literaturzeitungen rezensiert.
Hornwerk
Außenwerk einer Befestigungsanlage aus zwei miteinander verbundenen Halbbastionen. Das hier erwähnte oberhalb des steilen Geestabhanges zur Elbe vorder südwestlichen Ecke des Befestigungswalls diente der Verteidigung nach Westen und gegen Angreifer vom Fluss, es flankierte die benachbarten Bastionen Albertus und Casparus und schützte den Hafen.
Kabriolett
Die leichte, gut gefederte zwei- bis dreisitzige Kutsche ist eine Entwicklung des Rokoko (wegen der Leichtigkeit und des Fahrverhaltens auf holperigen Straßen nach dem frz.
cabrioler
: Luftsprünge machen). Es ist in der Regel einspännig und nach vorne offen mit herunterklappbarem Verdeck. Ebenfalls eine ‹halbierte› Kutsche oder Equipage ist das geschlossene Coupé (frz.
couper
: abschneiden).
Kaffeehaus
Das K., lange eine reine Männerdomäne, war Anlaufpunkt für Reisende aus aller Welt und Treffpunkt der Bürger und Diplomaten; es gab Spielzimmer, internationale Zeitungen und jede Menge wirtschaftlichen, politischen und privaten Klatsch. Theoretisch für jeder Mann, egal welchen Standes, offen, hatte jedes K. seine ‹Szene›, Hamburger Literaten und Gelehrte z. B. trafen sich im
Dresser’schen
bei der Zollenbrücke, in dessen Vorderzimmer sich die Redaktion der (→)
Hamb. Addreß-Comtoir-Nachrichten
befand. Hamburgs erstes K. wurde nahe Börse und Rathaus wahrscheinlich 1677 von einem engl. Kaufmann oder 1680 von dem Holländer Cornelius Bontekoe, dem späteren Leibarzt am preußischem Hof, eröffnet. Hamburg war zentraler Kaffee-Umschlagplatz für Nordeuropa. Ab 1763 passierten jährlich ca. 25 Mio. Pfund den Hafen, 1777 gab es hier 276 Kaffee- und Teehändler. Die wichtige Rolle der K.er zeigt, dass
Lloyd’s
, eine der bedeutendsten Versicherungsgesellschaften, bis heute den Namen des Londoner K.besitzers trägt, an dessen Tischen sie Ende des 17. Jh.s mit Seeversicherungen entstand.
Laterna magica
Ob sie von dem niederländischen Mathematiker,Astronom, Physiker und Uhrenbauer Christiaan Huygens (1629 – 95) erfunden wurde, der in ihr das umgekehrte Prinzip der Camera obscura anwendete, oder dem in Thüringen geb. Jesuiten und Universalgelehrten Athanasius Kirchner (1602 – 80), der sie zuerst beschrieb – die L. m. ist die Urmutter des Dia- und des Filmprojektors. Ihre Namen reichen von schlicht
Laterne
über
lucerna magica catoptrica-dioptrica sive thaumathurga megalographica
bis zu
Zauber-
oder
Schreckenslaterne
. Als Lichtquelle diente eine durch entspr. Linsen verstärkte Kerze, kleine Öllampe oder nur das Sonnenlicht. Die Illusion von Bewegung im projizierten Bild (seit dem 18. Jh.), z. B. Windmühlenflügel oder ein seinen Hut ziehender Reiter, entstand durch zwei übereinander gebrachte Glasbilder, von denen eines an einem Faden oder Stäbchen bewegt wurde. In einer Zeit, als es keine bewegten Bilder gab, waren die Projektionen, die durch das Zusammenspiel von einer oder mehreren geschliffenen Linsen und Licht leuchtenden und enorm vergrößerten Objekte, so begeisternd wie erschreckend. Da wurde aus einer Fliege ein Ungeheuer an der Wand, aus einem kleinen,
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