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Der Tote im Grandhotel

Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Bellin
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Truppenübungsplatz in der DDR gewesen?
    »Vielen Dank«, hauchte sie.
    Tatjana nickte.
    »Nix für ungut«, murmelte sie. »Ich mach' hier meine Arbeit.
    Mach' ich's nicht, macht's jemand anders. Und ich passe jedenfalls auf, daß alles wieder heilt. Auch das gleene Loch in der Brust …
    Klar? Ich bin Fachfrau. Viele bezahlen dafür, daß ich es ihnen tüchtig gebe.«
    Britta nickte und wagte zu fragen: »Werden Sie … ich meine …
    komm' ich noch einmal dran?«
    Tatjana zuckte mit den Schultern.
    »War nicht klug, hier heimlich ne Flieche zu machen.«
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    »Ich weiß.«
    Nein, diese Tatjana würde sich nicht rühren lassen. Jetzt überprüf-te sie Brittas Ketten.
    »Lang genug«, befand sie mit einem Seitenblick zum Nachttopf
    und verschwand.
    Eine Sächsin! Eine sächsische Domina! Vielleicht hieß sie gar
    nicht Tatjana. Elfriede vielleicht oder Silvia. Aber zu DDR-Zeiten waren wohl viele Kinder mit russisch klingenden Namen benannt
    worden.
    Jedenfalls war ich nicht ihr erstes Opfer.
    Die hat Routine. Macht es gewerbsmäßig. Ob der Alte und sein
    teuflischer Neffe das Sadistentheater nur für sich inszenieren? Oder ob sie die Disketten wirklich verscheuern?
    Wieder fielen Britta Geschichten von Videos ein, auf denen ge-
    zeigt wurde, wie eine Frau wirklich zu Tode gequält wurde. Es sollte Liebhaber geben, die höchste Preise für authentische Streifen zeigten. Zum Beweis, daß das Opfer wirklich tot war, wurde hinterher noch eine kleine Obduktion vorgenommen. Das hatte sie gelesen.
    Wo nur? In einer Zeitschrift? Oder lediglich in einem Krimi? Britta schielte mehrmals zu dem Nachttopf hin. Schließlich rappelte sie sich unter Schmerzen auf, kroch aus dem Bett und weihte ihn ein.
    Wenn schon, denn schon.
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    9. Kapitel
    s war ein kalter Abend. Im Park war es schon vorbei mit der
    EBlütenpracht. Die Krähen aus Polen und Rußland, für die Ber-
    lin und seine Umgebung eine Sommerfrische in ihrem Winter dar-
    stellte, versammelten sich für die Nacht unter apokalyptischem
    Gekrächze in einzelnen Bäumen, die unter ihrer Last zu wanken
    schienen und wirkten wie mit großen, schwarzen Früchten über-
    laden.
    Bernd Wedel empfand das triste Ambiente als durchaus passend
    zu seiner Stimmung. Der Fall ›Mord im Hotel‹ drückte auf Gemüt
    und Magen. Es ging nicht voran. Die Leute im Hotel waren ent-
    weder doof, oder sie schwiegen aus Angst. Herrgott, es mußte doch möglich sein, die beiden Gäste aus dem Mordzimmer im Grandhotel aufzuspüren. Sie hatten sich doch nicht in Luft aufgelöst!
    Der Zimmermann wollte den Fall im Fernsehen vorstellen. In sei-
    ner Sendung Aktenzeichen XY ungelöst, die vielleicht ein bißchen bieder, aber jedenfalls recht erfolgreich war. Hunderttausend Laien als Detektive, Sheriffs und Kommissare lebten Jagdinstinkte aus. Da wurde der verständliche Wunsch nach Recht und Ordnung und
    manchmal wohl auch der Hang zum Petzen aktiviert, der schon
    kleinen Kindern eigen war.
    Als Fachmann fühlte man sich zwiespältig, wenn man solche un-
    gebetene Hilfe bekam. Machte auch viel Arbeit. Dumme Tips von
    Übereifrigen. Privaten Feinden sollte eins ausgewischt werden. Trotzdem fanden die blinden Hühner öfter ein Korn.
    Wedel eilte durch den Park nach Hause. Totensonntagstimmung.
    Gut, wenn man seine Oase hatte. Monica würde das Essen fertig
    und den Wein zum Öffnen hingestellt haben.
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    Mady Saparonsky hatte ihm heute nachmittag ihre Theorie mit-
    geteilt, fix und fertig aus der Jeanstasche: Dealer-Ehepaar wollte an Kurier liefern. Andere kriminelle Bande war ebenfalls interessiert.
    Sie drangen ins Hotelzimmer ein, erschossen den Kurier und … und
    … ja, wie war es? Jaaa. Sie nahmen die Frau mit und töteten sie un-terwegs. Auch den Mann fingen sie vor dem Hotel ab und karrten
    ihn ebenfalls zu der bewährten und beliebten Mülldeponie. Peng!
    Yes, Sir!
    Jeden Tag stand so etwas in der Zeitung. Chicago war längst auch in Berlin. Aber Wedel wußte: An diesem Fall war irgend etwas faul.
    Er fühlte das unangenehme Kribbeln das Rückgrat hinunter, wenn
    er daran dachte. Und die Gedanken drängten sich in seine Freizeit, das war gar nicht gut.
    Wenn die Russen-Mafia dahintersteckte, war Aufklärung ziemlich
    aussichtslos. Die italienische Mafia funktionierte immerhin nach gewissen Regeln, aber bei der Ost-Kriminalität herrschte das organisierte Chaos. Viele kochten da ihr Süppchen. Manche arbeiteten
    noch für'n Appel und 'n Ei.
    Es gab angeblich Tarife: Finger brechen:

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