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Der Tote im Grandhotel

Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Bellin
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kam vom Einkaufen. Hatte zwei schwere Tüten, wird
    ja immer mehr, als man denkt. Da geht die Tür vom Fischladen
    auf. Also dieser Laden mit den Stufen zwei Häuser weiter. Ist gar kein richtiger Laden, ich seh' da auch nie jemand kaufen, aber teure Autos stehen da oft rum. Die Frau sah aus wie die im Fernsehen …«
    »Rita, der Reihe nach!«
    »Also, einer guckt aus dem Laden raus, nach rechts und nach
    links, ich war noch ein Stück davor. Dann kommt ein häßlicher
    alter Knopp raus, sah aus, als hätte er einfach einen Mantel über seinen Pyjama gezogen, hatte aber ne Mütze auf, so eine, wie der Mark Goellner immer verkehrtrum trägt, und er hat eine ganz junge Frau untergehakt. Die sah aber erbarmungswürdig aus, ganz ver-
    ängstigt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß sie nicht freiwillig mitging.«
    »Erzähl dem Kommissar von den anderen Kerlen.«
    »Aus der Tür guckte einer, der sah aus wie der Sascha Hehn frü-
    her, hübsch. Mehr hab' ich nicht hingeguckt. Es wäre zu auffällig gewesen.«
    »Aber du hast doch gesehen, wie der Olle mit der Kleenen in det Auto stieg, Himmel noch mal, Rita!«
    »Du läßt einen ja nicht zu Wort kommen. Also, der Alte und die
    junge Frau stiegen in ein Auto, wo auch so Politiker drin fahren, lang und schwarz, wohl Mercedes, aber ich hab' nicht extra drauf geachtet. Mit Chauffeur. Sie stiegen beide hinten ein, und los
    ging's. Jetzt, wo ich es Ihnen erzähl', kommt es mir gar nicht mehr so aufregend vor. Oder doch?«
    Wedel lächelte sie an, so nett er konnte.
    »Oh, das kann man so nicht sagen. Wir gehen der Sache nach. Es
    101
    war unbedingt richtig, mit uns zu sprechen, Frau Weiss. Herr Weiss, wir wissen Ihre Courage zu schätzen. Benehmen Sie sich in der
    nächsten Zeit bitte ganz normal. Wenn Sie einkaufen, schauen Sie nicht extra zu dem Laden hin. Zeigen Sie kein Interesse, wenn jemand rauskommt oder reingeht. Das gilt für Sie beide, bitte.«
    »Wir dürfen jetzt keinen Argwohn erregen. Wenn etwas dran ist
    an Ihrer Beobachtung, hängt sehr viel von Ihrem Verhalten ab«,
    kämpfte Mady Saparonsky um das letzte Wort. Das kleine Luder
    wollte sich nicht abhängen lassen.
    »Vielen Dank, daß Sie sich zu dieser Aussage entschlossen haben.
    Ordentliche Bürger sollten zusammenhalten«, erklärte Wedel mar-
    kig und reichte beiden Weissens die Hand. Kein Wort davon, daß
    sie sich früher hätten dafür entscheiden müssen. Das brachte eh nichts mehr.
    Klar, es war ein Zufall. Keine Tüchtigkeit, keine überwältigende Kombinationsgabe. Einfach Kommissar Zufall. Warum auch nicht?
    Er hatte oft die Hand im Spiel. Aber jetzt kam die Feinarbeit. Vielleicht steckte ja auch gar nichts dahinter. Doch Wedel hatte ein gutes Gefühl. Und Mady sagte von sich aus, sie habe in diesem Falle
    ›ein mächtig gutes Feeling‹.
    Also wurde der Laden so unauffällig wie möglich observiert. Wenn einer der beiden Lieferwagen ›Seafood Murmansk‹ losfuhr, folgte ihm jeweils ein ziviler Fahnder, im Golf oder im Renault, auch ein privater Ford und sogar ein Audi kamen dran.
    Zwei Tage und Nächte lang stellte sich das Unternehmen Fisch-
    laden als völlig unergiebig dar. Die lieferten Dosen und lose Muscheln in Eis an Restaurants und Geschäfte aus. Wedel war nahe daran, zu resignieren. Saparonsky legte sich zu Hause die Tarot-Karten und hatte daraufhin weiter ›ein gutes Feeling‹.
    Dann, am dritten Tag, gab es den Durchbruch: Der eine Lieferwa-
    gen kurvte aus der Stadt hinaus und bog schließlich in die impo-sante Einfahrt zu einer Villa ein. Das Tor öffnete und schloß sich 102
    automatisch.
    Der junge Beamte meldete Wedel die Entdeckung über Funk. Er
    hatte ein bißchen spioniert:
    »Natürlich hätte hier eine Party stattfinden können mit Köstlichkeiten von ›Seafood Murmansk‹ auf dem kalten Buffet. Aber der
    Lieferwagen ist hiergeblieben, steht neben der Villa, fünfzehn Meter von einem kleinen See entfernt. Direkt vor der Villa parkt ein Sportwagen, nichts Besonderes, mehr sportlich als Sport. Draußen am
    Tor steht ›Im- und Export GmbH‹. Sieht alles reich und edel aus.
    Muß früher ein Freizeitheim für SED-Bonzen gewesen sein oder so.
    Und eben fuhr ein langer, schwarzer Mercedes vor.«
    »Ein Mercedes?«
    »Sag' ich doch. Soll ich weiterhin dem Lieferwagen folgen?«
    »Ja. Aber erst mal will ich die genaue Adresse. Haben Sie die Karte zur Hand? Quadrat? Straße?«
    Der Beamte machte präzise Angaben. Die Gegend stimmte. Da
    gab es diese Villen und Schlösser,

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