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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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bedächtig. »Ich kenne Miss Hunt schon, Mrs. Warwick-Smith. Ich habe sie sogar hergefahren. Ich fürchte...«
    Grace lachte übermütig, und Delia dachte: Welch ein helles, angenehmes Lachen! Gar nicht das einer Kranken. Sie ist eine faszinierende Frau. Kein Wunder, daß Keith Wallace und der Doktor so begeistert von ihr gesprochen haben. Wenn doch der Sergeant nur endlich zur Sache käme!
    Aber Grace ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Dann ist wohl Miss Hunt zu schnell gefahren. Wie ungezogen von ihr. Aber bestrafen Sie sich nicht zu hart, Sergeant. Sie müssen wissen, daß Henry unterwegs ist, und sie beeilte sich, damit ich nicht zu lange allein bliebe. Und außerdem hat sie sich verfahren.«
    Delia stand unvermittelt auf. Das war mehr, als sie ertragen konnte. Grace war so ganz anders, als sie erwartet hatte: fröhlich, freundlich und natürlich. Keine mürrische Bettlägerige, die in Selbstmitleid schwelgte. Und jetzt würde sie diesen furchtbaren Schlag erleiden. Delia blickte Sergeant Cave an, der offensichtlich alle seine Kräfte zusammennahm und dann mit unnatürlich lauter Stimme sagte: »Nein, Mrs. Warwick-Smith, es war nichts dergleichen. Ich fürchte, daß ich eine schlechte Nachricht für Sie habe. Es betrifft Ihren Mann.«
    Für einen Moment herrschte vollkommene Stille, und dann hörten sie die leise, aber sehr feste Stimme von Grace: »Sie meinen, daß Henry einen Unfall hatte, daß er... daß er...«
    Der Sergeant nickte traurig, und Grace legte sich in ihre Kissen zurück. Sie sah sehr bleich und angespannt aus. Dann sagte sie sehr beherrscht: »Bitte, erzählen Sie. Ich werde nicht ohnmächtig. Sagen Sie mir nur alles.«
     

3
     
    Eine leise Stimme fragte an ihrer Seite: »Mittagessen, Miss, ja?«
    Delia drehte sich schnell um. Sie hatte durch die großen Verandafenster auf den See geschaut und den Nebel beobachtet, wie er von der grauen Oberfläche des Wassers immer höher stieg. Im Salon sprach Sergeant Cave noch immer mit Mrs. Warwick-Smith. Delia war vor wenigen Minuten hier herausgetreten, nachdem ihr Sergeant Cave diesen Wunsch von den Augen abgelesen hatte. »Danke, Miss Hunt«, hatte er gesagt. »Ich nehme an, Sie möchten gern auspacken. Ich werde Sie rufen, sobald Mrs. Warwick-Smith Sie braucht.«
    Erstaunlicherweise schien aber Grace überhaupt niemanden zu brauchen. Obwohl sie so zerbrechlich aussah, hatte sie die Nachricht mit Haltung und Würde aufgenommen. Nur die beängstigende Blässe ihrer Wangen und das leichte Zittern, das sie nicht verbergen konnte, zeigten, wie sehr sie in Wirklichkeit leiden mußte. Nachdem Cave gesprochen hatte, blickte sie zu Delia und versuchte beruhigend zu lächeln. »Ja. Gehen Sie nur, meine Liebe. Das war alles schrecklich für Sie. Packen Sie Ihre Sachen aus und ruhen Sie ein wenig. Ich werde Sie rufen, wenn der Sergeant gegangen ist. Er hat sicherlich noch etliche Fragen an mich.«
    Unnatürlich beherrscht, dachte Delia. Sollte das heißen, daß die Reaktion erst später kommen würde? Sie versuchte erst gar nicht, ihr Zimmer zu finden, um ihre Sachen auszupacken, und stand deshalb auf der Veranda, als Huia ihr vorschlug, Mittag zu essen. Sie drehte sich zu Huia um und erblickte eine kleine gedrungene Person mit makellos sauberer Schürze, ein runzliges kluges Gesicht, zwei lange schwarze Zöpfe mit breiten weißen Strähnen und sanfte braune Augen, die sie zwar höflich, aber dennoch abschätzend musterten.
    Offensichtlich war Huia mit dem, was sie sah, zufrieden, denn sie wiederholte die Einladung. »Etwas essen, Miss. Sie schön müde. Schlimme Sache, he? Ich Ihnen Zimmer zeigen, und dann Sie essen.«
    »Vielen Dank, Mrs.... Mrs....« Delia hatte wenig Erfahrung mit Maoris und wurde verlegen. Huia lächelte, wobei sie ihre weißen Zähne zeigte und die großen Lücken, die dazwischen waren.
    »Huia, nicht Missis. Mein Mann ist Eru. Nicht Mister und Missis. Zu viel Unsinn. Zu lang. Nur Huia und Eru. Und Sie sind Miss Delia.«
    »Danke, Huia. Sie haben einen schönen Namen. Sie haben recht, ich sollte meine Sachen in mein Zimmer bringen, wenn Sie mir zeigen, wo es ist. Der Sergeant hat die Sachen mitgebracht, aber ich habe es ganz vergessen.«
    Huia begleitete sie die Treppe hinauf zu einem großen, freundlichen Zimmer mit Blick auf den See. Delia war entzückt über die Blumen auf dem Tisch und die Bücher, die in einem Regal neben ihrem Bett standen. Huia sah zufrieden aus. »Missus kommen gestern, um alles sehen, und sagen Huia, alles

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