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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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und ärgerte sich über ihre schulmädchenhafte Ausdrucksweise. Also fügte sie mit gespielter Gleichgültigkeit hinzu: »Aber wenn man einen Menschen nicht gekannt hat, ist es etwas anderes.« Doch im selben Augenblick verlor sie wieder die Beherrschung und fragte atemlos: »Oh, Dr. Shaw, wie konnte das nur geschehen? Wie konnte mir nur jemand den... den Toten ins Auto legen? Und warum? Es regt mich so schrecklich auf. Und natürlich tut es mir für Mrs. Warwick-Smith leid. Wie geht es ihr?«
    Er antwortete ruhig. »Sie hält sich sehr tapfer, aber selbstverständlich war es ein schwerer Schlag für sie. Das ist schlimm bei ihrem derzeitigen Gesundheitszustand. Ich hoffe nur, daß Sie bei ihr bleiben und daß dieser unglückliche Anfang Ihnen nicht die Lust nimmt. Ich verstehe, daß es Sie nach diesem Schreck Überwindung kostet, aber...« Er zögerte und sah Delia forschend an.
    Sie gestand ihm ganz ehrlich: »Zuerst wollte ich weglaufen. Auf der Stelle. Ich wollte sofort wieder heimfahren und die ganze Geschichte vergessen. Aber der Sergeant gab mir zu verstehen, daß es feige wäre. Und dann lernte ich Mrs. Warwick-Smith kennen — nun, Sie wissen ja selbst, welchen Eindruck sie auf Menschen macht«, schloß sie verwirrt.
    Er schwieg einen Moment, dann aber, als hätte er ihre letzten Worte nicht gehört, fragte er: »Also werden Sie bleiben? Das ist lieb von Ihnen. Wir müssen jetzt erst einmal ihre Reaktion abwarten. Im Moment begreift Mrs. Warwick-Smith noch gar nicht die Situation in ihrem vollen Ausmaß, aber wenn sie erst soweit ist... Ich bin allerdings hier als ihr Freund, nicht als ihr Arzt. Falls sie einen Arzt brauchen sollte, bitten Sie Dr. Brown aus Lakelands her. Im Augenblick besteht aber kein akuter Anlaß dafür.«
    »Sie ist eine großartige Frau, nicht wahr? Soll ich jetzt zu ihr gehen?«
    »Ja, ich glaube, das wäre gut. Sie und Huia werden sie schon richtig versorgen. Sie braucht jetzt viel Ruhe. Drängen Sie sie nicht, unbedingt etwas zu essen. Wissen Sie schon, daß sie an Magenbeschwerden leidet?«
    »Ja, Huia erzählte es mir. Ich finde nur seltsam, daß jemand wegen Verdauungsbeschwerden so krank aussehen kann.«
    Er lächelte. »Die Verdauung ist sehr wichtig, müssen Sie bedenken, und so ein chronisches Leiden ist schwierig zu behandeln und schwer zu ertragen. Aber wir können hoffen, daß es ihr bald besser geht, wenn sie den Schock erst überwunden hat. Also, Miss Hunt, ich bin erleichtert, daß Sie gewillt sind hierzubleiben. Ich bin froh, daß ich Mrs. Warwick-Smith Ihrer Obhut anvertrauen kann.«
    Seine Stimme klang warm, und Delia brachte den Mut auf zu fragen: »Was halten Sie von der ganzen Sache, Dr. Shaw? Hat die Polizei recht? Ist er tatsächlich ermordet worden? Und wie um alles in der Welt kam er in mein Auto?«
    Er schüttelte den Kopf. »Mir ist das Ganze ein Rätsel, aber wir können die Lösung getrost der Polizei überlassen. Über Ihre Rolle in dieser Geschichte sollten Sie nicht zu viel nachdenken. Es hilft nichts, wenn Sie sich auch bemühen, dahinterzukommen. Für einen Laien ist das unmöglich.«
    »Ich weiß. Aber trotzdem läßt es mir keine Ruhe.« Sie lachte plötzlich leise auf. »Übrigens, Dr. Shaw, ist dieser entsetzliche junge Mann, den mit dem Bart meine ich, wirklich verrückt?«
    Dr. Shaw lächelte jetzt auch. »Nur etwas exzentrisch. Ein frustrierter Künstler, der ein bißchen übertreibt. Seien Sie seinetwegen unbesorgt. Er hängt sehr an Mrs. Warwick-Smith und verehrt sie wie ein Minnesänger. Das nimmt ihn alles ziemlich mit. Halten Sie den Hitzkopf nur so lange von ihr fern, bis er sich wieder abgekühlt hat, und wundern Sie sich über nichts, was er sagt oder tut. Überlassen Sie ihn nur Huia, sie wird sogar mit temperamentvollen Künstlern fertig.«
    »Sie ist wunderbar. Ich kannte bis jetzt die Maori nicht näher. Ich hätte nicht gedacht, daß sie so sind.«
    »Huia und Eru gehören noch einer anderen Generation an, völlig unverbildet von unserer sogenannten Zivilisation. Sie sind rührend treu, wenn sie an einem Menschen hängen, aber äußerst rachsüchtig gegen ihre Feinde.«
    »Meinen Sie damit Mr. Warwick-Smith?« fragte Delia zögernd. Der Doktor antwortete rasch: »Nicht unbedingt. Sie haben ihn nicht gerade geliebt, aber sie gingen ihm aus dem Weg, und er hat sie auch nicht weiter belästigt.«
    »Es scheint, daß ihn niemand besonders geliebt hat. War er denn so wenig liebenswürdig?« fragte Delia.
    »Das kann ich schwer

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